Basketball in der NBA:Steph Curry ballert sich zum Dreier-Rekord

Stephen Curry

Stephen Curry bei einem seiner Treffer gegen New Orleans. Es gab noch zwölf weitere.

(Foto: AP)

Das gab es noch nie: Steph Curry versenkt in einem NBA-Spiel 13 Distanzwürfe. Der Mann von den Golden State Warriors ist die Highlight-Maschine des Basketballs. Ein Best-of in Videos.

Von Jonas Beckenkamp

Ein paar Klicks im Internet - und schon ist man mittendrin in der Greatest Show On Earth. Wer also mal wieder so richtig baff sein möchte, der sollte der Suchleiste bei Youtube den Namen "Steph Curry" zuführen und ein wenig Zeit mitbringen. Zeit zum Staunen, Zeit zum Zurückspulen. Denn es kann vorkommen, dass einem beim Betrachten dieses Sportlers ganz existenzielle Fragen in den Sinn kommen. Ist der Basketballer Curry eigentlich ein echter Mensch? Oder handelt es sich bei ihm um einen Mutanten vom Planeten Spektakulus?

Dass das Internet noch nicht explodiert ist vor lauter Steph-Curry-Highlightvideos, ist an sich ein Wunder. In der vergangenen Nacht hat der Dribbler von den Golden State Warriors abermals wie ein Weltmeister Dreier versenkt - gegen die New Orleans Pelicans stellte Curry mit 13 Distanztreffern einen neuen NBA-Rekord auf. 13 Treffer bei 17 Versuchen - eine sagenhaft gute Quote in einer Disziplin, in der 35 Prozent Trefferquote schon als ordentlicher Wert gelten. Curry übertraf damit die bisherige Bestmarke von zwölf "Downtown"-Treffern, die neben ihm nur Kobe Bryant und Donyell Marshall gelungen waren.

Seinen Rekord schaffte Curry just nach einer für ihn historisch miesen Wurfnacht: Gegen die Lakers hatte er erst vor wenigen Tagen alle seine zehn Versuche danebengesetzt. Solche Aussetzer gibt es bei ihm aber so gut wie nie. Er lässt das Außergewöhnliche normal aussehen, wie ein Blick auf seine zehn irrsten Aktionen beweist. Übrigens: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (4.30 Uhr) werden ziemlich sicher auch Dirk Nowitzkis Dallas Mavericks wieder ein paar Dreier abbekommen.

  • Tänzchen mit Dirk (März 2016)

Wenn im Fußball einer den anderen "auf einem Bierfilzl daherspielt", heißt das meist nichts Gutes für den anderen. Ähnlich ist es auch im Basketball. Im letzten Spiel zwischen Golden State und Dallas kommt es zum ungleichen Duell Nowitzki gegen Curry. 1,91 Meter gegen 2,13 Meter, 86 Kilo gegen 111. Dass der Deutsche dabei aussieht wie ein tapsiger Bär, liegt an der Blitzgeschwindigkeit Currys. Seine größte Stärke ist sein Wurf, den er auch dann noch kontrolliert abfeuert, wenn er nur einen halben Meter Platz hat.

  • Zwölf Dreier in einem Spiel gegen Oklahoma (Februar 2016)

Distanzwürfe sind für Curry fast schon leichter als Versuche direkt am Korb. Egal, wie weit vom Ziel entfernt er sich befindet - seine Dreier rauschen über riesige Verteidiger hinweg. Sie segeln in hohem Bogen durch die Reuse. Oder kullern mit etwas Glück doch noch rein. Gegen die Thunder ballerte sich der 28-Jährige in einen solchen Rausch, dass selbst wilde Freiplatzwürfe fielen. Dribbling, Hand- und Tempowechsel, Sprungwurf (manchmal auch von einem Bein). Und das alles wie auf der Playstation.

  • In letzter Sekunde aus zehn Metern

Normalerweise versuchen Basketballer, so nah wie möglich Richtung Ring zu gelangen. Wer es nicht so weit hat, sieht besser, schießt präziser, trifft häufiger. Curry ist gerade dabei, diese Regel abzuschaffen. Bei ihm spielt Entfernung keine Rolle. Der letzte seiner zwölf Dreier gegen Oklahoma ist Anfang des Jahres nicht nur ein eingestellter Rekord, sondern im Grunde eine einzige Frechheit. Anstatt noch einige Meter weiter zu dribbeln, steigt er einfach knapp vor der Mittellinie hoch und verwandelt den entscheidenden Wurf. Interessant auch die ungläubigen Blicke auf der Bank des Gegners.

  • Mit Brett, völlig aus der Balance (November 2015)

Ein Treffer aus dem Clowns-Seminar. Im Spiel gegen Memphis stolpert Curry mehr als kontrolliert zu dribbeln. Seine Widersacher werfen sich ihm in den Weg, doch er schüttelt alle ab. Am Ende entsteht eine Szene, bei der eigentlich jeder Trainer einen Tobsuchtsanfall bekommt. Einer gegen alle, ein Verzweiflungswurf im Fallen - eigentlich ein Unding. Doch für Curry: Ja mei, wenn's sein muss.

  • Treffer aus dem Pirouetten-Dribbling (März 2015)

Wo bitte schön geht's zur Dreierlinie? Das scheint sich Curry im Spiel gegen die Clippers zu fragen. Umgeben von lauter Riesen aus Los Angeles kurvt der Mann aus San Francisco so lange durch die Zone, bis er irgendwo 20 Zentimeter Platz für einen Zirkuswurf findet. Als der Ball durch die Reuse zischt, bleibt wieder einmal zurück: eine Horde tapsiger Bären, diesmal aus LA.

Erinnerungen an Magic Johnson

  • Ins Gesicht von Kobe Byant (Oktober 2014)

Unter den Verteidigern der NBA zählte Kobe Bryant stets zu den besseren. Er konnte sich richtig schön hineinbeißen in Duelle gegen allzu nervige Angreifer. Auch gegen Curry versucht es die "Black Mamba" in dieser Szene mit aller Kraft, doch am Ende bleibt ihm nichts anderes übrig, als seinem Peiniger mit einen Kumpel-Klaps zu gratulieren. Ein Glück, dass die Szene aus einem Vorbereitungsspiel stammt - sonst wäre der Ehrgeizling Bryant wohl vor Wut geplatzt.

  • Vom Parkplatz (Mai 2015)

Fast 29 Meter misst ein gängiges NBA-Parkett, ein sogenannter "Three-Quarter-Court-Shot" ist demnach ein Geschoss aus circa 22 Metern Korbentfernung. Steph Curry kann natürlich auch das. In der Playoffserie gegen Memphis schleudert er kurz vor der Viertel-Sirene einen Torpedo durch die Luft. Die Kugel fliegt und fliegt - und schlägt schließlich im gegnerischen Korb ein. In der Wiederholung wird deutlich: Beim Wurf steht er hinter der eigenen (!) Dreierlinie.

  • High Five bevor der Ball drin ist (Oktober 2015)

Basketball ist ein Spiel mit vielen Finessen. Entscheidend sind nicht nur Größe oder Muskelkraft, sondern vor allem das Ballgefühl in den Händen. Currys Timing ist so perfekt, dass er schon beim Loslassen weiß, ob er einen Treffer landet oder nicht. Im Testspiel gegen Toronto klatscht er mit Kollege Andre Iguodala ab, noch bevor die Kugel überhaupt den Ring erreicht. Er spürt, dass sein Wurf die richtige Flugkurve und den nötigen Drall besitzt, um den Weg durchs Netz zu finden. Auch die Kollegen am Rand scheinen schon vor dem Einschlag zu wissen: Bingo.

  • Passen wie Magic (Januar 2015)

Steph Curry agiert meist in der Rolle des Spielmachers. Er ist derjenige, der zwar irre Würfe trifft, aber in erster Linie soll er bei den Warriors die Offensive orchestrieren. Spielzüge ansagen, das Tempo bestimmen, Kollegen freispielen, die Übersicht behalten - die fundamentalen Dinge des Basketballs. Dass er auch die etwas weniger fundamentale Kategorie "Showtime à la Magic Johnson" beherrscht, zeigt diese Szene aus einer Partie gegen Chicago: Ein "No-Look-Pass" zu Mitspieler David Lee, bei dem die gesammelte Defensive der Bulls ein Schleudertrauma erleidet.

  • Wie Curry das Spiel verändert (Dezember 2015)

Beim Aufwärmen demonstriert Curry, warum er derzeit den Basketball verändert: Sein Wurftraining beschränkt sich längst nicht mehr auf herkömmliche Versuche von der Dreierlinie. Für ihn sind auch Würfe aus acht oder neun Metern Entfernung ganz normal. Durch seine enorme Reichweite entzerrt er das Spielfeld, weil Verteidiger noch weiter vom eigenen Korb auf ihn achten müssen. Zum Spaß trainiert er derzeit übrigens an einem nie gesehen Wurf: Von der eigenen Grundlinie aus, also über exakt 28,56 Meter.

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