Basketball:In den Händen von Dirk und Chris

Verlieren verboten: Deutschlands Basketballer treffen in der Olympia-Qualifikation auf Brasilien - den ersten harten Gegner. Der Plan lautet deshalb: Nowitzki und Kaman anspielen.

Joachim Mölter

Um was es geht an diesem Freitagabend, braucht den deutschen Basketballern keiner mehr zu erklären. "Das ist in den Jungs drin", sagt Bundestrainer Dirk Bauermann, wiederholt es aber vorsichtshalber doch noch einmal: "Wenn wir nicht gewinnen, können wir nach Hause fahren und uns die Olympischen Spiele im Fernsehen anschauen." Das wollen die Jungs um den Würzburger NBA-Profi Dirk Nowitzki aber nicht, sie haben sich schon die Spiele in Sydney 2000 und in Athen 2004 im Fernsehen angeschaut. 2008 in Peking wollen sie endlich selbst mitmachen, und dafür ist es eben zwingend notwendig, im Viertelfinale des Qualifikationsturniers in Athen die Brasilianer zu bezwingen (18.30 Uhr/live im DSF).

Basketball: Chris Kaman (li.) wird gegen Brasilien vor allem durch seine Blocks und Rebounds wichtig für die deutsche Mannschaft sein.

Chris Kaman (li.) wird gegen Brasilien vor allem durch seine Blocks und Rebounds wichtig für die deutsche Mannschaft sein.

(Foto: Foto: dpa)

Nach den leichten Vorrundensiegen der deutschen Auswahl über die Kapverdischen Inseln (104:68) und Neuseeland (89:71) ist der Vergleich mit Brasilien nun das, was die Amerikaner so martialisch als "do or die" bezeichnen - es schaffen oder sterben. Nur drei der zwölf Teams, die in diesen Tagen in Athen angetreten sind, dürfen in drei Wochen in Peking starten: Zwei Plätze sind für die Sieger der beiden Halbfinals an diesem Samstag reserviert; den dritten Platz spielen am Sonntag die Halbfinal-Verlierer aus. Doch ins Halbfinale kommt eben nur, wer das Viertelfinale überlebt.

Kaman die erhoffte Verstärkung

"Für uns ist das unbekanntes Gewässer", sagt Bauermann, "ich weiß nicht, wie die Mannschaft in so einer Druck-Situation reagiert." Grundsätzlich gibt er sich natürlich optimistisch, zumal sich Neuling Chris Kaman, 26, auf der Centerposition bislang als die erhoffte Verstärkung erwiesen hat. Der eingebürgerte Amerikaner vom NBA-Klub Los Angeles Clippers erzielte in seinen ersten Länderspielen für den Deutschen Basketball Bund (DBB) erst zehn, dann zwanzig Punkte und holte dazu einige Rebounds in jeweils rund zwanzig Minuten Einsatzzeit.

Die meisten Experten halten Kaman und Nowitzki (35 Punkte gegen Neuseeland) für das stärkste Angriffsduo des Turniers. Doch um die Offensivleistung seiner Auswahl sorgt sich Bauermann nicht: "Für mich liegt der Schlüssel zum Erfolg über Brasilien in der Abwehr." Die Südamerikaner, so haben er und seine Assistenztrainer beobachtet, seien eine "ganz schwer zu spielende Mannschaft", mit gefährlichen Schützen aus der Distanz.

Regisseur der Mannschaft ist Marcelo Huertas, 25, der in Spanien bei Bilbao unter Vertrag ist und dort als bester Spielgestalter der abgelaufenen Saison galt, wie seine Wahl ins sogenannte Ideal-Quintett der Liga ACB zeigt. Zwar kann man Huertas durchaus in Schach halten, wie die gastgebenden Griechen am Mittwochabend bei ihrem 89:69-Erfolg im abschließenden Vorrundenspiel demonstrierten.

"Huertas mürbe und müde machen"

Doch "unsere Abläufe in der Abwehr sind anders als bei den Griechen", erklärt Bauermann, bedingt durch die Zusammenstellung seines Kaders. Er hat überproportional viele großgewachsene Männer mit nach Athen genommen und - auch wegen der Verletzungen der eher kleinen Akteure Mithat Demirel (Auge) und Johannes Herber (Kreuzband) - nur zwei echte Point Guards, wie die Spielmacher im Fachjargon heißen: Steffen Hamann und Pascal Roller.

Das ist ein Risiko, dessen ist sich Bauermann bewusst: Wenn sich einer seiner Spielgestalter verletzt oder während einer Partie in Foulprobleme gerät (nach dem fünften Foul muss der Spieler das Feld verlassen), hat er kaum noch Alternativen. Für den Notfall soll deshalb Demond Greene einspringen, der seine Stärken freilich eher in der Verteidigung hat, wie der 1,90 Meter große Hamann.

Vor allem der soll nun am Freitag die Kreise seines Gegenspielers Huertas stören, ohne dafür zu oft mit einem Foul belegt zu werden. "Wir wollen Huertas mürbe und müde machen, damit er nicht mehr so frisch ist, wenn das Spiel in die entscheidende Phase geht", sagt Bauermann. Dabei soll auch Pascal Roller helfen, obwohl er mit seinen 1,80 Meter wohl zu klein ist, um den zehn Zentimeter größeren Huertas am Wurf zu hindern; Rollers Stärke ist es ja auch eher, selbst zu punkten.

Zur Not wissen die beiden deutschen Guards allerdings immer noch Chris Kaman hinter sich. "Er hat uns schon gesagt, wir sollen die Brasilianer auf jeden Fall am Werfen hindern und sie lieber an uns vorbei zum Korb ziehen lassen", berichtete Hamann: Denn dort würde sich ihnen dann Kaman in den Weg stellen, und der ist mit seinen beweglichen 2,13 Metern in der Abwehr ebenfalls eine Wucht. "Er kann das Spiel auch über geblockte Schüsse und Rebounds beeinflussen", hat Roller bereits festgestellt.

Trotz allem wird sich der Radius der beiden Spielmacher nicht auf die Abwehr beschränken. "Ich muss vorne meine Aufgabe erfüllen", weiß Hamann: "das Tempo regulieren, die Spielzüge anzeigen". Um was es vor allem geht, hat Bauermann auch noch mal gesagt: "Der Ball muss in die Hände von Dirk und Chris kommen."

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