Basketball:Wucht aus Galicien

Lesezeit: 3 min

Der FC Bayern meldet in Maximilian Kleber den zweiten prominenten Zugang, Yassin Idbihi und Lucca Staiger wechseln dagegen zu Meister Bamberg.

Von Ralf Tögel

Ich bin wahrscheinlich eine Mischung aus Shooter und Flieger. Meine größte Stärke ist der Wurf von außen, daraus ergeben sich für mich dann andere Möglichkeiten wie der Zug zum Korb. Dazu bin ich ziemlich beweglich und flink." Als der Basketball-Profi Maximilian Kleber diese Worte sagte, galt der Flügelspieler noch als großes Versprechen. Das war vor seinem Wechsel in den galicischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela, wo er beim spanischen Erstligisten Rio Natura Monbus Obradoiro CAB anheuerte. Zuvor war Kleber fünf Jahre für seinen Heimatklub Würzburg aufgelaufen, wo er nach zahlreichen Verletzungen zu Beginn seiner Karriere in seiner letzen Saison den Durchbruch in der Bundesliga schaffte, ehe er sich nach dem Abstieg der Franken nach Spanien verabschiedete. Nach nur einem Jahr in der besten europäischen Liga ist der Würzburger zu einem der verheißungsvollsten deutschen Basketball-Talente gereift. Und er wird seine Qualitäten fortan wieder in der Bundesliga zur Schau stellen, diesmal bei deren wohl interessantestem Klub: Maximilian Kleber, den alle trotz seinem Gardemaß von 2,07 Metern und knapp 100 Kilo Lebendgewicht nur Maxi nennen, hat für zwei Jahre beim FC Bayern unterschrieben. Damit haben die Münchner der Konkurrenz ein weiteres Schnippchen geschlagen, denn Kleber war nicht erst seit seiner aufsehenerregenden Entwicklung in Spanien auch auf den Wunschzetteln von Bamberg und Berlin.

Durchschnittlich 11,5 Punkte und 6,5 Rebounds pro Partie kann der 23-Jährige aus der abgelaufenen Saison für sich reklamieren, gegen Kontrahenten wie Barcelona oder den Euroleague-Champion Real Madrid. Kleber zählte in Spanien zu den zehn effektivsten Spielern der abgelaufenen Saison, glänzte mit Galaauftritten, wie beim 79:67-Triumph gegen Barcelona oder mit 36 Punkten bei der Partie in Fuenlabrada. Bei der EM im September gilt der Power Forward als gesetzt, dort wird er auf einen ganz Großen treffen, mit den selben fränkischen Wurzeln wie er: Dirk Nowitzki.

Beim Meisterschaftszweiten aus München nimmt der Kader indes immer konkretere Formen an. In Robin Benzing geht ein Spieler, der mit ähnlichen Vorschusslorbeeren wie nun Kleber an die Isar gewechselt war. Allerdings stagnierte der 26-Jährige zuletzt, der Flügelspieler agierte zu unbeständig. Künftig wird Benzing für den spanischen Erstligisten Saragossa spielen. Zudem gehen in Lucca Staiger und Yassin Idbihi zwei weitere deutsche Akteure. Staiger, der wie Benzing zuletzt einiges schuldig blieb, aber im fünfte Final-Spiel in Bamberg seine großen Möglichkeiten offenbarte und mit vier Dreiern fast den Umschwung herbeigeführt hatte, wird zum neuen deutschen Meister wechseln. Auch Center Idbihi, der in dieser Spielzeit oft von Krankheiten oder Verletzungen gebremst wurde, hat nach SZ-Informationen in Bamberg einen Zweijahresvertrag unterschrieben.

Kleber dagegen bringt die von Coach Svetislav Pesic vermisste Athletik auf die Flügelposition, es darf allerdings davon ausgegangen werden, dass ein weiterer großer und athletischer Spieler folgen wird. Vieles wird von John Bryant abhängen, der bereits signalisiert hat, dass er sich eine Zukunft in München vorstellen kann. Nun suchen Verein und Berater eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung, letztendlich spielt immer das Geld eine Hauptrolle. Auch der Kontrakt von Vladimir Stimac ist ausgelaufen, er gilt als gelehriger Schüler von Trainer Pesic. Bislang hat Münchens Sportdirektor Marko Pesic ganze Arbeit geleistet, denn in Alex Renfroe hat die Mannschaft ihre Optionen auf der Spielmacher-Position deutlich erweitert. Zwar ist der Amerikaner kein Kraftpaket und wird damit in Sachen Athletik kaum weiterhelfen, doch der 1,91 Meter große Point Guard vereint alle notwendigen Fähigkeiten eines Spielmachers. "Er passt sehr gut in unser Konzept", findet Pesic junior, dessen Arbeit noch lange nicht beendet ist. Demnächst ist mit einer Vertragsverlängerung mit Heiko Schaffartzik zu rechnen, der zwar durch Renfroe weniger Spielzeit haben wird, dies aber wegen der äußerst fordernden Saison auch als Entlastung empfinden könnte. Zudem wäre mit Schaffartzik die nötige Quote von sechs deutschen Spielern im Kader erfüllt, zumal Jan Jagla dem Vernehmen nach seine Karriere beenden wird.

Also wäre der Weg frei für mindestens einen weiteren hochkarätigen Ausländer, Jamel McLean wird dies aber nicht sein. Der überragende Forward von Alba Berlin, der immer wieder als Kandidat ins Spiel gebracht wird, ist in München kein Thema. Der Aufschrei aus der Hauptstadt ist wegen Renfroe und der Euroleague-Wildcard - die Bayern bekamen den Vorzug - schon groß genug, wenngleich die Berliner gerne die Kleinigkeit übersehen, dass Renfroes Vertrag ausgelaufen ist und sein Verhältnis zu Trainer Sasa Obradovic als nicht ganz ungetrübt gelten darf. Meister Bamberg hat derweil die Verpflichtung von Patrick Heckmann bestätigt, der 23-jährige Flügelspieler kommt vom renommierten Boston College, für das er in den vergangenen drei Jahren in der nordamerikanischen College-Liga NCAA spielte.

Das Wettrüsten der Rivalen hat gerade erst begonnen.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: