Basketball-Meister:Bamberg bibbert bis zum Schluss

Brose Baskets v FC Bayern Muenchen  - BBL Final Game 5

Meister! Trevor Mbakwe freut sich über den Titel für die Bamberger Basketballer.

(Foto: Hans-Martin Issler/Getty Images)
  • Die Brose Baskets Bamberg besiegen den FC Bayern im entscheidenden fünften Spiel der Finalserie 88:84 und sind Basketball-Meister.
  • Gleich zu Beginn zieht Bamberg davon, am Ende wird es noch einmal extrem spannend.
  • Hier gibt es den Liveticker zum Nachlesen.

Von Joachim Mölter, Bamberg

Dass es nach dem fünften, letzten und entscheidenden Finalspiel um die deutsche Basketball-Meisterschaft rote Luftschlangen regnen würde, war abzusehen. Schließlich ist rot die Klubfarbe beider Endspiel-Teilnehmer, sowohl die der Brose Baskets Bamberg als auch die des FC Bayern München. Aber weil nicht beide Teams in roten Trikots auflaufen konnten, mussten die gastierenden Münchner auf schwarze ausweichen; rot war den gastgebenden Bambergern vorbehalten. Irgendeinen Nutzen mussten sie ja aus ihrem Heimvorteil ziehen, den sie sich im Lauf der Saison erkämpft hatten. Aber sie zogen noch einen weiteren Nutzen daraus, den wichtigeren: In eigener Halle sicherten sie sich mit einem 88:84 (49:36) ihre siebte deutsche Meisterschaft seit 2005 und entthronten den Titelverteidiger. Während Bambergs Coach Andrea Trinchieri launig bilanzierte, "wir sind Champion, das hört sich sehr, sehr schön an", war sein Münchner Kollege Svetislav Pesic überhaupt nicht gut gelaunt. "Die Schiedsrichter haben uns verunsichert, speziell Robert Lottermoser", klagte der 65-Jährige und fügte hinzu: "Ich wünsche mir, dass er uns nicht mehr pfeift!" Erst nach einer Weile rang Pesic sich dazu durch, auch die Leistung der Bamberger Spieler anzuerkennen: "Es war ein verdienter Sieg, kann man so sagen." Dass dem FC Bayern eine Titelverteidigung durchaus zuzutrauen gewesen wäre, hatte das Halbfinale gegen Alba Berlin gezeigt, in dem er sich mit einem dramatischen Auswärtssieg nach Verlängerung durchgesetzt hatte. Nach dem 83:73 der Münchner am vergangenen Mittwoch, dem Ausgleich zum 2:2 in der Best-of-five-Serie, waren sich die Kontrahenten, viele ihrer eingefleischten Fans und sogar Svetislav Pesic ungewöhnlich einig: Wer auch immer an diesem Sonntag gewinnt, wäre ein würdiger Meister. Die Bamberger, weil es ihnen gelungen ist, einen komplett neu zusammengestellten Kader zu einer spiel- starken, harmonischen Mannschaft zu formieren, die die Hauptrunde auf Platz eins beendet und sich damit den Heimvorteil im letzten Spiel der Saison gesichert hatte. "Wir hatten eine extrem gute Teamchemie", sagte Karsten Tadda, ein Bamberger Eigengewächs: "Wir wussten, wir können was erreichen." Andererseits hätte sich auch niemand beklagen können, wenn die Münchner wieder Meister geworden wären, weil sie es nach einer Spielzeit voller Höhen und Tiefen und Verletzungsproblemen rechtzeitig geschafft hatten, als Team zusammenzufinden. Wozu vielleicht auch die jüngsten Trauerfälle um Dusko Savanovic und Jan Jagla (siehe nebenstehenden Artikel) den letzten Impuls gegeben hatten. Alles Vorgeplänkel vor dem Finale der Finalserie hörte sich so an, als wären beide Klubs mit einem Unentschieden zufrieden, aber das gibt es im Basketball nun einmal nicht. Also kämpften die Mannschaften nach einer langen Saison mit letzter Kraft um den Sieg, um den Titel und natürlich auch um die Euroleague-Teilnahme, die nur der Champion sicher hat. Dabei hatten die Münchner auch angesichts des zehrenden Halbfinals gegen Berlin ganz offensichtlich weniger Kraftreserven.

Bambergs Coach Trinchieri hatte am Sonntag zum ersten Mal in der Finalserie seine Startaufstellung geändert: Für Elias Harris rückte Daniel Theis in die erste Fünf - eine taktische Maßnahme, die sich sofort auszahlte gegen die auf der Power-Forward-Position geschwächten Münchner.

Der trotz seiner 2,04 Meter sehr athletische Theis erzielte gegen die zunächst gemeinsam aufgebotenen FC-Bayern-Center John Bryant (2,11) und Vladimir Stimac (2,10) in den ersten fünf Minuten gleich mal zehn Punkte und gab seiner Mannschaft damit den Startimpuls. Nach drei Minuten führten die Bamberger 9:0, näher als auf vier Punkte kamen die Münchner erst in letzter Minute wieder heran (84:86).

Die Schlussphase erinnerte schwer an die zweite Begegnung der Serie, als die Bamberger einen zwischenzeitlichen 18-Punkte-Rückstand in letzter Sekunde in einen 80:78-Sieg verwandelt hatten. Diesmal waren sie es, die 18 Punkte vorne waren (55:37/24.) und diesen Vorsprung dahinschmelzen sahen. Aber immer, wenn die Münchner herankamen, wurden sie rechtzeitig von den Hausherren gestoppt. Mit Rebounds und Ballgewinnen in der Defense, mit einfachen Korblegern oder schwierigen Dreiern in der Offense. Vor allem Brose-Center Trevor Mbakwe tat sich hervor, mit 20 Punkten und 13 Rebounds war er der statistisch auffälligste Spieler der Partie. Zum wertvollsten Spieler der Finalserie wurde Bambergs Spielmacher und Kapitän Brad Wanamaker gewählt, der auch im letzten Spiel besonnen Regie geführt hatte, wie seine acht Assists belegen, die Vorlagen, die direkt zum Korb führen. "Wir wussten, dass München ein Comeback versuchen würde", sagte Wanamaker, "aber wir haben unser Spiel durchgezogen." Dem FC Bayern half es auch nicht, dass Anton Gavel wieder mit von der Partie war, der Guard, der in der vergangenen Saison noch für Bamberg auf dem Parkett gestanden hatte, war nach überstandener Hüftverletzung kein Faktor. Dafür war erneut Center John Bryant bester Münchner mit 16 Punkten und sechs Rebounds. Und obwohl Trainer Pesic am Ende noch seinen letzten Reservisten Lucca Staiger (zwölf Punkte) ins Spiel schickte, war nichts mehr zu retten. Die roten Luftschlangen regneten für Bamberg herab.

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