Basketball:"In der Breite mehr Klasse"

Basketball, easyCredit BBL, FC Bayern München -  Brose Baskets Bamberg

Bester Bamberger: Fabien Causeur (rechts) ließ sich auf dem Weg zu seinen 23 Punkten im zweiten Halbfinale auch von Anton Gavel nicht bremsen.

(Foto: Markus Fischer)

Die FC-Bayern-Basketballer haben sich zwar verbessert, stehen nach einem 76:80 gegen Bamberg aber vor dem Halbfinal-Aus.

Von Ralf Tögel

Um 19.28 Uhr war es plötzlich still im Münchner Dome. Bis dahin hatten die 6700 Zuschauer Playoff-Atmosphäre erster Güte in die Halle gebrüllt, doch dann rutschte dem FC-Bayern-Kapitän Bryce Taylor ein Pass von Maxi Kleber über die Finger - und ins Aus. Im Gegenzug verwandelte Darius Miller zwei Freiwürfe zum 80:76, Schlusssirene, Aus, 0:2 in der Best-of-five-Serie des Basketball-Halbfinales. Es benötigt nun sehr viel Optimismus, um ernsthaft noch daran zu glauben, dass die Münchner diese Serie mit den nötigen drei Siegen noch drehen können - zumal zwei davon in Bamberg gelingen müssten, der erste am Sonntag.

Eine Motivationshilfe und ein weiterer Beweis, was in dieser herrlich verrückten Sportart möglich ist, könnte sein, war im zweiten Halbfinale zu beobachten war: Oldenburg lag gegen Ulm mit 0:1 in der Serie und einem Halbzeitrückstand von 27 Punkten am Boden - ein Rückstand, der gerne mal als uneinholbar bezeichnet wird. Doch die Oldenburger drehten das Spiel nach Verlängerung und glichen zum 1:1 aus, in ihrer Serie ist wieder alles offen.

Für die Bayern freilich kann man das nicht sagen, angesichts dieses starken Kontrahenten aus Bamberg käme Vergleichbares einem kleinen Basketball-Wunder gleich: "Das wird hart", sagte Aleksandar Djordjevic, "ist aber nicht unmöglich." Das Spiel immerhin konnte dem Trainer der Bayern Mut machen, denn nach dem ersten Duell, das auf verstörende Weise 59:82 verloren gegangen war, offenbarte sein Team eine beeindruckende Leistungssteigerung. Es war ja die große Frage, wie die Spieler den Sonntagabend verarbeiten würden in so kurzer Zeit, zumal es keine schlüssige Erklärung dafür gab.

Anton Gavel hatte es versucht, nur einmal war ihm dabei im Ansatz ein Lächeln entwischt. Auf die Frage nämlich, ob denn der Spieltermin am Vatertag eine besondere Motivation darstelle, für ihn, den zweifachen Vater. Er grinste kurz und sagte: "Ja." Und er benötigte nur 26 Sekunden Spielzeit, um seine Ankündigung zu bestätigen - als er einen dynamischen Antritt per Korbleger zum 2:0 vollendete. Zur Erinnerung: In Bamberg war den FC-Bayern-Guards kein einziger Punkt gelungen.

Die Bayern führen bis kurz vor Schluss, dann kommt Strelnieks

Als gegen Ende des famosen ersten Viertels auch noch Dru Joyce dieselbe Übung mit Bravour bestand und einen Dreier zum 30:20 nach dem ersten Durchgang durch das Bamberger Netz schickte, war klar, dass diese Mannschaft in der Tat eine andere war - was Djordjevic ja eindringlich gefordert hatte. Vor allem die Guards in seiner Auswahl, im ersten Vergleich noch die große Schwachstelle, wussten sich deutlich zu steigern. Der bravourös kämpfende Gavel (8 Punkte) und der klug die Bälle verteilende Joyce (9) hatten großen Anteil daran, dass die Münchner bis kurz vor der Halbzeit das bessere Team waren.

Allerdings hatten die Gäste in Spielmacher Fabien Causeur den besten Akteur des Abends in ihren Reihen. Der französische Nationalspieler war mit 23 Zählern erfolgreichster Punktesammler und hielt den Meister fast im Alleingang auf Schlagdistanz. Dass Bamberg weitere erstklassige Akteure in seinen Reihen weiß, zeigte sich in den letzten Sekunden vor der Pause, Nikolaos Zisis und Nicolo Melli per Dreier trafen zum 41:39.

Es war die erste Bamberger Führung, aber auch davon ließen sich die Bayern nicht beeindrucken und legten dank feiner Aktionen vom neuerlich sehr präsenten Devin Booker (12), Vladimir Lucic (11) und Nihad Djedovic (10) bis zum 76:74 siebzig Sekunden vor dem Ende stets vor.

Es war ein intensiver und offener Schlagabtausch, dem auch Bambergs Trainer Andrea Trinchieri viel abgewinnen konnte: "Ein wahres Playoff-Spiel, ein großer Sieg gegen einen großen Gegner." Der Italiener weiß allerdings auch die größere Qualität auf seiner Seite, was Kollege Djordjevic gerne bestätigte: "Das ist nicht nur die beste Mannschaft in Deutschland, das ist eine der besten in Europa." Auch FCB-Präsident Hoeneß pflichtete bei: "In der Breite haben sie mehr Klasse. Ich mache der Mannschaft aber keinen Vorwurf."

Wie zum Beleg waren es in den entscheidenden Momenten Zisis (8) und vor allem Janis Strelnieks, der elf seiner 13 Punkte im letzten Viertel erzielte, die den Unterschied machten. Zwei weitere Guards erster Güte. Bayern-Spielmacher Nick Johnson schmorte wegen zuletzt schwacher Leistungen auf der Bank.

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