Basketball:Lehrling in Magics Showtime

Isaac Bonga Skyliners 17 gegen Danilo Barthel Bayern 22 und Vladimir Lucic Bayern 11 Frapor

Aufstrebendes Talent: Den Jung-Nationalspieler Isaac Bonga (im blauen Trikot) zieht es von den Fraport Skyliners aus Frankfurt nach Los Angeles zu den Lakers.

(Foto: imago/Eibner)

Die LA Lakers engagieren nach Moritz Wagner einen weiteren Deutschen: Der erst 18 Jahre alte Isaac Bonga bekommt einen Dreijahresvertrag.

Von Jonas Beckenkamp

Isaac Bonga machte zuletzt eine illustre Bekanntschaft: Earvin "Magic" Johnson. Für einen 18 Jahre alten Basketballer aus Deutschland ist das keine Selbstverständlichkeit, schließlich kommt Magic Johnson aus einer anderen Welt. In Los Angeles hat Johnson die Showtime miterfunden, jenen Spielstil der Lakers in den Achtzigerjahren, als es nicht nur ums Gewinnen ging, sondern um Basketball als funkelnde Unterhaltungskunst.

Der Nachwuchsspieler Bonga plauderten also im Trainingszentrum der Lakers mit dem ehemaligen Profi; der Deutsche spielte dort ein wenig vor - und dann folgte der Moment, der das Leben des 2,03 Meter großen Jungen nachhaltig verändern dürfte. Bonga wird ein Laker, er ist jetzt nicht mehr weit von seinen ersten Auftritten auf dem Glitzerparkett der NBA entfernt. Wie der Traditionsklub aus Kalifornien am Freitag mitteilte, unterschrieb Bonga einen Dreijahresvertrag als Rookie - so nennen die Amerikaner die Anfänger in ihren Profisportarten.

Wenn alles gut läuft, kann Isaac Bonga in der NBA bald dieselbe Position wie der immer noch gefeierte Magic Johnson spielen: die des Spielmachers, des Dirigenten und Passgebers. Dass es für Bonga nach der Draft, der jährlichen Talentbörse, so schnell geht, kommt überraschend. Viele Beobachter waren davon ausgegangen, dass er noch ein Jahr beim Bundesligisten Fraport Skyliners aus Frankfurt ins Praktikum geht, um sich zu entwickeln. Mit 18 Jahren ist ja fast kein Aufbauspieler schon so weit, in der NBA das Spiel der Muskeltypen und Veteranen zu lesen und zu lenken.

Bonga darf sich eher als Lehrling verstehen denn als sofortiger Showtime-Regisseur. In der kommenden Saison wird sowieso ein anderer der neue Anführer der Lakers - LeBron James. Dessen erster Vertreter wird der junge Lonzo Ball (einer der berühmten Ball-Brüder) - für Bonga bleiben da maximal ein paar Ersatzminuten. Fest steht aber: Die Lakers und ihr "President of Basketball Operations" Magic Johnson glauben an den deutschen Teenager, der in Neuwied am Rhein als Sohn kongolesischer Einwanderer geboren wurde.

Sie haben Bonga schon seit längerer Zeit im Auge, und vielleicht liegt ihre Begeisterung auch ein wenig daran, dass der Junge aus Germany eine Gemeinsamkeit mit dem berühmten Magic hat: die Körpergröße. 2,03 Meter misst Bonga offiziell, sein berühmter Vorgänger bei den Lakers ist sogar noch drei Zentimeter größer. Für einen Spielmacher sind mehr als zwei Meter selbst in den USA eine außergewöhnliche Größe - in der von Körperlichkeit und Tempo dominierten NBA könnte Bonga also durchaus bestehen aufgrund seiner physischen Voraussetzungen.

Die Frankfurt Skyliners erhalten für ihr Talent eine Ablöse von rund 600 000 Euro

Arbeiten muss er indes noch an seinem Wurf aus der Distanz und seiner Ballkontrolle beim Dribbling. Die Aussichten, dass die Lakers sein Talent schärfen, sind nicht schlecht. Magic Johnson schaut immer wieder in der Trainingshalle vorbei, gut möglich, dass er auch bei Bonga noch Fähigkeiten herausarbeitet, die es für den Alltag im Spitzenbasketball braucht: Übersicht, Ruhe, das Gefühl für Rhythmus und die richtigen Entscheidungen mit dem Ball.

Bereits am Wochenende kam Bonga erstmals für die Lakers zum Einsatz - in der sogenannten Summer League in Las Vegas, in der die Klubs ihre Talente sowie andere Kandidaten für ihren Kader testen. Beim 96:79 über die Auswahl der Philadelphia 76ers lief Bonga mit einem weiteren Deutschen auf: dem Center Moritz Wagner, der bei der jüngsten Talentbörse ebenfalls von den Lakers gewählt wurde, an 25. Stelle. Der 21 Jahre alte Berliner hatte zuvor bereits einen starken Auftritt mit 13 Punkten und 13 Rebounds gegen Golden State; am Samstag sammelte er 16 Punkte und acht Rebounds. Bonga, der als Zweitjüngster dieses Draft-Jahrgangs als 39. ausgesucht worden ist, wurde gegen Philadelphia 13 Minuten eingesetzt und kam dabei auf drei Punkte. Die beiden Deutschen stehen noch nicht endgültig im Kader für die kommende Saison, aber ordentliche Auftritte in der aktuellen Testspielphase sollten ihre Aussichten verbessern.

Am Ende rentiert sich der NBA-Wechsel Bongas auch für seinen Heimatklub in der Basketball-Bundesliga: Die Skyliners erhalten laut Medienberichten eine Ausbildungsentschädigung von rund 600 000 Euro. Sollten Bonga und Wagner den Sprung in den endgültigen Lakers-Kader schaffen, würde das einen Trend bestätigen: Deutsche sind aktuell en vogue im amerikanischen Profi-Basketball. Neben Dirk Nowitzki und Maximilian Kleber bei den Dallas Mavericks sowie Dennis Schröder bei den Atlanta Hawks und Daniel Theis bei den Boston Celtics wären dann zwei weitere deutsche Spieler in der neuen NBA-Spielzeit dabei. Bei Paul Zipser haben die Chicago Bulls eine Option auf die Verlängerung des Vertrages, Isaiah Hartenstein könnte noch einen Kontrakt bei den Houston Rockets bekommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: