Basketball:Nur physisch anwesend

08 03 2017 Euro League FCB Basketball vs Malaga Audi Dome Muenchen im Bild Dejan Musli Malaga

Energischer Zug zum Korb: Anton Gavel (rechts) ließ sich auch von der Anwesenheit des 2,13-Meter-Mannes Dejan Musil beeindrucken und stemmte sich mit Kampfgeist gegen die Niederlage.

(Foto: Philippe Ruiz/imago)

Für den FC Bayern ist nach der 69:74-Heimniederlage gegen Malaga die Eurocup-Saison früher beendet als erhofft. In einem zähen Spiel wirken die Münchner rätselhaft gehemmt.

Von Matthias Schmid

Es lief gerade die 16. Minute, als sich Sasa Djordjevic die Krawatte noch etwas fester zog und auf seinem edlen weißen Hemd geraderückte. In diesem Moment hätte sich der Cheftrainer des FC Bayern gewünscht, dass auch nur ein paar einfache Handgriffe genügen würden, um seine Spieler wieder besser aussehen zu lassen. Sie lagen am Mittwochabend im Eurocup gegen Unicaja Malaga zurück, sie spielten verzagt, gehemmt, manche wie Spielmacher Nick Johnson waren gänzlich neben sich, nur physisch anwesend.

Es wurde auch mit zunehmender Spieldauer nicht wirklich besser, weder Johnson noch seine Mitspieler touchierten ihre Normalform. Am Ende verloren die Münchner gegen die Andalusier das dritte und entscheidende Viertelfinalspiel 69:74 (27:34) und verpassten damit die Runde der letzten Vier gegen Lokomotive Kuban Krasnodar. Die letzten Spielminuten verfolgten nicht nur Djordjevic, sondern auch die FC-Bayern-Fußballer Robert Lewandowski, Thomas Müller und Javi Martinez sowie Klubpräsident Uli Hoeneß mit traurigen Augen. Die Basketballer hatten nach dem Heimsieg vor einer Woche fest geglaubt, erstmals das Halbfinale im Eurocup zu erreichen, doch auch die 15 Punkte ihres besten Werfers Reggie Redding waren am Ende zu wenig.

Schon zu Beginn gelang den Münchnern nicht viel, der Ball fiel nicht durch den Korb, fast so, als würde ein Brett darüber liegen; selbst bei den Freiwürfen ohne Gegnerbeteiligung taten sie sich schwer, letztlich verwandelten die nur zwei Drittel der Würfe von der Linie. Folgerichtig führten die Spanier von Anfang an. Nick Johnson stand dabei sinnbildlich für die Bayern-Spieler, der Amerikaner führte sich als Ersatzspieler von Anton Gavel gleich mit einem Fehlpass ein, es blieb nicht sein einziger. Schon nach 1:11 Minuten holte ihn Djordjevic wieder vom Parkett, für Basketballer eine Strafe. "Selbst, wenn Malaga mal einen Lauf haben sollte, dürfen wir den Kopf nicht hängen lassen", hatte Bayerns Nationalspieler Maximilian Kleber vor der Partie angekündigt. Der Einsatzwille und Eifer war den Münchnern nicht abzusprechen - was fehlte waren kreative Momente, Geschwindigkeit, eine gutes Trefferbild. Das Beste nach dem ersten Viertel war noch das Ergebnis, München lag nur 10:17 zurück, jeder der 6014 Zuschauer in der Rudi-Sedlmayer-Halle wunderte sich darüber, weil der Rückstand gefühlt viel höher war.

Ein weiterer Dreier Malagas folgte, es war wohl das Startsignal, das die Münchner brauchten, plötzlich spielten sie konsequenter, mutiger - und sie trafen nun auch ihre ersten Würfe von draußen. Reggie Reddings Dreier war der Beginn der besten Bayern-Phase, einen 15:4-Lauf schloss Vladimir Lucic zur ersten Führung ab (25:24/15.). Doch Spielmacher Johnson blieb die tragische Figur. Nach weiteren 1:59 Minuten Spielzeit musste er das Feld abermals verlassen, der NBA-erprobte Profi fand nicht zu seiner gewohnt prägenden Form im Angriff und hatte mehr Ballverluste (fünf) als Punkte (null). Der Spielmacher machte nicht das Spiel, er zerstörte es. "Unsere Defense darf nicht unter Fehlern in der Offense leiden", hatte Djordjevic vor der Begegnung gesagt, "die Verteidigung muss stehen." Also setzte er Johnson wieder auf die Bank. 27:34 betrug der Rückstand zur Pause.

Nach dem Seitenwechsel blieb es ein zähes Spiel. Gefragt waren nun Typen wie Gavel, Kämpfer, die dem Erfolg alles unterordnen und ihr letztes Hemd dafür geben. Der Deutsch-Slowake war es auch, der mit einem energischen Korbleger seine Mannschaft wieder in Führung brachte, 42:41 (27.). Doch Malaga ließ sich nicht beeindrucken, die Spanier trafen weiter, wenn sie mussten, vor allem von jenseits der 6,75 Meter entfernten Dreierlinie. Nemanja Nedovic (21 Punkte), Kyle Fogg (12) und Adam Waczynski (9) taten sich da besonders hervor. Zwar kamen die Münchner in der Schlussphase nach einem Zehn-Punkte-Rückstand (57:57) noch mal auf 66:69 heran, aber Malaga konnten sie nicht damit nicht mehr in Verlegenheit bringen.

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