Basketball:"Eine Pfeife ist keine Waffe"

15 11 2015 xhbx Basketball BBL Frankfurt Skyliners Brose Baskets Bamberg emspor v l Andrea T

Andrea Trinchieri muss mit einer hübschen Geldstrafe rechnen.

(Foto: Jan Huebner/imago)

Bambergs Trainer Andrea Trinchieri kritisiert nach der Niederlage in Frankfurt mit scharfen Worten die Schiedsrichter: "Ich würde gerne die Möglichkeit haben, sie durch technische Fouls bestrafen zu können."

Von Matthias Schmid

Als Andrea Trinchieri am Sonntagabend einsam in der Kabine saß, hatte er sich ein iPad bringen lassen, um seinen Spielern weiter zusehen zu können. Es müssen schreckliche zwanzig Minuten für den Trainer des deutschen Basketballmeisters Brose Baskets Bamberg gewesen sein, der Italiener mit Hang zur leidenschaftlichen Amtsführung kann ja ein Spiel seiner Mannschaft nicht ruhig auf der Bank sitzend verfolgen, er steht am Spielfeldrand, er schreit, er gestikuliert, er verteidigt mit seinem barocken Körper mit. Normalerweise ein ganzes Spiel lang. Nun saß er aber ohnmächtig im Bauch der Halle, musste auf so ein kleines, elektronisches Brett starren und erleben wie sein Team die Partie bei den Skyliners Frankfurt 86:88 verlor und die zweite Saisonniederlage erlitt.

Trinchieri war 3,4 Sekunden vor der Pausensirene nach zwei technischen Fouls von den Schiedsrichtern in die Katakomben geschickt worden. "Nichts" habe er gesagt, erklärte er hinterher. Er habe sich nur darüber beschwert, "wie sie das Spiel lesen" - und über ihre Arroganz, fügte er hinzu: "Auch ich würde gerne die Möglichkeit haben, die Schiedsrichter durch technische Fouls bestrafen zu können." Er sagte das alles recht nüchtern, fast leise, aber seine Worte hatten eine Schärfe, die ungewöhnlich ist für einen Trainer in der Basketball-Bundesliga (BBL); diese halten sich normalerweise zurück mit Kritik an den drei Unparteiischen.

"Wir sind alle Teil des Geschäfts und tragen Verantwortung."

Doch Trinchieri war nicht nach Zurückhaltung zumute. Es war weniger die Niederlage selbst, die ihn so erregte, als vielmehr die Art und Weise, wie die Schiedsrichter die Partie in beiden Seiten beeinflussten. "Ein Pfeife ist keine Waffe", schimpfte Trinchieri also weiter. "Meine Spieler hatten heute einen schlechten Tag, wenig Energie und Konzentration. Aber ich weiß, dass wir auf unsere Fehler reagieren werden. Ich hoffe, dass die Schiedsrichter dies auch tun werden. Wir sind alle Teil desselben Geschäfts und tragen Verantwortung. Meine Spieler müssen sich mir gegenüber rechtfertigen, ich gegenüber dem Klub. Ich frage mich aber, wem gegenüber müssen dies die Schiedsrichter tun?" Die Antwort wird Trinchieri aller Voraussicht nach von der BBL erhalten, in Form einer hübschen Geldstrafe, weil er den Ehrenkodex missachtete, der eine öffentliche Schiedsrichter-Schelte nicht vorsieht.

Neben der Arbeit der Unparteiischen hätte das Spiel durchaus noch andere Themen geboten, die der 47-Jährige hätte erwähnen können. Erstaunlich ist, dass den Bambergern Ähnliches widerfuhr wie schon dem FC Bayern München eine Woche davor, als die Münchner nach ihrem Auftritt in der Euroleague ebenfalls in Frankfurt das Nachsehen hatten. Der mit europäischen Spitzenspielern wie dem Italiener Nicolò Melli und dem Griechen Nikolaos Zisis deutlich verstärkte Kader scheint doch nicht gut genug zu sein, um nur 43 Stunden nach dem überzeugenden Sieg in der Euroleague bei Dinamo Sassari ein Spiel auf ähnliche hohem Niveau bewältigen zu können.

Bezeichnend war dabei ausgerechnet Melli, der auf Sardinien mit 26 Punkten noch bester Werfer war: Gegen Frankfurt traf er nicht einen Wurf. Aber auch in der Defensivarbeit, die eigentlich die große Stärke der Bamberger ist, erlaubten sie sich ungewöhnliche Schwächen. "Wir haben nicht so verteidigt, wie wir das sonst tun", gestand Bambergs Kapitän Brad Wanamaker: "Daher war es ein anstrengendes Spiel, in dem wir viele Fehler gemacht haben." Der amerikanische Spielmacher selbst machte noch die wenigstens, er sammelte am Ende 36 Punkte und hätte im Schlussviertel fast noch allein den 65:80-Rückstand in einen Sieg verwandelt - in den letzten vier Minuten gelangen Wanamaker erstaunliche 15 Zähler.

In der Tabelle wirkt sich die Niederlage in Frankfurt nicht groß aus. Bamberg bleibt Dritter, mit zwei Pluspunkten weniger als Tabellenführer Berlin. Andrea Trinchieri fand die Leistung der Schiedsrichter ohnehin unerträglicher als die seiner müden Mannschaft. Ihr gönnte er am Montag einen freien Tag.

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