Basketball-Playoffs:Alle wollen den FC Bayern sehen

FC Bayern Muenchen v Brose Baskets - BBL Playoffs

Bayern-Basketballer Robin Benzing (links) und Bambergs AJ Ogilvy im Playoff-Halbfinale

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wie einst Lakers und Celtics: Die Halbfinalserie zwischen Meister Bamberg und Herausforderer FC Bayern beschert der Basketball-Bundesliga eine nie gekannte Aufmerksamkeit. Die anderen Klubs verfolgen das bayerische Duell mit gemischten Gefühlen.

Von Joachim Mölter

Hermann Schüller hat mal beim FC Bayern München Basketball gespielt, in den Siebzigerjahren war das, während seines Studiums. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum er seinem früheren Klub die Daumen drückt, wenn der am Donnerstag (20.30 Uhr/Sport 1) bei den Brose Baskets Bamberg um den Einzug ins Finale der Basketball-Bundesliga (BBL) kämpft.

Der einstige Spielgestalter Schüller ist heute geschäftsführender Gesellschafter der EWE Baskets Oldenburg, die fast zur gleichen Zeit (20 Uhr) in der zweiten Halbfinalserie das Team von Ratiopharm Ulm empfangen. Vorausgesetzt, die Oldenburger gewinnen, wovon Schüller natürlich ausgeht, und die Münchner täten es ebenfalls, käme es von Sonntag an zum Finale zwischen diesen beiden Siegern: "Das würde mich wirklich freuen", sagt Schüller, 61: "Zum einen wegen der Medienaufmerksamkeit, zum anderen, weil wir dann größere Chancen auf den Titel hätten."

Sein Team käme mit den Münchnern besser zurecht als mit den Bambergern, glaubt Schüller, zudem hätte es gegen den FC Bayern einen Heimvorteil, den es gegen den Hauptrundenersten Bamberg nicht hätte. Aus dem gleichen Grund hofft auch Ulms Geschäftsführer Thomas Stoll auf einen Bayern-Erfolg; natürlich unter der Prämisse, dass sein Klub ins Finale kommt.

Vollkommen einig sind sich die Manager darin, dass sie es etwas schade finden, dass ihre Halbfinalserie im Schatten des Duells zwischen Bamberg und dem FC Bayern steht - obwohl sie genauso hochklassig und umkämpft ist und in einem entscheidenden fünften Spiel eskaliert. Vor allem, dass die Fernsehkommentatoren immer wieder erzählen, dass zwischen dem Titelverteidiger Bamberg und dem aufstrebenden FC Bayern bereits der kommende deutsche Meister ermittelt wird, nervt sie.

Damit, dass der übertragende Sender Sport 1 bevorzugt die Partien des FC Bayern live überträgt, so wie an diesem Donnerstag, haben sie weniger Probleme. "Es wäre auch dumm, sich darüber zu ärgern", sagt Ulms Medienchef Martin Fünkele, "da muss man nur einen Blick auf die NBA in den Achtzigerjahren werfen, mit den Los Angeles Lakers und den Boston Celtics." Damals entwickelten diese Klubs eine vielbeachtete Rivalität, welche die dahindümpelnde amerikanische Profiliga in neue Höhen hievte - davon profitierten letztlich alle Klubs, bis heute.

Interesse aus der Werbewirtschaft

Einen ähnlichen Effekt erhoffen sie sich in der BBL nun auch von den bayerischen Rivalen Bamberg und München. "Das ist die Serie, die die Zuschauer am meisten in den Bann zieht", stellt Liga-Sprecher Dirk Kaiser fest. Das vierte Halbfinalspiel zwischen dem FC Bayern und Bamberg schauten sich am vorigen Sonntag neben den 6700 Besuchern in der Halle durchschnittlich 370 000 Menschen am Fernseher an, in der Spitze sogar 500 000.

Alle bisherigen Playoff-Partien dieser beiden Klubs haben deutlich bessere Werte als zum Beispiel das Vorjahresfinale zwischen Bamberg und Ulm. Und selbst für das zweite Halbfinale zwischen Oldenburg und Ulm interessieren sich noch rund 20 Prozent mehr Menschen als für die vergleichbaren Serien des Jahres 2012. "Das hat eine Sogwirkung auf die anderen Klubs", sagt Schüller über das Basketball-Projekt des Fußballmeisters. Die BBL erwartet jedenfalls neue Saison-Bestmarken bei den Einschaltquoten; bevor der FC Bayern im Herbst 2011 in die Liga aufstieg, schauten ja selten mehr als 100 000 Leute zu.

"Das sind erstmals Zahlen, die auch für die Werbewirtschaft interessant sind", sagt Ulms Geschäftsführer Stoll. Bislang schlug sich das steigende Zuschauer-Interesse ja nur bedingt nieder; von dem Geld, das die BBL aktuell für Übertragungsrechte bekommt, bleibt beispielsweise nichts übrig für die Klubs. "Aber wenn wir uns mittelfristig als Nummer zwei hinter Fußball etablieren können, kann es sein, dass das Fernsehen mehr Geld gibt", hofft Stoll. "Das wäre hilfreich", pflichtet Schüller bei.

Wenn die Marke FC Bayern der ganzen Liga zu mehr Aufmerksamkeit und damit indirekt auch zu mehr Einnahmen verhilft, finden das natürlich alle prima. Andererseits macht sich auch schon die Sorge breit, dass der FC Bayern dank seiner wirtschaftlichen Potenz bald die Liga dominieren könnte. Schon jetzt monieren die Klubs, dass die Münchner die Preise treiben, weniger bei ausländischen Spitzenkräften als vielmehr bei deutschen Talenten. "Es ist verrückt, was da momentan aufgerufen wird", erzählt Thomas Stoll und warnt: "Wenn die Bayern irgendwann alle Spiele mit 30 Punkten gewinnen, wäre das wieder ein Rückschritt."

Auch Hermann Schüller hofft, dass sein früherer Klub "seine Einkaufspolitik aus dem Fußball nicht überträgt, sondern im Basketball behutsamer vorgeht und die anderen Klubs mitkommen lässt". Neben der Marke FC Bayern hat die BBL ja tatsächlich noch einen anderen Reiz: dass sie so ausgeglichen ist.

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