Basketball:Fränkische Fingerzeige

BASKET - EURL - BAMBERG - CSKA MOSCOW
(Foto: Christof Stache/AFP)

Nach dem Coup gegen ZSKA Moskau kann Bamberg erstmals in die Elite der Euroleague vorstoßen - in die Top 8. In der Bundesliga zählt nur die Titelverteidigung.

Von Patrick Reichardt, Bamberg

Seit Jahren propagiert die Basketball-Bundesliga (BBL) das Ziel, bis 2020 die beste Liga Europas sein zu wollen. Doch dieser Plan wirkt reichlich optimistisch. Denn in der Euroleague, der bisherigen Königsklasse der Sportart, in der solch ambitionierte Ziele auf den Prüfstand kommen, stand noch kein einziges Mal ein deutsches Team im Viertelfinale. Dieses Jahr könnte also ein besonderes werden für den deutschen Basketballsport. Ein Grund dafür: ein roter Bus.

"Das war ein Meisterstück meiner Mannschaft. Wir haben einen historischen Sieg errungen", sagte Andrea Trinchieri am Gründonnerstagabend, er klang aufgewühlt. Seine Bamberger Brose Baskets hatten in der Euroleague ZSKA Moskau 91:83 geschlagen, im zwölften Duell mit dem russischen Spitzenteam gelang dem deutschen Meister damit der erste Sieg. Und jenes Transparent, das die Bamberger Fans schon seit Beginn der Runde hissen, erschien plötzlich realistisch: "No stop before Top 8", steht darauf geschrieben - vor einem roten Bus. Bamberg unter den besten Acht in Europa, zum ersten Mal? "Das ist eine Reise und wir können diese Reise noch immer genießen", sagt dazu Trainer Trinchieri.

Die stolze Siegesserie: Piräus, Barcelona, zweimal Moskau

Der Erfolg gegen den europäischen Krösus aus Moskau stellt den vorläufigen Höhepunkt einer beeindruckenden Entwicklung dar. Vor dieser Saison hatten die Bamberger überhaupt kein Spiel der Euroleague-Zwischenrunde gewinnen können - diesmal haben sie in Olympiakos Piräus, dem FC Barcelona sowie Khimki und ZSKA Moskau schon mehrere Spitzenteams besiegt. Zwei Spieltage vor Ende der Zwischenrunde ist der Kampf um die ersten vier Plätze noch immer spannend: Fünf Teams, die Oberfranken inklusive, haben eine völlig ausgeglichene Bilanz von sechs Siegen und sechs Niederlagen, nur zwei können in der Achtergruppe die nächste Runde erreichen. Bamberg gastiert kommenden Donnerstag in Barcelona (ebenfalls 6:6) und empfängt zum Abschluss die Spanier von Laboral Kutxa (8:4). Zwei weitere Überraschungen - und Bamberg stünde im Viertelfinale.

Das ist auch deshalb so, weil die Bamberger in diesem Jahr wohl die bislang beste Mannschaft ihrer Vereinsgeschichte unterhalten. Das Meisterteam aus dem Vorjahr um Spielmacher Bradley Wanamaker wurde noch einmal verstärkt: Durch den Griechen Nikos Zisis sowie den Italiener Nicolò Melli stießen zwei international erfahrene Akteure zum Team, Leistungsträger wie Wanamaker, Janis Strelnieks oder Darius Miller konnten für ein weiteres Jahr gebunden werden.

Die Entscheidung fällt daheim gegen Laboral Kutxa

"Das sind ganz besondere Menschen in der Kabine", verwies Trinchieri nach dem Sieg gegen Moskau auf die Charakterstärke. Auch in der Liga haben die heimstarken Bamberger erst zwei Spiele verloren, alles andere als die Titelverteidigung wäre angesichts des Saisonverlaufs und der Überlegenheit in der Bundesliga eine herbe Enttäuschung für die Franken. Allerdings: In den Playoffs kann viel passieren.

Vor diesen Playoffs (ab Mitte Mai) stehen aber die Herausforderungen in Barcelona und vor heimischer Kulisse gegen Laboral Kutxa im Mittelpunkt: "Wir trauen uns inzwischen zu, solche Teams zu schlagen", sagt Geschäftsführer Rolf Beyer. Schon als der deutsche Meister im Februar Europas Titelverteidiger Real Madrid am Rande einer Niederlage hatte und erst in den Schlusssekunden verlor, betonte Beyer diese positive Entwicklung: "Das sind Fingerzeige, wo es in Zukunft noch hingehen kann. Wir haben einen längerfristigen Plan als diese eine Top-16-Phase."

Die womöglich größte Aufgabe erwartet den Verein dann aber im Sommer: Dann wird es darum gehen, dieses Team, das sich international ins Rampenlicht gespielt hat, zusammenzuhalten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: