Basketball Playoff-Finale:Vorteil FC Bayern

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Heiko Schaffartzik: Kämpft mit dem FC Bayern um den Titel (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Spektakulär hat sich der FC Bayern ins Finale um die deutsche Meisterschaft manövriert, nun gibt es gegen Bamberg ein bayerisches Duell.
  • In Sachen Titelgewinn spricht einiges für die Münchner.
  • Den Liveticker finden Sie ab 15 Uhr hier.

Von Joachim Mölter und Matthias Schmid, München/Bamberg

Von diesem Sonntag an (15 Uhr, live in Sport 1) kommt es zum ersten innerbayerischen Duell um die deutsche Basketball-Meisterschaft der Männer - Oberbayern gegen Oberfranken. Titelverteidiger FC Bayern München und die Brose Baskets Bamberg kämpfen in einer Best-of-five-Serie um den Titel 2015, die Bamberger haben aufgrund ihres ersten Tabellenplatzes in der Hauptrunde zunächst Heimrecht. Die beiden Teams in der sportlichen Analyse:

Point Guards: Ein Punkt für Bamberg

Die Münchner haben einen klassischen Spielmacher: den 21 Jahre alten Serben Vasilije Micic. Obwohl er Partien mit seiner Unbekümmertheit entscheiden kann, lässt ihn Trainer Svetislav Pesic nicht immer spielen; er hat in Anton Gavel und Heiko Schaffartzik noch zwei erfahrene Männer. Deren Stärken liegen allerdings noch mehr im Werfen, deshalb agieren sie bisweilen als Shooting Guards, wo sie mit wilden Dreiern den Gegner zur Verzweiflung treiben. In Bamberg fehlt ein klassischer Regisseur, auch wenn Brad Wanamaker für viele Experten der beste in dieser Saison war. In Wanamaker, Janis Strelnieks und Dawan Robinson verfügen die Brose Baskets über drei variable Spieler, die auf den Positionen 1 und 2 mit ihrer Schnelligkeit, Wendigkeit und Treffsicherheit das Spiel prägen.

Fazit: Bamberg ist einen Tick besser besetzt, weil Wanamaker und Strelnieks mit ihren Aktionen und Punkten ein Spiel fast alleine gewinnen können.

Shooting Guards: Mehr Auswahl bei Bayern

Hier hat der FC Bayern Variationsmöglichkeiten. Gavel und Schaffartzik können auflaufen, meistens beginnt aber Kapitän Bryce Taylor. Mit Athletik und Sprunggewalt zieht er in höchster Geschwindigkeit zum Korb und schließt mit einem Layup oder mit einem Dunk ab. Zudem hat er ein feines Händchen für die Dreier aus der Distanz. In Paul Zipser hat er einen vielseitigen Backup, der für seine 21 Jahre schon ein erstaunliches Repertoire hat. Nicht zu vergessen: Lucca Staiger, der Dreier in Serie verwandelt, wenn er einen Lauf hat. Auffälligster Shooting Guard bei Bamberg ist Ryan Thompson, der erfolgreichste Werfer seines Teams (13,2 Punkte im Schnitt), ob seiner Athletik und seines schnellen Abschlusses nur schwer zu verteidigen. Thompson ist aber auch oft auf dem Flügel zu finden, dann hat Bamberg in Karsten Tadda nur noch einen Defensiv-Spezialisten, der mit seiner lästigen Art dem besten Werfer des Gegners den Spaß verderben soll.

Fazit: Vorteil für den FC Bayern, weil er mehr und zudem erfahrenere Leute zur Verfügung hat.

Small Forwards: München leicht vorne

Dank Kapitän Taylor und dem gelegentlich ebenfalls auf dieser Position eingesetzten Talent Zipser ballt sich auf dieser Position die Athletik des FC Bayern. Denn hier läuft auch Münchens cleverer Topscorer Nihad Djedovic auf (15,7 Punkte im Schnitt), der zuletzt kaum zu bremsen war. Zug zum Korb, Wurf aus der Distanz, Tempo beim Gegenstoß - das Repertoire des gebürtigen Bosniers mit deutschem Pass ist breit. Obwohl er mit seinen 2,08 Meter offensiv ein Mismatch für die meisten Gegner darstellt, saß Nationalspieler Robin Benzing zuletzt oft auf der Bank. Defensiv ist er zu langsam. Bamberg hält auf dieser Position mit NBA-Flair dagegen: Der erst im März gekommene Darius Miller war zuvor bei den New Orleans Pelicans, und Ryan Thompson, der ja auch oft auf dieser Position spielt, hat einen Bruder, der für die Sacramento Kings spielt (und neulich auch mal in Bamberg zugeschaut hat). Miller und Thompson sind schnell, sprunggewaltig, furchtlos - das spricht dafür, dass Benzing weiter sitzenbleibt.

Fazit: Wegen der zahlenmäßigen Überlegenheit und der damit verbundenen Flexibilität leichter Vorteil für München.

Power Forwards: Bambergs Jugend-Bonus

Die Schwachstelle der Münchner. Dusko Savanovic und Jan Jagla sind jenseits der 30, sowieso nie die Dynamischsten gewesen und zudem in ihrer Spielweise sehr ähnlich mit ihrem Hang zum gepflegten Wurf von außen. Savanovic sieht man etwas häufiger dort, wo es weh tut, also unter dem Korb. Der Serbe gleicht sein athletisches Manko mit Finesse, Spielverständnis und Erfahrung aus; er wird alles brauchen gegen Bambergs athletische, energiegeladene Nationalspieler Daniel Theis und Elias Harris. Wenn auch noch der zuletzt wegen einer Schulterverletzung ausgefallene Amerikaner Josh Duncan - bis zu seiner Pause zweitbester Scorer (12,7 Punkte) und Rebounder (5,5 im Schnitt) - wieder eingreifen kann, haben die alten Münchner alle Hände voll zu tun, um den Drang von Bambergs Mittzwanzigern zu zäumen.

Fazit: Jugend-Bonus und athletische Überlegenheit sorgen für einen Vorteil für Bamberg.

Center: Schwergewichtige Bayern

Auf der größten Position sind die Münchner schwergewichtig besetzt. John Bryant ist mit seinen 2,11 Meter unterm Korb kaum zu stoppen, er besitzt enormes Ballgefühl, kann sich schnell um den Gegenspieler drehen, hat ein gutes Gespür für die abprallenden Bälle und greift sich viele Rebounds. Sein großes Plus: Er trifft auch von jenseits der Dreierlinie. In Vladimir Stimac (2,10) hat er einen Stellvertreter, der ganz anders spielt, er wühlt sich zum Korb, die Bewegungen sind nicht elegant, aber effizient. Bambergs Größter ist der 2,16-Meter-Mann Dalibor Bagaric, der bereits 34 Jahre alte Deutsch-Kroate kommt aber kaum noch zum Einsatz. Power Forward Daniel Theis (2,04 Meter) hilft auf dieser Position aus, mit seinem schnellen ersten Schritt und seiner Beweglichkeit kommt er meist an höher gewachsenen Gegenspielern vorbei. Bambergs Stamm-Center Trevor Mbakwe misst nur 2,08 Meter, gleicht die fehlenden Zentimeter aber mit Athletik und Sprungkraft aus und ist vielleicht der spektakulärste Center der Liga: Er stopft den Ball gerne per Dunk in den Korb.

Fazit: Vorteil FC Bayern, weil Bryant und Stimac noch mehr Rebounds greifen als Mbakwe/Theis und so ihrer Mannschaft zweite Wurfchancen verschaffen.

Trainer: Pesic macht den Unterschied

FC-Bayern-Coach Svetislav Pesic hat außerhalb der nordamerikanischen Profiliga NBA alles gewonnen: Welt- und Europameisterschaf, nationale Titel und Pokale, mit dem FC Barcelona sogar einmal das Triple. Der 65-jährige Deutsch-Serbe ist ein ausgebuffter Taktiker, er kennt alle Tricks und weiß, wie er seine Spieler motivieren muss. Bambergs Andrea Trinchieri war in seiner Heimat Italien zweimal Trainer des Jahres, ein Teamtitel fehlt dem 46-Jährigen noch.

Fazit: Bei allem Respekt für das, was Trinchieri in Bamberg neu aufgebaut hat - klarer Vorteil für München.

Statistik: Ein Omen namens Alba

Kurios: Eine Mannschaft, die Alba Berlin aus den Playoffs geworfen hat, ist noch nie Meister geworden (heißt es aus Berliner Kreisen). Und eine, die nach fünf Halbfinalspielen auf einen Gegner getroffen ist, der nur drei brauchte zum Finaleinzug, hat den Titel auch noch nie gewonnen. Die pauschalen Erfahrungen sprechen also für Bamberg, die konkreten Ergebnisse dieser Saison aber für den FC Bayern: 3:1 steht es aus Münchner Sicht, der 63:80-Niederlage in der Bundesliga im Januar folgten drei Siege, 90:52 und 87:63 im Eurocup, 96:90 im Liga-Rückspiel. Vor allem die 52:90-Klatsche hat Bamberg wehgetan, es war die einzige Heimniederlage gegen einen deutschen Klub im ganzen Jahr. Verständlich, dass den Bambergern Alba Berlin als Endspielgegner lieber gewesen wäre.

Fazit: Die jüngsten drei Niederlagen sind in den Köpfen der Bamberger drin, ein Vorteil für den FC Bayern.

© SZ vom 07.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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