Basketball:Ein guter Arbeitstag

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Unbeeindruckt vom Getöse um Trainer Svetislav Pesic: Der FC Bayern München zeigt beim 99:89 im Hinspiel des Eurocup-Viertelfinals gegen Galatasaray Istanbul eine famose Leistung.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern München haben sich mit einer famosen Leistung eine gute Ausgangsposition im Viertelfinale des Eurocups geschaffen. Gegen die favorisierten Türken von Galatasaray Istanbul behielt das Team von Trainer Svetislav Pesic 99:89 die Oberhand und hat nun im Rückspiel in einer Woche gute Karten aufs Weiterkommen. "Ein Sieg mit zehn Punkten - das habe ich mir vor dem Spiel gewünscht", sagte Pesic. "Bei 89 Punkten kann man zwar nicht von einer guten Defense sprechen, aber gegen diese Angreifer haben wir gut verteidigt."

Es war schon vor der Partie klar, dass die Bayern angesichts der türkischen Fans auch einen emotionalen Abend zu erwarten hatten, wobei der Anhang von Galatasaray Istanbul bei den Basketballern einen besonders nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte. Vor zwei Jahren waren die Teams in der Euroleague insgesamt viermal aufeinander getroffen, nur einmal konnte der FCB gewinnen. Beim überragenden 88:68-Heimsieg in der Hauptrunde blieb indes nicht nur der Einzug in die Runde der letzten 16 in Erinnerung, sondern auch der Verlust von 80 Sitzschalen, Originalen aus dem Olympiajahr 1972, die von den türkischen Fans wohl aus Frust zerdeppert wurden. In der Runde der besten 16 indes wurden die Galatasaray-Fans positiver auffällig, als sie mit einer ironischen Aktion an Provokationen deutscher Fußball-Anhänger erinnerten und Hunderte Aldi-Plastiktüten schwenkten.

Weder von physischen Problemen noch von der Unruhe um Pesic wirkt die Mannschaft beeindruckt

Nun also das neuerliche Aufeinandertreffen im Eurocup, dieses Mal allerdings im zweitklassigen Eurocup, dafür immerhin im Viertelfinale. Vor allem die Türken, die in der vergangenen Saison noch einige finanzielle Klippen zu umschiffen hatten, gelten in dieser Spielzeit als einer der Favoriten auf diesen Titel. Knapp 300 organisierte türkische Fans hatten sich zur Unterstützung angesagt, insgesamt dürften es mehr als doppelt so viele gewesen sein, die ihr Team sehr lautstark, aber weitgehend friedlich antrieben. So konnte von der ersten Sekunde an ein Basketballfest beginnen, zu dem zwei starke Mannschaften mit enormer Intensität baten. Wer nicht mitbekommen hatte, dass die gegen Frankfurt noch maladen Dusko Savanovic (19), Deon Thompson (20) und Alex Renfroe (17) wieder mit von der Partie waren, dem riefen sich diese drei Protagonisten höchstselbst in Erinnerung. Zusammen erzielten sie 31 von 50 Punkten in der ersten Halbzeit.

Doch den feinen Auftritt der Bayern in den ersten beiden Vierteln an drei Akteuren festzumachen, würde die Leistung der Kollegen schmälern. Denn weder die physischen Probleme, die die Spieler seit Wochen mit sich herumschleppen, noch das Getöse, das der angekündigte Rücktritt von Pesic ins Umfeld getragen hat, schien irgendeinen Akteur zu stören. Die Mannschaft erledigte einfach ihre Arbeit auf dem Spielfeld, und sie hatte einen wirklich guten Arbeitstag erwischt. Anton Gavel (4) bearbeitete den hoch gelobten türkischen Spielmacher Errick McCollum, Maxi Kleber (9), Bryce Taylor (10) und Paul Zipser (3) brachten viel Intensität in die Defense und John Bryant (13) lief endlich wieder einmal zur Hochform auf.

29:22 führte der FCB nach zehn Minuten, doch die Türken zeigten, dass sie nicht umsonst als Titelanwärter gelten. Galatasaray hat sich zwar nicht für die Euroleague qualifizieren können, die Probleme des vergangenen Jahres sind aber offenbar überwunden. Vor allem Center Stephane Lasme (18) aus Gabun hielt dagegen, McCollum (13) wurde immer stärker und der Serbe Vladimir Micov (22) traf hochprozentig. Hatten die Bayern in Sachen Treffsicherheit in der ersten Hälfte noch die Nase vorn, holte Galatasaray nun auch in dieser Sparte auf. Mitte des dritten Viertels traf Micov zum 61:61-Ausgleich, zuvor hatten die Bayern mehrfach zweistellig geführt. Aber die Gastgeber rafften sich wieder auf und ließen sich auch von ein paar türkischen Chaoten, die nun doch Gegenstände auf das Feld warfen, nicht aus dem Konzept bringen. Justin Cobbs traf vor dem letzten Viertel zur 74:67-Führung. Nun wurde die Partie zu einem offenen Schlagabtausch vor einer ohrenbetäubenden Kulisse, in dem die Bayern vor 5927 Zuschauern mit einer Energieleistung den Favoriten noch deutlich bezwangen.

© SZ vom 16.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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