Basketball:Plötzlich Kämpfer

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Der FC Bayern München entscheidet ein enges Playoff-Spiel gegen Berlin und geht in der Viertelfinal-Serie der Bundesliga wieder in Führung. Dafür musste er jedoch seinen Stil verändern.

Von Christopher Meltzer, München

An Playofferfahrung mangelt es Marko Pesic freilich nicht. Mit Alba Berlin hat er in der Basketball-Bundesliga (BBL) sechs Meisterschaften gewonnen. Seit 2011 arbeitet Pesic für den FC Bayern München. Auch mit seinem neuen Verein ist er Stammgast in der Meisterrunde. Jetzt, da München und Berlin seit einer Woche das BBL-Viertelfinale ausfechten, glaubte er, mal wieder eine Erfahrung teilen zu müssen. "In den Playoffs", sagte Pesic am frühen Samstagabend zum Streaming-Dienst telekombasketball.de, "gibt es eine goldene Regel: Du musst kämpferisch mindestens auf demselben Niveau sein wie dein Gegner."

Natürlich kramte Pesic diese Regel nicht grundlos hervor. Er wollte das vor dem wichtigen dritten Spiel der "Best-of-five"-Serie bewusst betonen. Nachdem die Bayern nämlich im ersten Treffen noch 95:68 über Alba hergefallen waren, waren sie im zweiten Spiel in Berlin überrumpelt worden. Pesic erklärte das so: "Sie waren kämpferisch auf einem sehr hohen Niveau." Am Samstagabend befolgten die Bayern, was ihr Geschäftsführer indirekt gefordert hatte: Sie kämpften sich zurück - und müssen nach dem 80:73 (37:34) in der eigenen Halle nur noch ein Spiel gewinnen, um ins Halbfinale vorzustoßen.

Das kommt nicht unerwartet. Das Viertelfinale sehen die Bayern nur als Durchgangsstation, sie verfolgen höhere Ambitionen, haben die Meisterschaft als Ziel ausgegeben. Die großen Konkurrenten, Bamberg und Ulm - letztere führen nach dem 87:76 gegen Ludwigsburg am Samstagnachmittag ebenfalls mit 2:1 -, warten erst noch. Und doch verwundert die Art und Weise, wie diese Serie zwischen München und Berlin gerade verläuft. Ihr Stil hat sich nämlich verändert.

Berlin versucht sich festzubeißen, doch Bayern hat die besseren Einzelspieler

Im ersten Treffen hatten die Bayern ihre Rivalen noch vorgeführt. Sie tricksten mit dem Ball und spielten schicke Extrapässe. Jetzt müssen sie kämpfen. Das drückte sich am Samstagabend immer wieder aus: Auf dem Weg in die Halbzeitpause keiften sich Münchens Alex King und Berlins Tony Gaffney an. Später erhielt Bayerns Vladimir Lucic ein unsportliches Foul, weil er Niels Giffey einfach umgeschubst hatte. Immer wieder belegten die Schiedsrichter beide Teams mit Zusatzstrafen.

Und wie das so ist, wenn zwei Mannschaften auf Härte setzen, leidet die Spielqualität. Den Berlinern kommt das entgegen. Es ist vermutlich sogar ihre einzige Chance, um es mit den Bayern aufzunehmen. Ihren Einzelspielern fehlt es an Klasse. Vor zwei Wochen haben sie zudem ihren Trainer Ahmet Caki entlassen. Unter Interims-Coach Thomas Päch versuchen sie gerade einfach, sich irgendwie in der Serie festzubeißen.

Fast wäre diese Taktik auch am Samstag aufgegangen. Lange führten die Berliner in München. "Am Ende waren wir aber zu hektisch", analysierte Center Bogdan Radosavljevic. Die Bayern konnten sich derweil auf das Talent ihrer Führungsspieler verlassen. Als Reggie Redding den Vorsprung eine Minute vor dem Ende mit einem Kunstwurf auf vier Punkte ausbaute, war der Widerstand gebrochen.

Am Dienstag wartet auf die Bayern nun der erste Matchball. Und selbst wenn der schiefgehen sollte, bleibt den Münchnern noch eine weitere Chance, ins Halbfinale einzuziehen. Für sie ist diese Berlin-Serie inzwischen jedoch anstrengender als gedacht. Vielleicht liefert sie den Bayern aber eine Erfahrung, die ihnen später in den Playoffs weiterhelfen könnte: Sie haben gelernt, zu kämpfen.

© SZ vom 14.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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