Basketball:Keine Chance für die glorreichen Sieben

Brose Baskets Bamberg v ratiopharm Ulm - BEKO BBL Final Game 1

Herausragend: Bambergs Darius Miller (links) verwandelt einen seiner Würfe von jenseits der Dreipunktelinie - mit insgesamt acht Treffern aus der Distanz stellt er den Finalrekord der Basketball-Bundesliga ein.

(Foto: Hans-Martin Issler/Bongarts/Getty Images)

101:82 gegen Ulm: Bamberg glückt der erste Schritt in Richtung Titelverteidigung.

Von Joachim Mölter, Bamberg/München

Am Ende kam es so wie es die meisten Basketball-Beobachter hierzulande erwartet hatten: Die Brose Baskets Bamberg gewannen am Sonntag das erste Finalspiel um die deutsche Meisterschaft gegen Ratiopharm Ulm überlegen, 101:82 (54:39), und sind damit in der Best-of-five-Serie nur noch zwei Siege von der Titelverteidigung entfernt. Und wenn sie nicht zwischendurch eine Partie verlieren, schaffen sie etwas, was zuletzt 2002 Alba Berlin gelungen ist: ohne eine einzige Niederlage durch die Playoffs zu kommen.

Bambergs Trainer Andrea Trinchieri war dennoch nicht zufrieden. "Wir haben kein großartiges Spiel gemacht", fand er und fügte hinzu: "Die Serie ist weiter offen, Ulm ist in sehr guter Form" Ulms Trainer Thorsten Leibenath sah das anders: "Bamberg hat eine eindrucksvolle Leistung gezeigt und manifestiert, dass sie ihren Titel verteidigen wollen." Mit der Leistung seiner Mannschaft war der 41-Jährige zumindest "weitgehend zufrieden". Für Ulms Basketballer ist es ja erst die dritte Finalteilnahme nach 1998 und 2012, beide Male verloren sie die Best-of-five-Serien glatt 0:3, beim ersten Mal gegen Alba Berlin, zuletzt gegen Bamberg, das damals ein einzigartiges Triple-Double komplettierte - Meisterschafts- und Pokalgewinn in drei aufeinanderfolgenden Jahren. Auch diesmal wäre alles andere als ein 0:3 eine Überraschung, auch wenn die Erfolge über den Tabellenzweiten Oldenburg im Viertel- und den Dritten Frankfurt im Halbfinale der Ulmer Mannschaft Selbstvertrauen gegeben haben. "Wir kommen nicht nach Bamberg, um zur Meisterschaft zu gratulieren", hatte Leibenath angekündigt. Tatsächlich begannen seine Akteure selbstbewusst, und sie wären wohl sogar mit einer Führung in die erste Viertelpause gegangen, hätte Darius Miller in der letzten halben Minute nicht noch zwei Dreier unmittelbar nacheinander zum 23:22 getroffen. Davon erholten sich die Gäste in der mit 6800 Zuschauern ausverkauften Bamberger Arena nicht: Mit vier Distanztreffern in Serie durch Miller, Janis Strelnieks, Lucca Staiger und Spielmacher Brad Wanamaker erhöhten die Bamberger Mitte des zweiten Abschnitts auf 42:30 - damit war die Partie so gut wie entschieden. Noch vor der Halbzeit zog der Titelverteidiger auf fast 20 Punkte davon (54:35/19.). Diesen Vorsprung verwalteten die Bamberger bis zum Schluss. Für Ulm ging es am Ende um Schadensbegrenzung, wie ihr Spielmacher Per Günther bereits im Halbzeit-Interview einräumte, darum, "noch ein paar positive Signale mitzunehmen, ein, zwei Spieler in den Rhythmus zu bringen für Mittwoch". Dann findet die zweite Partie der Serie in Ulm statt. Mit den "ein, zwei Spielern" meinte Günther die jungen Kollegen Joschka Ferner, 20, und David Krämer, 19, die Trainer Leibenath ins Spiel brachte, um seine "glorreiche Sieben" zu entlasten; so wird die durch Verletzungen dezimierte Combo um Günther und sechs Amerikanern mittlerweile genannt.

Bambergs Trainer Trinchieri hingegen kann aus dem Vollen schöpfen, sein Kader ist komplett und so tief besetzt, dass es keine Rolle spielt, wen der Italiener ein- oder auswechselt - das Niveau bleibt immer gleich hoch. Während für Ulm Günther (19 Punkte, sechs Assists) sowie die Power Forwards Raymar Morgan (20 Zähler, sieben Rebounds) und Augustine Rubit (18 Punkte, sieben Rebounds) die Hauptlast tragen müssen, kann Trinchieri die Arbeit gleichmäßig verteilen: Miller, der acht seiner neun Würfe von jenseits der Dreipunktelinie im Korb versenkte und insgesamt 26 Punkte erzielte, Wanamaker (17), Nikos Zisis (12) und Strelnieks (10) sorgten für die Punkte, die Flügelspieler Daniel Theis (sechs), Elias Harris (vier) und Nicoló Melli (drei) sammelten die Rebounds ein; der Rest tat, was getan werden musste.

Was die Bamberger besonders auszeichnet, ist ihre Uneigennützigkeit: Dem Vorbild von Zisis (acht Assists) folgend passt jeder den Ball weiter zu einem noch besser postierten Kollegen. Kein anderes Team in der Bundesliga bewegt den Ball so zielstrebig, so sicher, so schnell von einem Spieler zum anderen. Es ist eine Augenweide. Aber die wird man in dieser Saison nicht mehr oft zu sehen bekommen, womöglich nur noch zweimal.

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