Basketball-Finalserie:Ein Lauf im dritten Viertel

Brose Baskets Bamberg - Bayern München

Raum für einen Korbleger in aller Ruhe: Der Bamberger Ryan Thompson (Mitte) setzt sich gegen die Münchner Vladimir Stimac (oben) und Bryce Taylor (unten) durch.

(Foto: Daniel Loeb/dpa)

Dank eines 91:79-Heimerfolges geht Bamberg 2:1 gegen den FC Bayern in Führung - dem Titelverteidiger droht am Mittwoch die Entthronung in der eigenen Halle.

Von Joachim Mölter, Bamberg

Dennis Schröder war auch am Sonntagabend wieder in der Halle. Der Basketballprofi des NBA-Klubs Atlanta Hawks hat zwar Ferien nach fast 100 Spielen in dieser Saison, aber wenn sein Freund Daniel Theis von den Brose Baskets Bamberg ruft, dann kommt er halt und schaut sich noch eine weitere Partie an. Schröder und Theis kennen sich aus gemeinsamen Tagen beim Bundesligisten Braunschweig, und nachdem Schröder schon am vergangenen Mittwoch den 80:78-Erfolg der Bamberger beim Titel- verteidiger FC Bayern München in der Arena miterlebt hatte, bat Theis seinen Kumpel, doch von nun an bitte jedes Mal zuzuschauen, solange die Finalserie um die deutsche Meisterschaft läuft. "Er hat uns anscheinend Glück gebracht", erklärte Theis.

Anscheinend tut Schröder das, denn auch am Sonntagabend sah er einen Bamberger Sieg, wesentlich weniger dramatisch allerdings als vier Tage vorher. In eigener Halle setzten sich die Bamberger 91:79 (44:44) durch; nach der Auftakt- Niederlage (73:84) und dem Erfolg in buchstäblich letzter Zehntelsekunden, führen die Oberfranken in der Best-of-five-Serie nun 2:1 und können bereits am Mittwoch in München (20 Uhr/Sport 1) ihren siebten Meistertitel gewinnen. Aber ihr Flügelspieler Elias Harris warnte bereits: "Der FC Bayern ist eine sehr gute Mannschaft, die wird sich nicht aufgeben." Notfalls gibt es am kommenden Sonntag ein fünftes und dann aber letztes Wiedersehen.

Harris hatte am vergangenen Mittwoch im zweiten Spiel eine Steißbeinprellung erlitten, war am Sonntag aber wieder von Anfang an dabei. Beim FC Bayern hingegen fehlte Anton Gavel, der sich im gleichen Spiel eine Hüftverletzung zugezogen hatte - eine entscheidende Schwächung des Meisters, denn der frühere Bamberger fiel für die Bewachung von Baskets-Spielmacher Brad Wanamaker aus. "Auch deshalb haben wir etwas den Rhythmus verloren", fand FC-Bayern-Chefcoach Svetislav Pesic. Er erinnerte aber daran, dass seine Mannschaft zuletzt schon Heiko Schaffartziks Ausfall bei zwei Spielen der Halbfinalserie gegen Alba Berlin (3:2) kompensiert habe: "Wir haben schon häufiger solche Erlebnisse weggesteckt."

Die Abwehrleistung fand Bayern-Coach Pesic "die schlechteste der Saison"

Diesmal allerdings vermisste Pesic seinen abwehrstarken Guard. "Ich weiß nicht, ob wir gewonnen hätten, wenn er mitgespielt hätte", bilanzierte der 65-Jährige, "aber ich bin sicher, dass wir eine bessere Defense gespielt hätten." Die Abwehr- leistung seiner Profis fand Pesic nämlich "katastrophal, die schlechteste der gesamten Saison". Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit hatte Bamberg mit einem 14:0-Lauf im dritten Viertel - von 48:49 (24. Minute) auf 62:49 (28.) - die Basis für den Erfolg gelegt. "In dieser Phase haben wir kein einzige Foul gemacht", haderte Pesic und erinnerte seine Akteure: "Fouls sind ein Teil des Spiels."

Die Bamberger hatten ihrerseits die Intensität in der Abwehr erhöht und beispielsweise dem in der ersten Halbzeit mit 18 Punkten herausragenden FC-Bayern-Center John Bryant nur noch zwei weitere Zähler zugestanden. "Wir haben nichts besonderes gemacht", sagte Bambergs Coach Andrea Trinchieri, "jeder hat ein wenig mehr Verantwortung übernommen, um Bryant zu stoppen. Wir haben uns als Mannschaft besser bewegt gegen ihn." Sein erneut beeindruckender Spielmacher Brad Wanamaker (14 Punkte, sechs Assists) sagte: "John hatte es zu einfach. Wir haben es ihm in der zweiten Halbzeit schwerer gemacht."

Bamberg, bis dato das treffsicherste Team aus der Distanz in dieser Bundesliga-Saison, hatte in der ersten Partie nur acht von 25 Drei-Punkte-Würfen verwandelt (32 Prozent), in der zweiten sogar nur drei von 14 (21 Prozent). Aber diesmal fanden sie zu ihrer Wurfstärke zurück: 13 von 22 Drei-Punkte-Würfe fielen durch den Korb (59 Prozent), vor allem Janis Strelnieks (16 Punkte), Ryan Thompson (15) und Darius Miller (9) trafen hochprozentig. Das war statistisch gesehen der wesentliche Unterschied in diesem Vergleich.

Nur eines lässt Bambergs Trainer Trinchieri zürnen: "Wir kriegen zu schnell Foulprobleme"

Auf dem Feld offenbarte sich, dass die Münchner wohl immer noch unter der kräftezehrenden Halbfinalserie gegen Alba Berlin leiden. Pesic wechselte jedenfalls schon früh die in den bisherigen Playoffs wenig bis gar nicht eingesetzten Robin Benzing, Vasilije Micic und Lucca Staiger ein; aber abgesehen von Benzing (12 Punkte) brachten die kaum Entlastung. Die ansonsten so offensiv-gefährlichen Bryce Taylor und Heiko Schaffartzik waren mit der Bewachung von Wanamaker ausgelastet - Taylor erzielte seinen einzigen Korb aus dem Spiel heraus, als die Partie längst entschieden war. Und mit zunehmender Spieldauer setzte sich auch Bambergs Center Trevor Mbakwe immer mehr gegen seine Münchner Kontrahenten Bryant und Vladimir Stimac durch. Am Ende kam der 2,08-Meter-Mann auf 13 Punkte, neun Rebounds, vier Ballgewinne und drei Assists - und zur Auszeichnung als bester Spieler der Partie.

Bambergs Coach Trinchieri war übrigens trotz des Erfolges nicht ganz zufrieden mit seiner Mannschaft: "Wir kriegen immer zu schnell Foulprobleme. Da müssen wir smarter sein." Diese Foulprobleme hätte sein Gegenüber Pesic an diesem Sonntag gern in Kauf genommen.

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