Basketball:Maßvoll aggressiv

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Kampf um den Ball: Die Bayern Jared Cunningham (liinks) und Devin Booker mühen sich gegen den Berliner und früheren Münchner Bogdan Radosavljevic, wenig beeindruckt von den 10 000 gelben T-Shirts.

(Foto: Tilo Wiedensohler/Camera 4/imago)

Nach der Niederlage zum Auftakt besiegt der FC Bayern die Berliner Basketballer auswärts mit deren eigenen Mitteln und gleicht in der Finalserie aus.

Von Joachim Mölter

Als die Basketballer des FC Bayern München am Donnerstagabend in die Arena am Berliner Ostbahnhof einliefen, standen sie nicht mit dem Rücken zur Wand, wie das im Sportjargon so heißt, wenn eine Mannschaft unbedingt gewinnen muss: Sie standen vielmehr mit dem Gesicht zur Wand, zu einer gelben, um genau zu sein. Und zwar egal, in welche Richtung sie blickten. Die Verantwortlichen von Alba Berlin hatten für das erste Heimspiel des Playoff-Finales 10 000 gelbe T-Shirts im Hallenrund ausgelegt, als optische Unterstützung für ihr eigenes Team und als Einschüchterung für die Gäste. Doch die ließen sich von der Kulisse nicht beeindrucken: Vor insgesamt 13251 Zuschauern gewannen die Münchner 96:69 (44:29) und glichen die Best-of-five-Serie damit zum 1:1 aus. Das nächste Duell wird am Sonntag (18.30 Uhr) in München ausgetragen, die vierte Partie am kommenden Mittwoch erneut in Berlin (20 Uhr/beide Spiele live auf Sport 1).

Vor der Partie war viel über "Aggressivität" geredet worden, auf beiden Seiten. "Wir glauben, dass wir in Berlin gewinnen, wenn wir aggressiver sind", hatte der Münchner Flügelspieler Danilo Barthel nach der Auftaktniederlage am Sonntag gesagt (95:106 nach Verlängerung). Albas Kapitän Niels Giffey hatte die von Beginn an zupackende Gangart der Gäste jedenfalls nicht überrascht: "München wird sicher noch aggressiver spielen" als sowieso schon, hatte er richtig vermutet. Und sein Teamkollege Joshiko Saibou hatte ergänzt: "Sie werden mit Feuer rauskommen."

Braydon Hobbs wird den Bayern nach einer Blinddarm-Operation für den Rest der Serie fehlen

Trotz dieses Wissens gelang es den Alba-Spielern nicht, der Münchner Aggressivität etwas entgegenzusetzen. "Wir haben nicht einem Finale entsprechend gespielt", gab Giffey nachher zu. Münchens Coach Dean Radonjic indes lobte sein Team: "Wir haben 40 Minuten eine exzellente Abwehr gespielt. Und dazu sehr smart im Angriff." Immer dann, wenn die Berliner in der Abwehr den ballführenden Münchner doppelten, also mit zwei Mann attackierten, fand der einen Ausweg, einen Pass zum freien Mitspieler, der dann leichtes Spiel hatte. Die Bayern - ohne Braydon Hobbs, der vor dem Spiel über Schmerzen klagte, am Blinddarm operiert wurde und im Rest der Serie fehlen dürfte - fanden ihrerseits in der Defensive das richtige Maß. Sie setzten die Berliner unter Druck, ohne dabei viele Fouls geahndet zu bekommen. So lief die Partie von Beginn an nur in eine Richtung - in die des FC Bayern.

Es schien sich sogar schon frühzeitig ein Debakel für die Alba-Profis anzubahnen, erst nach einem 22-Punkte-Defizit (9:31/13.) stoppten sie den Schwung des FC Bayern: Mit zwei Dreiern von Spencer Butterfield und Marius Grigonis, den besten Schützen beim Auftaktsieg in München, leiteten sie einen 13:0-Lauf ein und verkürzten den Abstand auf neun Punkte (22:31/16.). Näher sollten sie an diesem Abend aber nicht mehr kommen.

Angeführt von Cunningham und Barthel punkten insgesamt fünf FCB-Akteure zweistellig

Grigonis und Butterfield hatten sich im Auftaktspiel in einen Rausch von der Dreierlinie spielen dürfen und elf von 14 Würfen aus der Distanz verwandelt. Grigonis war auf insgesamt 30 Punkte gekommen, Butterfield auf 19. Am Mittwoch erstickten die Münchner ähnliche Ansätze von vornherein im Keim, sie erlaubten nicht einmal die einfachsten Würfe aus der Nah- oder Mitteldistanz. Bis zur Pause waren nur vier von 17 Versuchen erfolgreich, im weiteren Verlauf wurde es nur wenig besser. Am Ende lautete die Trefferquote: 39 Prozent (14 von 36). Zum Vergleich: Die Münchner waren in dieser Kategorie fast doppelt so gut, 77 Prozent. Selbst bei den Dreiern, im Grunde Albas Stärke und Bayerns Schwäche, erwiesen sie sich diesmal lange als überlegen; die Münchner besiegten die Berliner quasi mit deren eigenen Mitteln.

Erst als die Partie so gut wie entschieden war, nach dem 52:82 (33.), ließen die FC-Bayern-Basketballer locker und gestatteten den Alba-Profis etwas Statistik-Kosmetik. Vor allem der ehemalige Münchner Bogdan Radosavljevic nutzte das, er war am Ende mit 14 Punkten und fünf Rebounds der beste Berliner; Grigonis (10) und Butterfield (8) waren diesmal weitgehend abgemeldet.

Auf Münchner Seite verteilten sich die Erfolgserlebnisse auf viele Schultern, angeführt von Jared Cunningham (17) und Danilo Barthel (15) punkteten insgesamt fünf Akteure zweistellig. Stefan Jovic (neun Vorlagen) und Anton Gavel (acht) steuerten das Spiel so, wie man es im Grunde von Alba erwartet hatte. Die Berliner haderten indes wieder mit ihren Ballverlusten, mit 17 waren es zwar nicht so viele wie am vorigen Sonntag (23), aber gerade zu Beginn spielten sie den Ball zu oft in die Hände der Münchner. Und die nahmen die Geschenke dankbar an.

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