Basketball:Im Rausch der Würfe

Thompson Deon Bayern Munich BASKET Strasbourg vs Bayern Munich Euroligue 4 12 2015 MOA Panoramic; strasbourg

Staunen und lernen: Der fulminante Auftritt der Bayern-Basketballer (hier ein Dunking von Deon Thompson) beeindruckte die Franzosen.

(Foto: Panoramic/imago)

Dank einer exzellenten Teamleistung gewinnen die Bayern-Basketballer 82:69 gegen Straßburg - und wahren die Chance auf Einzug in die Top16 der Euroleague.

Passt mir bloß auf Rodrigue Beaubois auf, hatte Svetislav Pesic gesagt, passt mir schön auf diesen französischen Wurfartisten auf. Vor Beaubois, der von 2009 bis 2013 mal ein Teamkollege von Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks gewesen war, hatte Pesic den größten Respekt formuliert - vor diesem Spiel gegen Straßburg, das die Basketballer des FC Bayern München am Freitagabend am drittletzten Vorrunden-Spieltag der Euroleague auf fulminante Weise mit 82:69 (48:29) gewannen. Im Hinspiel, beim 76:61 im heimischen Dome, hatte die Münchner Defensive Beaubois bereits gut im Griff. "Wenn wir an diese Qualität in der Defensive anknüpfen können, dann haben wir unser Schicksal selbst in der Hand", ahnte Pesic. Und da sollte er Recht behalten.

Die Grundlage für ihr angenehmes Schicksal, sich alle Chancen auf den Einzug in die Top16 der Euroleague gewahrt zu haben, legten die Bayern im ersten Viertel, das sie 21:15 gewannen. Nach drei Minuten nahm ihr Spiel Schwung auf. Zwei Fast-Breaks von Bryce Taylor und Deon Thompson brachten die erste Führung, per Dreier erhöhte Thompson noch auf 10:4. Mit Ausnahme von Dusko Savanovic, dem zum Auftakt ein Schrittfehler unterlief, spielten die Münchner konzentrierter als die Gastgeber - in Abschluss und Abwehr. Auch Savanovic fand sehr schnell in die mentale Spur, erst traf er aus der Distanz zum 15:8, dann K.C. Rivers, dann Taylor: Die Dreier flutschten nur so durch die Reuse, und die Bayern führten 21:8.

Emsig und behände wie Kraken verteidigten die Bayern auf den Außenpositionen

Auf der Gegenseite staunten die Franzosen darüber, wie sehr ein Spiel an ihnen vorbeilaufen konnte, nicht einmal die einfachsten Würfe glückten ihnen. Und ihr Spiel wurde im zweiten Viertel nicht besser. Vollkommen unbehelligt konnte Alex Renfroe mit dem Ball über die linke Seite tänzeln; die Franzosen, offenbar vom Sekundenschlaf übermannt, ließen ihn zweimal durchbrechen: das 19:30, das 19:32. Emsig und behände wie Kraken (Thompson fing acht Rebounds, Savanovic zehn) verteidigten die Bayern auf den Außenpositionen gegen die Wurfspezialisten der Franzosen: Nach 20 Spielminuten hatten sie keinen ihrer acht Dreier-Versuche verwandelt. Und Beaubois, der Spezialist unter den Spezialisten? Nicht einen von drei.

Svetislav Pesic liebt es ja, wenn einer seiner Pläne funktioniert. Aber der Plan, Beaubois aus der Partie zu nehmen, er lief in der Tat rund wie eine serbische, pardon, wie eine schweizer Uhr. Und weil auch Straßburgs Center Vladimir Golubovic weit unter seiner gewohnten Trefferquote blieb, ging es aus Sicht der Münchner mit 48:29 in die Pause. Auswärts in Straßburg. Obwohl die Franzosen zuvor drei Heimsiege gefeiert hatten in der wohl tückischsten der vier Euroleague-Gruppen: gegen Fenerbahce, Real Madrid und Roter Stern Belgrad. Worin die Heimstärke gründete, ehe sie von den Bayern beendet wurde, ist nicht klar; möglicherweise bekam den anderen europäischen Basketballriesen die kühle Luft im Elsass nicht. Den Münchnern war die frische Brise egal. Sie gewannen, weil sie als Einheit spielten, kein einziger Spieler brachte es nach der Hälfte der Zeit auf mehr als acht Punkte.

Nachdem sich die Münchner zuletzt nach fünf Niederlagen in Serie, der drei Siege folgten, ihrer wirklichen Form nicht gewahr sein konnten, verabschiedeten sie am Freitag in Straßburg ihre letzten Selbstzweifel in einem Rausch der Würfe. Nach dem dritten Viertel stand es 40:66. In den letzten zehn Minuten kamen die Franzosen noch einmal auf 13 Punkte heran. Zu spät. Deon Thompson brachte es als zweitbester Werfer hinter John Bryant (17) auf 14 Punkte. Der gefürchtete Rodrigue Beaubois kam tatsächlich auf: null.

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