Playoff-Finale im Basketball:Mal total entspannt, mal extrem angespannt

Basketball:  Brose Baskets Bamberg - FC Bayern München

Der Münchner Topscorer Vladimir Stimac (in Rot) dominierte in Spiel eins der Serie unter dem Korb. Den Bambergern blieb zu häufig nur das Nachsehen.

(Foto: dpa)
  • Bayern-Coach Pesic gibt sich vor dem zweiten Spiel gegen die Brose Baskets Bamberg entspannt. Er ist von seinem Team überzeugt.
  • Trotzdem will er die Spannung möglichst hoch halten, da er um die Stärke der Bamberger Dreierschützen weiß.
  • Bei den Brose Baskets könnte der Flügelspieler Josh Duncan sein Comeback nach einer Verletzung geben. Er soll für mehr Rebounds sorgen.

Von Joachim Mölter

Svetislav Pesic ist gut drauf vor dem zweiten Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft zwischen seinem FC Bayern und den Brose Baskets Bamberg an diesem Mittwochabend (20 Uhr). Gelassen sitzt er in einem Nebenraum der bereits ausverkauften Münchner Halle, er lächelt viel, er scherzt ein wenig, selbst über die schlechten Erinnerungen an das letzte Playoff-Duell der beiden Klubs vor zwei Jahren plaudert er launig hinweg.

Seinerzeit waren die von Pesic erst im Verlauf der Saison übernommenen Münchner mit einem Auswärtssieg ins Halbfinale gestartet, hatten die Best-of-five-Serie dann aber noch 2:3 verloren gegen den späteren Champion. "Wenn mich Marko damals eher geholt hätte", sagt Pesic munter grinsend, "hätten wir die Serie auch gewonnen."

Familienbande bringt Erfolgsserie

Nun sind zweieinhalb Jahre vergangen, seit Marko Pesic, der Geschäftsführer der FC-Bayern-Basketballer, seinen Vater als Trainer engagiert hat, und nach dem Halbfinal-Aus von 2013 hat das Team tatsächlich keine Playoff-Serie mehr verloren. Sie ging also als Titelverteidiger in den Vergleich mit dem Meister der vier vorangegangenen Jahre, der am Sonntag genauso begonnen hat wie vor zwei Jahren: mit einem Auswärtssieg der Münchner, 84:73.

Basketball:  Brose Baskets Bamberg - FC Bayern München

Zu selten so viel Zug zum Korb: Ryan Thompson (l.) gegen Bayerns Bryce Taylor. Bambergs Coach sähe gern mehr solche Szenen im zweiten Finalspiel.

(Foto: Daniel Loeb/dpa)

Svetislav Pesic scheint sich aber keine ernsthaften Sorgen zu machen, dass die Bamberger wie 2013 in der zweiten Partie ihrerseits mit einem Auswärtssieg kontern und sich den Heimvorteil in der Best-of-five-Serie gleich wieder zurückholen. Der 65-Jährige wirkt jedenfalls überhaupt nicht mehr so angespannt wie noch im Verlauf des schwer umkämpften und erst nach Verlängerung des letzten Spiels entschiedenen Halbfinales gegen Alba Berlin. "Wenn man so eine intensive Serie gewinnt, freuen sich die Spieler natürlich", sagt Pesic, aber Zufriedenheit sei der größte Gegner von Sportlern: "Wenn die Spannung nachlässt, ist das immer gefährlich."

Hauptaugenmerk auf die Abwehr

Der gerade sehr entspannt wirkende Svetislav Pesic will seine Spieler also unter Spannung halten, unter Strom, vor dem nächsten Duell mit Bamberg. Er hat beim Training am Montag und Dienstag noch mal an Details gefeilt, weil ihm nicht alles gefallen hat, vor allem in der Defensive nicht.

Weil der FC Bayern am Sonntag von den zunächst hochprozentig treffenden Bambergern 28 Punkte im ersten Viertel kassiert hat, ließ er noch mal Abwehrvarianten gegen Distanzwürfe üben. "Wir wissen, wie wir das verhindern können", erklärt er, "es gelingt nur nicht immer. Und Bamberg ist eine Mannschaft, die sehr gut werfen kann. Wenn sie in ihren Rhythmus kommt, kann sie jedes Spiel gewinnen."

Bamberg mit zu viel Respekt

Falls er das nicht nur sagt, um Spannung und Konzentration seiner Spieler aufrechtzuerhalten, traut er den Gästen anscheinend mehr zu als die sich selbst. Die spielten ihre Stärken nach dem verheißungsvollen Beginn am Sonntag nämlich nur noch zaghaft und zögerlich aus.

Der aufgrund von drei mehr oder weniger deutlichen Niederlagen im Saisonverlauf (52:90 und 63:87 im Eurocup, 90:96 in der Bundesliga) ohnehin große Respekt vor dem FC Bayern schien mit jeder Minute noch zu wachsen. Vor allem in Korbnähe und bei den Rebounds ordneten sich die sowieso kleiner gewachsenen Bamberger fast demütig den Münchner Größen Vladimir Stimac (16 Punkte, sechs Rebounds) und John Bryant (zwölf Punkte, sechs Rebounds) unter und ließen sie gewähren.

So ein Entgegenkommen erwartet Svetislav Pesic nicht noch einmal: "Bamberg wird alles unternehmen, um sein Spiel zu verbessern." Der FC-Bayern-Coach glaubt zwar nicht, dass die Bamberger ihr auf Athletik, Schnelligkeit und Distanzwürfe basierendes Spielkonzept grundlegend ändern können in dieser kurzen Zeit zwischen den Begegnungen, aber abgesehen davon "rechne ich mit allem, auch damit, dass sie mit Josh Duncan spielen".

Duncan nur als Notlösung?

Der 28 Jahre alte Flügelspieler war zuletzt wegen einer Verletzung aus der Rotation von Trainer Andrea Trinchieri gefallen; als siebter Ausländer im Kader durfte er nur noch zuschauen, weil in der Bundesliga nur sechs eingesetzt werden dürfen. Man weiß nicht, wie fit er momentan ist, in jedem Fall fehlt ihm Spielpraxis. Aber viel weniger effizient als sein Landsmann Dawan Robinson am Sonntag kann Duncan auch nicht sein.

Bambergs Coach Trinchieri hat sich am Sonntag um die Frage gewunden, ob der Einsatz des reboundstarken Duncan eine Option sei: "Das Rebounden war heute eine Sache des Herzens, ich glaube nicht, dass da ein größerer Körper helfen kann." Sollte Josh Duncan am Mittwoch auflaufen, wird man das beim FC Bayern wohl entspannt registrieren - und quasi schon als Notruf der Bamberger interpretieren.

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