Basketball:Pause im eigenen Bett

Nach fünf Auswärtspartien und strapaziösen Reisen freut sich Bamberg auf das Euroleague-Heimspiel gegen den FC Barcelona.

Von Philipp Schneider

Es wird ein duftes Konzert gewesen sein, das Andreas Bourani neulich in einer Bamberger Halle veranstaltet hat. Für seine aktuelle Platte "HEY!" hat er ja einige "große Pop-Songs geschrieben, die mit Ehrlichkeit und Nachvollziehbarkeit berühren", hieß es in der Ankündigung. Und so kam es, dass das Bamberger Publikum an einem Samstagabend Ende Januar auch Bouranis Lied Wieder im Leben lauschen durfte, in dem der Sänger textet: "Ich komm' voran mit jedem kleinen Schritt. Und die Welt wird wieder groß."

Da passte es wunderbar ins Bild, dass am Vorabend des Konzerts auch Bambergs Basketballer eine Ahnung davon erhalten hatten, wie groß die Welt so werden kann: Im 2100 Kilometer entfernten Moskau verloren sie ein Auswärtsspiel bei Khimki, das mal ein Heimspiel hätte sein sollen. Weil sich aber Bourani in der Halle eingemietet hatte, tauschten die Baskets mit dem russischen Klub ihr Heimspielrecht. "Ich war nicht beim Konzert, ich kann mit Bourani nicht viel anfangen", sagt Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer. Er muss kurz lachen: "Aber die Multifunktionshalle muss ausgelastet sein, da bin ich dem Hallenbetreiber nicht böse."

Barcelona, Real, Olympiakos

Die Bamberger Euroleague-Spieltermine

Do., 4.2. (20 Uhr): FC Barcelona (H*)

Do., 11.2. (20.30 Uhr): Vitoria Gasteiz (A*)

Do., 25.2. (20 Uhr): Real Madrid (H, in Nürnberg★)

Fr., 4.3. (18.45 Uhr): Zalgiris Kaunas (A)

Do., 10.3. (20 Uhr): Olympiakos Piräus (H)

Do., 17.3. (22 Uhr): Khimki Moskau (H)

Do., 24.3. (20 Uhr): ZSKA Moskau (H)

Do., 31.3. (19.45 Uhr): FC Barcelona (A)

Do., 7.4. (Zeitpunkt offen): Vitoria Gasteiz (H)

* H = Heimspiel, A = Auswärtsspiel

★ Anders als ihre übrigen Heimspiele tragen die Brose Baskets die Partie gegen Real Madrid am 25.2. in der Arena in Nürnberg aus (Kurt-Leucht-Weg 11, 90471 Nürnberg).

Nun ist es müßig zu spekulieren, ob die Mannschaft in der Euroleague erfolgreicher gewesen wäre, hätte sie ihren strammen Reiseplan mit fünf Auswärtspartien seit Mitte Januar zumindest mal am Bamberger Bourani-Wochenende unterbrechen dürfen. "Mörderisch" sei der Spielplan gewesen, sagt Andrea Trinchieri, Bambergs italienischer Trainer hat eine Neigung zu blumigen Superlativen. Aber diese Einschätzung teilen auch seine Spieler: Innerhalb von zwei Wochen waren sie erst zu einem 77:72 nach Piräus gereist, dann zweimal nach Moskau, wo sie ein 61:78 gegen Khimki und ein 70:91 bei ZSKA erlebten, ehe sie ihre kleine Weltreise noch mit zwei erfolgreichen Ausflügen in der Heimat nach Ludwigsburg und Würzburg fortsetzten. Es sei "sehr schön", dass nun endlich mal zwei Heimspiele anstünden, sagt Daniel Theis. Bradley Wanamaker findet: "Es fühlt sich ein bisschen wie Urlaub an." Und Beyer spricht von einer "Pause im eigenen Bett", die nun der Regeneration diene.

Die Vorfreude der Bamberger wird nicht einmal davon getrübt, dass der Urlaub an diesem Donnerstag (20 Uhr) ausgerechnet mit einer Euroleague-Partie gegen den FC Barcelona beginnt. Schließlich haben die Baskets in dem europäischen Wettbewerb schon jetzt eine wunderbare Geschichte geschrieben: indem sie in dieser Saison zum ersten Mal in ihrer Geschichte überhaupt einen Sieg feiern konnten in der Runde der 16 besten europäischen Teams. Nicht nur einen, sondern zwei: erst gegen Zalgiris Kaunas, dann gegen Piräus. "Wir müssen unsere Chancen schon richtig einschätzen", mahnt jedoch Beyer: "Die Niederlagen gegen Khimki und ZSKA haben uns gezeigt, wo wir stehen. Auch wenn der Rhythmus sicher schuld war, dass wir in den Auswärtsspielen etwas müde waren."

CSKA Moscow vs Brose Baskets Bamberg

Stark beansprucht: Bambergs Daniel Theis (rechts) spielt in der Euroleague im Schnitt 20:21 Minuten pro Partie.

(Foto: Sergei Ilnitsky/dpa)

Der größte Unterschied zu den europäischen Spitzenklubs sei Bambergs geringere Zahl an spielerisch gleichwertigen Profis, sagt Beyer: "Wir haben elf Rotationsspieler, bei ZSKA sind es 14 oder 15." Ähnliches gelte auch für Barcelona, dessen Kader viermal so kostspielig sei wie der Bamberger, schätzt Beyer. Wer viel rotiert, spart auch Kraft. Nur drei von Barcelonas Profis waren in der Euroleague im Schnitt länger als 20 Minuten auf dem Feld: Power Forward Justin Doellmann, Guard Tomas Satoransky und Center Ante Tomic. Das war's. In Bamberg waren es sechs: Nikos Zisis, Janis Strelnieks, Nicoló Melli sowie Darius Miller, Theis und Wanamaker.

Bis Ende Februar könnte Bamberg seinen Kader noch verstärken im Kampf um einen der ersten vier Gruppenplätze, die zur Teilnahme am Viertelfinale berechtigen, für das sich noch nie ein deutscher Klub qualifizieren konnte. Beyer schließt das aus. Die finanziellen Mittel seien in dieser Saison ausgereizt, er sehe auch nicht die Notwendigkeit. "Um jeden Preis einen sportlichen Schritt zu machen - dabei würden wir uns nur verheben", sagt er.

Zudem wissen die Bamberger, dass ihr zuletzt wahnsinniger Reiseplan eine erfreuliche Folge hat: Im März spielen die Baskets fünf Mal vor eigenem Publikum. "Das ist sicher ein Vorteil", sagt Theis.

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