Eine Woche nach dem Rücktritt von Svetislav Pesic, 66, als Cheftrainer haben die Basketballer des FC Bayern München einen Nachfolger präsentiert: Es ist erwartungsgemäß Aleksandar Djordevic. Der Serbe erhält einen Zweijahresvertrag und soll beim Trainingslager der Münchner am Gardasee (21. bis 26. August) zur Mannschaft stoßen; dort kann er am letzten Tag auch gleich seinen 49. Geburtstag feiern.
Wann genau Djordevic eintreffen wird, ist allerdings ungewiss. Er muss ja erst noch die Nationalmannschaft seiner Heimat bei den Olympischen Spielen in Rio betreuen, und die dauern genau bis zum 21. August. Mit der serbischen Auswahl sind Djordevic seine bislang größten Erfolge als Trainer gelungen - Platz zwei bei der WM 2014 in Spanien und Platz vier bei der EM 2015 in Frankreich. Auch in Rio werden den Serben Medaillenchancen eingeräumt, auch wenn dieses Turnier ungleich schwieriger ist: Schon in ihrer Vorrundengruppe bekommen sie es mit dem Titelfavoriten USA und dem EM-Dritten Frankreich zu tun, außerdem mit den Kontinental-Champions Australien, China und Venezuela. In der K.o.-Runde warten dann Gegner aus der anderen Gruppe: die EM-Finalisten Spanien und Litauen, Gastgeber Brasilien, Afrikameister Nigeria sowie Argentinien oder Kroatien. Djordevics Vertrag als Nationalcoach in Serbien gilt dem Vernehmen nach über die Spiele in Rio hinaus.
Unabhängig vom Abschneiden bei Olympia wird Aleksandar Djordevic wohl nicht viel Vorbereitungszeit mit seiner neuen Mannschaft verpassen. Das erste Training für die am 23. September beginnende Bundesliga-Saison ist für den 19. August terminiert; zu Beginn steht für gewöhnlich Konditionsarbeit auf dem Programm, und das können auch die Assistenzcoaches Emir Mutapcic und Philipp Köchling leiten.
Was Spielphilosophie und -systeme angeht, wird Djordevic wohl im wesentlichen auf das zurückgreifen, was ihm sein Vorgänger hinterlässt. Er hat ja die gleiche jugoslawische Basketball-Schule durchlaufen wie dieser. "Es freut mich, die Arbeit von Svetislav Pesic fortsetzen zu können", wird Djordevic folglich auch in der Pressemitteilung der FC-Bayern-Basketballer zitiert: "Uns verbindet eine lange Beziehung, ich war ja sein Kapitän im Junioren-Nationalteam."
Unter Pesics Anleitung führte er 1987 jedenfalls jene jugoslawischen Talente zum Gewinn der Junioren-WM im Finale gegen den US-Nachwuchs, zu denen auch die späteren NBA-Profis Toni Kukoc, Vlade Divac und Dino Radja gehörten. Und unter Pesic debütierte er auch als 17-Jähriger in der jugoslawischen Männer-Auswahl, als dieser das Team interimistisch betreute. Bis auf Olympia-Gold hat der ehemalige Spielmacher Djordevic alles gewonnen, was man als Aktiver in Europa gewinnen kann - eine WM (1998), drei EM-Titel (1991, 1995, 1997), ein kontinentales Klubchampionat (1992) sowie etliche nationale Trophäen in Jugoslawien und Spanien.
Als Trainer auf Vereinsebene war Aleksandar Djordevic freilich noch nicht so erfolgreich. Sein erstes Engagement bei einem größeren Klub, dem griechischen Rekordmeister Panathinaikos Athen, wurde im April trotz des Gewinns des nationalen Pokals nach nur einem Jahr vorzeitig beendet: Der Viertelfinal-K.o. in der Euroleague war auch sein Aus. FC-Bayern- Geschäftsführer Marko Pesic findet dennoch, dass sich Djordevic "in den vergangenen Jahren zu einem der interessantesten Coaches einer neuen Generation entwickelt hat. Ich bin sicher, dass München und er bestens zusammenpassen werden".
Bei den jüngsten Spielerverpflichtungen der Münchner war Djordevic offenbar bereits eingebunden. Er lässt sich jedenfalls mit den Worten zitieren: "Mit unserer bisherigen Zusammenstellung der Mannschaft bin ich sehr zufrieden, Marko hat einen sehr guten Job gemacht." Zudem kündigte Djordevic an, dass "noch ein, zwei Spieler hinzukommen, dann ist das Team komplett". Dem Vernehmen nach sind die FC-Bayern-Basketballer am Flügelspieler Reggie Redding interessiert (vormals Alba Berlin, zuletzt Darussafaka Dogus Istanbul); vor allem aber fehlt noch ein Spielgestalter wie Djordevic einst selbst einer war. Der neue Coach geht seine Aufgabe in jedem Fall zuversichtlich an: "Wir alle werden gemeinsam in allen Wettbewerben versuchen, nach den höchsten Zielen zu greifen."