Basketball:"Es macht keinen Spaß mehr in der Bundesliga"

FC Bayern Muenchen v Telekom Baskets Bonn - BBL

Hat keine Lust mehr in der Bundesliga zu arbeiten: Bayern-Trainer Svetislav Pesic

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Pünktlich zum Saison-Höhepunkt rumort es bei den Bayern-Basketballern. Trainer Pesic kündigt beleidigt seinen Abschied an - gegen Galatasaray geht es an diesem Abend auch um sein Vermächtnis.

Von Joachim Mölter

Auch Gordon Herbert hatte nach der Bundesliga-Partie seiner Frankfurt Skyliners beim FC Bayern München einiges zur Schiedsrichter-Leistung zu sagen. "Es ist schwierig zu gewinnen, wenn man in zwei Vierteln schnell fünf Teamfouls bekommt und der Gegner keins", klagte der 57 Jahre alte Kanadier nach dem 76:78 am Sonntag, bei dem seine Basketballer 13 Punkte Vorsprung verspielten (62:49/28.). Aber damit war die Sache für den Trainer auch erledigt.

Sein Münchner Kollege Svetislav Pesic, 66, nahm den Ball jedoch dankbar auf. "Nach allem, was in dieser Saison passiert ist", begann er, "glaube ich nicht, dass es sich weiter lohnt, in dieser Bundesliga tätig zu sein. Es macht keinen Spaß mehr." Deshalb werde er "zu 99 Prozent" am Ende der Saison aufhören, trotz seines bis 2017 gültigen Vertrages.

Mit der Ankündigung hat Svetislav Pesic die Basketball-Szene überrascht, sogar seinen Sohn Marko, den Sportdirektor des FC Bayern. "Es hat es mir vorher nicht gesagt", versicherte der 39-Jährige: "Aber ich weiß natürlich, dass ihn das mit den Schiedsrichtern wurmt, schon seit den Playoffs der letzten Saison." Damals war Pesic senior im entscheidenden Halbfinalspiel bei Alba Berlin wegen zweier Technischer Fouls aus der Halle verbannt worden, sein Team setzte sich in der Verlängerung dennoch durch. Auch nach dem verlorenen Finale gegen die Brose Baskets Bamberg schimpfte er über Unparteiische und Kampfgericht, so arg, dass die Basketball-Bundesliga (BBL) eine Buße verhängte.

"Ich habe die höchsten Strafen bezahlt: Das brauche ich nicht mehr"

"Ich habe in der letzten Saison die höchsten Strafen bezahlt, das brauche ich nicht mehr", erklärte Pesic nun nach der Partie am Sonntag, in der er nach seinem zweiten - und damit disqualifizierenden - Technischen Foul erneut den Innenraum verlassen musste, sechs Minuten vor Schluss, beim Stand von 65:69 aus Bayern-Sicht. Nachdem er bereits wegen Reklamierens bestraft war, wurde geahndet, dass er mit einem Bein im Spielfeld stand und zudem mit einem Arm weitreichende Anweisungen an seine Spieler gab. Da Frankfurts Angriff gerade über die Seite lief, an der Pesic gestikulierte, gilt das als Eingriff ins Spielgeschehen. "Die Schiedsrichter haben gemäß der Vorgaben gehandelt, die allen Coaches bekannt sind", teilte die BBL dazu mit.

Vor dieser Saison hat die Liga die betreffende Regel des internationalen Verbandes Fiba dahin gehend präzisiert, dass ein solches Vergehen des Trainers auf der sogenannten ballnahen Seite mit einem Technischen Foul bestraft wird; alle Schiedsrichter und Trainer seien darüber informiert worden. "Meinem Empfinden nach ist das wegen meinem Vater angeordnet worden", glaubt Marko Pesic: Auch andere Trainer würden im Eifer des Geschehens ihre Coaching-Zone verlassen, "aber bei denen achtet man vielleicht nicht so drauf". Allerdings ist Svetislav Pesic bekannt dafür, seine Coaching-Zone weit auszudehnen, mitunter bis aufs Spielfeld.

Ähnlich leitete Pesic seinen Abschied einst in Berlin ein

Boris Schmidt, der Schiedsrichter-Chef der BBL, sagt: "Die Regeln gelten für alle. Es gibt keinen Trainer, der eigene Regeln machen kann." Pesic fühlt sich dennoch seit seinem Amtsantritt in München im November 2012 von den deutschen Schiedsrichtern besonders verfolgt. Am Sonntag gab er sich nur bedingt einsichtig, was seine Regelüberschreitungen angeht. "Ich bekomme ab und zu Technische Fouls mit Recht, ab und zu sind sie diskutabel", findet er.

Unterschwellig lässt der Coach der Europameistermannschaft von 1993 erkennen, dass er aufgrund seiner Verdienste um den deutschen Basketball eine Vorzugsbehandlung erwarte - quasi eine Lex Pesic zu seinen Bedingungen. Er wies darauf hin, dass er in europäischen Wettbewerben, der Euroleague und dem Eurocup, in dieser Saison noch kein Technisches Foul erhalten habe. "Das ist sehr interessant", findet er.

Interessant ist auch, dass Svetislav Pesic im Jahr 2000 seinen Abschied von Alba Berlin ähnlich einleitete: mit einer öffentlichen Klage über fehlenden Respekt. "Damals habe ich die Entscheidung getroffen, nie mehr in der Bundesliga tätig zu sein", erinnerte er; und wenn der FC Bayern nicht entschieden hätte, seine Basketballsparte professionell zu betreiben, "hätte ich auch nie wieder daran gedacht".

Der Bayern-Trainer hofft auf eine Reaktion von Uli Hoeneß

Auf die Rücktrittsankündigung seines Vaters reagiert Marko Pesic "im Moment gar nicht", wie er sagt: "Wir haben am Dienstag ein Spiel, wir müssen uns darum kümmern, dass wir die Mannschaft fit bekommen, dass wir zehn einsatzfähige Spieler haben." Am Dienstag (20 Uhr) empfangen die von Verletzungen gebeutelten Münchner Galatasaray Istanbul zum Viertelfinal-Hinspiel im Eurocup. So wie man Svetislav Pesic kennt, ist nicht auszuschließen, dass hinter seiner Rücktritts-Ankündigung taktisches Kalkül steckt, dass er seinen Spielern damit einen Impuls geben will, auch schon im Hinblick auf den Bundesliga-Endspurt.

Sein Trainerkollege Jupp Heynckes hat mit den Kickern des FC Bayern vor drei Jahren ja auch noch Pokal, Meisterschaft und Champions League gewonnen, als sein Weggang feststand. Svetislav Pesic hat sich zumindest eine kleine Hintertür offen gelassen, auch wenn sein Sohn glaubt: "Wenn das seine Meinung ist, wird es schwer, ihn umzustimmen." Womöglich gelingt das ja Uli Hoeneß, sollte der im Herbst als Präsident zum FC Bayern zurückkehren. Falls der ihn anspreche, hat Pesic senior am Sonntag noch gesagt, "ist das eine andere Sache".

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