Basketball-Nationalspieler in Bamberg:Maodo Lô heuert bei Bamberg an

Maodo Lo

Nationalspieler Maodo Lô nahm an der Summer League teil, erhielt danach aber keinen Vertrag für einen NBA-Klub.

(Foto: dpa)

Basketballer Maodo Lô ging einen ungewöhnlichen Weg, ehe er es nun beim deutschen Meister versucht. Der Transfer des Berliners ist auch ein Seitenhieb für den FC Bayern.

Von Philipp Schneider

Jetzt, da Maodo Lô wieder im Lande ist, werden sich nicht wenige Basketball-Verantwortliche in Deutschland die Frage stellen, warum er überhaupt so lange weg war. Sie werden sich fragen, weshalb der 24-Jährige, der am Montag einen Dreijahresvertrag beim deutschen Meister Bamberg unterzeichnete, erst auswandern und fünf Jahre in den USA verbringen musste, um die Scouts hierzulande von seinen außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten zu überzeugen.

"Es gibt im Basketball unterschiedliche Herangehensweisen", sagt Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer: "Der Weg, der für den einen funktioniert, könnte für den anderen genau der falsche sein." So richtig verkehrt ist der Weg von Maodo Lô sicher nicht gewesen. In jedem Fall aber war er sehr ungewöhnlich.

Dreier-Rekord an der Columbia University

Lô, ein gebürtiger Berliner, ist der Sohn eines Senegalesen und einer Deutschen. Seine Mutter, Elvira Bach, studierte in den Siebzigerjahren an der Hochschule der Künste in Berlin, in den Achtzigerjahren gehörte sie mit ihrer figurativen Malerei zum Kreis der "Jungen Wilden"; ihre Werke brachten ihr gar eine Einladung zur Documenta in Kassel ein. Als einen "interessanten Mix, der aber ein eher ein geerdeter Berliner ist", bezeichnet Beyer nun seinen neuen Spieler, der mit dem Anblick neoexpressionistischer Werke seiner Mutter groß wurde und zeitgleich eine zunächst wenig beeindruckende sportliche Karriere in der deutschen Nachwuchsliga NBBL beim DBV Charlottenburg vorantrieb.

So richtig in Schwung geriet seine Laufbahn erst nach einem Wechsel an ein Internat in Massachusetts - und schließlich nach einem weiteren an die Columbia University in Upper Manhattan, wo vor Lô 72 Nobelpreisträger und die Präsidenten Dwight D. Eisenhower und Barack Obama studiert hatten.

Hohe Ämter und wissenschaftliche Ehrungen stehen bei Lô noch aus, aber sportlich sorgte er im angeschlossenen Francis S. Levien Gymnasium mit seinen spektakulären Drei-Punkte-Würfen für Aufsehen: 277 Mal traf der 1,91 Meter große Aufbauspieler aus der Distanz und stellte damit einen Rekord an der Columbia University auf. In seiner letzten Collegesaison kam er im Schnitt auf 16,9 Punkte, 3,9 Rebounds und 2,9 Assists pro Spiel.

Im Gegensatz zu Paul Zipser vom FC Bayern wurde Lô bei der diesjährigen Talenteschau in der amerikanischen Profiliga NBA nicht auserwählt, allerdings erhielt er einen Kurzzeitvertrag der Philadelphia 76ers für die sogenannte Summer League. Der Nachwuchswettbewerb war Lôs letzte Gelegenheit, noch in diesem Sommer in der NBA unterzukommen.

Er will auch weiterhin in die NBA

Als auch diese verstrichen war, einigte er sich mit Bambergs Sportdirektor Daniele Baiesi. Der Italiener ist seit seiner Zeit als Chef-Scout der Detroit Pistons bestens vernetzt ist in der NBA, und er reiste Ende vergangener Woche in die USA, um Lô abzuwerben. "Die NBA ist weiterhin Maodos Traum", sagt Beyer, "aber wir haben bewiesen, dass sich Spieler bei uns weiterentwickeln können."

In der Tat hatten die Bamberger bereits vergangene Saison in Patrick Heckmann einen Spieler der Collegeliga NCAA abgeworben, der sich im deutlich ruppigeren und physischeren Basketball in der BBL auf Anhieb akklimatisierte. "Wenn ich es salopp formulieren darf, dann ist Maodo das nächste Projekt à la Heckmann", sagt Baiesi. Auch wenn natürlich niemand von Lô erwarten könne, bereits weit genug zu sein, um die Lücke zu schließen, die der Amerikaner Brad Wanamaker nach seinem Abschied hinterlassen hat.

Lô sei "ein sehr talentierter Guard, der bereits jetzt eine große Wertschätzung in Deutschland erfährt", teilte Baiesi mit. Das war wohl auch ein kleiner Seitenhieb auf die Konkurrenz vom FC Bayern, der sich ebenfalls sehr bemüht haben soll um die Dienste von Lô. Dass der den Offerten der Bamberger erlag, dürfte durchaus auch am guten Ruf der Sportlichen Abteilung der Franken gelegen haben.

Die Verpflichtung des Berliners sei vor allem angesichts der 6+6-Regel in der BBL, die den Klubs vorschreibt, dass mindestens sechs Spieler mit deutschem Pass unter Vertrag stehen, "ein wichtiger Move für uns" gewesen, sagte Beyer. "In seiner Generation gibt es nicht viele deutsche Spieler mit einem solchen Potenzial."

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