Basketball:Freundliche Türöffner

Oliver LAFAYETTE 20 MAL und Nick JOHNSON 13 FCB Basketball FC Bayern FCB Unicaja Malag

Ran an den Ball! Münchens Spielmacher Nick Johnson (rechts) versucht Malagas Oliver Lafayette das Spielgerät zu entwenden.

(Foto: Oryk Haist/imago)

Auf fast identische Weise läuten der FC Bayern und Oldenburg die Playoffs in Europas Wettbewerben ein.

Von Joachim Mölter

Aleksandar Djordjevic wusste schon bald nicht mehr weiter: am Freitag Malaga, am Sonntag Bremerhaven, am nächsten Mittwoch vielleicht erneut Malaga, und dann? Dann war Ende des Spielplans, zumindest soweit ihn der Trainer der FC-Bayern-Basketballer im Kopf hatte. Also besann er sich an diesem Dienstagabend, als er auf die anstehenden Aufgaben seiner Mannschaft angesprochen wurde, auf eine gängige Floskel des Spitzensports: "Wir müssen Schritt für Schritt vorgehen, ich denke nur ans nächste Spiel."

Das wäre dann also das in Malaga, wo der FC Bayern München am Freitag erstmals ins Halbfinale eines europäischen Wettbewerbs vorstoßen kann, in das des Eurocups. Nach dem 91:82-Heimsieg über das Team von Unicaja im ersten Viertelfinalspiel am Dienstag sind die FC-Bayern-Profis mit einem neuerlichen Erfolg in der Best of three-Serie weiter; sollten sie verlieren, kommt es nächste Woche in München zum dann entscheidenden Duell. Davor steht noch die Bundesliga-Partie beim Tabellen-13. Eisbären Bremerhaven fix im Programm, und wer danach alles kommt, wird man dann sehen. Irgendjemand wird es Aleksandar Djordjevic schon sagen.

Wenn selbst ein Fachmann wie der 49 Jahre alte Serbe den Überblick verliert über das, was demnächst bevorsteht, wie soll dann ein gewöhnlicher Beobachter wissen, wer gerade in welchem Wettbewerb zugange ist? Wegen eines anhaltenden Streits zwischen dem Kontinentalverband Fiba Europe und dem privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen Euroleague Basketball gibt es in dieser Saison ja vier verschiedene Wettbewerbe, zusätzlich zum nationalen Ligabetrieb, versteht sich.

Gefühlt haben in den vergangenen Monaten jeden Tag irgendwelche Mannschaften irgendwo Basketball gespielt, erst jetzt lichtet sich das Gewurl, das unübersichtlich ist wie in keinem anderen Sport: Denn in dieser Woche beginnen fast überall die Playoffs. Nur in der Euroleague noch nicht, dem attraktivsten Wettbewerb: Der wird nach einer drastischen Reform im Liga-Modus ausgetragen, sieben Spieltage gibt es noch, ehe die besten acht Teams mit den K.o.-Runden anfangen. Der einzige deutsche Vertreter, Meister Brose Bamberg, ist am Donnerstag das nächste Mal im Einsatz, bei Roter Stern Belgrad; die Aussicht auf eine Playoff-Teilnahme ist nur noch gering mit einer Bilanz von 8:15 Siegen.

"Wir hätten das Spiel anders beenden sollen", findet der Coach

Im zweitwichtigsten Wettbewerb, dem Eurocup, sind bloß die Münchner übrig von den anfangs drei deutschen Teilnehmern. Der letztjährige Pokalsieger Alba Berlin und der nationale Vorjahresfinalist Ratiopharm Ulm sind in der Zwischenrunde der letzten 16 auf der Strecke geblieben.

In der Champions League, wie das Spitzenprodukt der Fiba Europa heißt, sind EWE Oldenburg und die MHP Riesen Ludwigsburg in dieser Woche ins Achtelfinale eingestiegen. Die Fraport Skyliners aus Frankfurt sind ausgeschieden in der sogenannten Playoff-Qualifikation, die zwischen den Gruppenspielen und dem Achtelfinale geschaltet wurde. Wegen ihrer Beförderung in die Champions League konnten die Frankfurter im Übrigen ihren im vorigen Jahr gewonnenen Titel im EuropeCup nicht verteidigen. In diesem Fiba-Wettbewerb vertreten aber die Telekom Baskets Bonn die deutschen Interessen; sie haben noch eine Woche Pause bis zu ihrem ersten Viertelfinal-Duell mit dem israelischen Vertreter Ironi Nahariya.

Die besten Chancen, in diesem Jahr einen Pokal nach Deutschland zu holen, werden dem FC Bayern eingeräumt. Gegen Malaga beeindruckte die Mannschaft über weite Strecken, auch wenn Trainer Djordjevic nicht ganz zufrieden war: "Wir hätten das Spiel auf andere Art beenden sollen." Einen 17-Punkte-Vorsprung (77:60/34. Minute) ließen seine Spieler auf fünf Zähler herunterschmelzen (81:76/38.), wodurch der Erfolg wieder in Gefahr geriet. "Da haben wir Malaga die Tür noch einmal aufgemacht", sagte FC-Bayern-Center Maik Zirbes, mit 15 Punkten erfolgreichster Werfer seines Teams. "Wir haben ihnen Sauerstoff gelassen", formulierte Djordjevic.

Die freundliche Wiederbelebung vermeintlich bereits erledigter Gegner in der Schlussphase scheint in dieser Saison ein Trend zu sein unter den deutschen Klubs. Denn 600 Kilometer weiter nördlich ließen am Dienstag die Oldenburger ihren Champions-League-Gegner Banvit Bandirma auf fast identische Weise Luft schnappen: Aus dem 77:64 (34.) wurde am Ende ein 82:82. Dieses seltene Remis ist möglich, weil es in diesem Wettbewerb in der K.-o.- Runde nur Hin- und Rückspiel gibt.

Den Trend gesetzt haben freilich die Bamberger: Von den 15 Niederlagen in der Euroleague kamen sechs mit maximal zwei Punkten zustande, bei vier weiteren hatten sie noch in der Schlussminute die Chance, das Spiel zu kippen. Die Bamberger sind übrigens der übernächste Bundesliga-Gegner der Münchner. Die müssen vorher aber noch nach Tübingen. Das kann man schon mal vergessen, wenn man dauernd unterwegs ist.

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