Basketball:Mit Schwertern und Macheten

Nach ihrem deutlichen Auftaktsieg in den Halbfinal-Playoffs bereitet sich Titelverteidiger Brose Bamberg auf eine heftige Reaktion des FC Bayern vor.

Von Joachim Mölter

Die höchste Dichte von NBA-Scouts in Europa gab es am Wochenende in Istanbul, beim Final Four der Euroleague, wo die Späher aus der besten Basketball-Liga der Welt beim erstmaligen Triumph von Fenerbahce (80:64 gegen Olympiakos Piräus) jede Menge Kandidaten für die USA begutachten konnten. Die zweithöchste Dichte von NBA-Angestellten dürfte dann in Bamberg zu finden gewesen sein, wo die Brose Baskets am Sonntag Bayern München zum ersten Spiel der Halbfinalserie um die deutsche Meisterschaft empfingen.

Zu diesem Ereignis hatte der deutsche NBA-Profi Dennis Schröder seinen Trainer Mike Budenholzer von den Atlanta Hawks mitgebracht, gemeinsam beobachteten sie in erster Linie die Bamberger Nicoló Melli und Daniel Theis, letztgenannter ein alter Kumpel von Schröder aus gemeinsamen Tagen in Braunschweig. Etwas entfernt von ihnen saß Donnie Nelson, der Sportchef der Dallas Mavericks, der womöglich auch den FC-Bayern-Profi Maxi Kleber im Auge hatte. Der ist ähnlich groß gewachsen wie seine Bamberger Kollegen, und wie diese dennoch beweglich sowie mit Fingerspitzengefühl für Würfe aus der Distanz ausgestattet. Solche Spieler sind gesucht in der NBA. Kleber wäre im Übrigen nicht der erste gebürtige Würzburger, den Nelson nach Texas lotst; der erste war Dirk Nowitzki.

Brose Bamberg - FC Bayern München

Der Bamberger Fabien Causeur (in Rot) ist der mit 16 Punkten erfolgreichste Werfer der Partie.

(Foto: Daniel Löb/dpa)

Obwohl sich die Männer aus Amerika eher für einzelne Spieler interessiert haben als für das Spiel, werden sie überrascht gewesen sein, wie einseitig es verlief dafür, dass es als Duell zweier Spitzenmannschaften galt, als vorweggenommenes Finale gar. Für regelmäßige Beobachter der hiesigen Szene war es jedenfalls erschreckend, wie wenig die Münchner den Bambergern entgegenhielten an diesem sonnigen Sonntag. Der Titelverteidiger setzte sich mühelos 82:59 (45:23) durch und führt nun 1:0 in der Best-of-five-Serie. Wenn sich die Münchner in Partie zwei am Donnerstag (17.30 Uhr) in heimischer Halle nicht deutlich steigern, wird die Serie ein schnelles und unrühmliches Ende für sie nehmen.

In Bamberg gehen sie freilich nicht davon aus, dass sich die Münchner noch einmal so hilflos präsentieren. Brose-Trainer Andrea Trinchieri verwies auf die immer gleiche Entwicklung einer Playoff-Serie: "Eine Mannschaft legt vor, die andere zieht nach und erhöht ihr Niveau." Der Italiener warnte seine Profis eindringlich davor, die Münchner nun zu unterschätzen: "Wenn wir jetzt glauben, wir hätten mehr getan, als das erste Spiel zu gewinnen, begehen wir eine Sünde." Die Botschaft ist allem Anschein nach angekommen in seinem Team. Fabien Causeur, mit 16 Punkten erfolgreichster Werfer der Partie, sagte: "Es spielt keine Rolle, dass wir mit 20 Punkten Unterschied gewonnen haben - es steht trotzdem bloß 1:0." Der nach langer Verletzung zurückgekehrte Teamkapitän Elias Harris relativierte das deutliche Resultat ebenfalls: "Das hat nichts zu bedeuten, das war nur ein Sieg. Es gibt keine leichten Spiele in den Playoffs, schon gar nicht in München. Von daher wird's am Donnerstag zur Sache gehen."

Brose Bamberg - FC Bayern München

"Ich habe die Mannschaft nicht richtig vorbereitet", sagte Bayerns Trainer Aleksandar Djordjevic nach dem Spiel in Bamberg. Den Fehler will er nicht zweimal machen.

(Foto: Daniel Löb/dpa)

FC-Bayern-Trainer Aleksandar Djordjevic erwartet von seiner Mannschaft natürlich auch eine starke Reaktion, die schwache Leistung zum Auftakt konnte er nicht erklären. "Ich entschuldige mich bei unseren Fans und übernehme die Verantwortung", sagte er, "ich habe die Mannschaft nicht richtig vorbereitet." Dabei hatte der 49 Jahre alte Serbe vorher sehr martialisch erklärt: "Man muss solche Spiele mit dem Messer zwischen den Zähnen spielen."

Seine Spieler traten dann aber so schüchtern auf, als hätten sie bloß ein Taschenmesserchen mitgebracht und wären nun ganz erstaunt, dass die Bamberger mit Schwertern und Macheten aufgekreuzt waren. "Wir sind mit zu viel Respekt ins Spiel gegangen, viel zu vorsichtig", resümierte Münchens Geschäftsführer Marko Pesic und haderte: "Es gab keinen Grund, warum wir so wenig Selbstvertrauen hatten."

Die Bamberger knüpften an die Form an, die sie in der ersten Saisonhälfte in der Euroleague gezeigt hatten - sie verteidigten bissig und attackierten flink, mit vielen Pässen und Zug zum Korb. Die Münchner waren in allen Belangen unterlegen, mitunter sogar im Wortsinn: Ihnen schienen die Beine zu zittern, so oft rutschten sie aus und legten sich hin. "Wir haben lausig gespielt. Wir konnten uns nicht auf den Beinen halten und hatten null Ideen", resümierte Djordjevic. Was die Münchner trösten könnte, ist die Erinnerung an das Viertelfinale: Da hatten sie Alba Berlin im ersten Spiel ähnlich souverän vom Parkett gefegt, und danach gab es doch noch eine spannende Serie.

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