Basketball:Fokussiert, effektiv, gut

Fraport Skyliners Frankfurt - FC Bayern München

Nicht zu stoppen: Münchens Reggie Redding setzt sich gegen Isaac Bonga von Frankfurt durch.

(Foto: Fabian Sommer/dpa)

Die Basketballer des FC Bayern wenden in Frankfurt das frühe Playoff-Aus ab. Vor dem entscheidenden fünften Spiel in der Viertelfinal-Serie warnt Präsident Uli Hoeneß indes vor Leichtfertigkeit.

Von Ralf Tögel

An den worst case, also das frühestmögliche Ausscheiden aus den Playoffs um die deutsche Basketball-Meisterschaft, wollte keiner beim FC Bayern München so richtig denken. Jedenfalls war kein Spieler zu finden, der auch nur ansatzweise Bedenken äußerte. Alex King hatte gar die steile These aufgestellt, dass der Druck nun beim Gegner läge. Die Frage war, ob es Durchhalteparolen waren oder ob der Favorit wirklich derart überzeugt von seinen Fähigkeiten war. Denn selbige hatten die Münchner in den beiden vorangegangenen Partien recht gut verborgen, was ihnen einen 1:2-Rückstand in der Best-of-five-Serie, viel Häme und ein Spiel ums sportliche Überleben eingebrockt hatte. Doch offenbar kommt diese Auswahl erst in Bedrängnis richtig in Fahrt. Nach einem beeindruckenden 85:50 (47:28)-Auswärtssieg haben die Bayern die Serie ausgeglichen und an ihren Anspruch erinnert.

Uli Hoeneß, so war zu erfahren, war vor der Partie in der Kabine, um ein paar Worte an die Spieler zu richten. Der FCB-Präsident war eigens angereist, die Saison war ja in höchste Gefahr geraten, schließlich hatte der Klubchef nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Meisterschaft das große Ziel ist. Vielleicht ein Muster für die Zukunft, denn was die Bayern in der ersten Halbzeit boten, war eine Demonstration der eigenen Stärke. Schon im jüngsten Vergleich, der knapp mit 83:86 verloren wurde, hatte die FCB-Defensive ihre bislang beste Leistung unter dem neuen Trainer Dejan Radonjic gezeigt. Der hatte vor der Partie in seiner wortkargen Art nur gefordert, dass die Seinen die Konzentration doch über die gesamte Spielzeit hoch halten mögen. Auf der Suche nach Fehlern, nach Gründen zur Kritik muss sich der Montenegriner die Partie wohl noch einmal in Zeitlupe zu Gemüte führen, denn seine Mannschaft zeigte eine nahezu makellose Leistung. Die Bayern spielten von der ersten Sekunde an extrem fokussiert, extrem effektiv - extrem gut.

Angeführt von Topscorer Jared Cunningham legten die Münchner mit einer Wucht los, die die Hessen an die Bretter drückte. Der Amerikaner wollte im Duell mit Frankfurts Philip Scrubb, bester Punktesammler der Vorrunde, offenbar jedem Kritiker seine Klasse vor Augen führen. Cunningham sammelte 15 Punkte, Scrubb gestattete er gerade mal deren vier. Nach nicht einmal vier Minuten führte der Favorit zweistellig (12:2) und ließ sich im weiteren Spielverlauf auch nicht ansatzweise aus dem Tritt bringen. Egal, dass Vladimir Lucic gar nicht mitgereist war, egal, ob Bälle unglücklich vom Ring zurücksprangen, egal, ob die Skyliners unmögliche Würfe versenkten: Die Bayern blieben ruhig - und hoch überlegen. Beim 23:17 nach dem ersten Viertel hatten sich die Hessen nochmals kurz aufgebäumt, doch es war schnell zu erkennen, dass sich die Bayern ihrer Stärke wieder bewusst waren.

Was zuvorderst daran lag, dass jeder Akteur seine Qualitäten gewinnbringend einzusetzen wusste. Devin Booker (15 Punkte) ackerte unter den Brettern, stopfte die Bälle mit seinen gefürchteten Dunks in den Korb. Und als er eine Auszeit bekam, war Maik Zirbes zur Stelle. Kein Vergleich mit den Leistungen der vergangenen Spiele, der 2,07-Koloss trottete aufs Parkett und legte mit sechs seiner insgesamt elf Punkten in Serie sofort los. Stefan Jovic war nach dem missratenen Auftritt im dritten Spiel mit seinen Zauberpässen zurück. Und war Braydon Hobbs für ihn auf dem Feld, agierte der nicht weniger trickreich. Das war der große Unterschied zu den vorangegangenen Partien - dass die große individuelle Qualität der Bayern zu einem großen Mannschaftsspiel führte. Die Frankfurter waren sichtbar beeindruckt und lagen zur Pause (47:28) schon mit 19 Punkten zurück.

19 Punkte? War da nicht was? Genau den selben Vorsprung hatten die Bayern im jüngsten Vergleich in ein paar Minuten verzockt, diese Mal hielten sie im zweiten Abschnitt ihr hohes Level in der Defense. "Das war der Unterschied", konstatierte Kapitän Anton Gavel, "da haben wir einen super Job gemacht, das Spiel nach Hause gebracht." Und wie: Scheinbar mühelos stürmten die Bayern weiter davon, lagen vor dem finalen Viertel mit 70:43 vorn, das Zeichen für Frankfurts Coach Gordon Herbert, dem Nachwuchs Einsatzzeit zu geben. Die Bayern, für die Nihad Djedovic (10) noch zweistellig traf, sind nicht nur zurück im Titelkampf, sie haben eindrücklich daran erinnert, was sie erreichen wollen.

Dass Uli Hoeneß vor dem entscheidenden fünften Vergleich am Donnerstag (20.30 Uhr) vor Leichtsinn warnte, passte zum überragenden Auftritt. Dass die Bayern wieder der klare Favorit sind, Druck hin oder her, ist keine steile These.

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