Basketball:Der Meister demonstriert seine Macht

Brose Bamberg - EWE Baskets Oldenburg

Korbleger mit links - das Markenzeichen des Bambergers Fabien Causeur (rechts), dem besten Spieler der Finalserie gegen die EWE Baskets Oldenburg.

(Foto: Hans-Martin Issler/dpa)

Titelverteidiger Brose Bamberg nimmt beim Auftaktsieg über Oldenburg fast schon jegliche Spannung aus der Finalserie im Basketball. Trainer Trinchieri will sich von dem klaren Erfolg aber nicht blenden lassen.

Von Joachim Mölter, Bamberg

Louis Olinde ist gerade 19 geworden, er ist also noch ein Teenager, einer mit Begabung fürs Basketballspielen: 2,05 Meter groß, beweglich, sprungkräftig, feines Händchen, Fingerspitzengefühl. Ein Talent, das gerade in der Nachwuchsabteilung des deutschen Meisters Brose Bamberg ausgebildet wird. Macht einer wie Olinde mal bei den Erwachsenen mit, fällt das gleich auf: Wenn beim Basketball die Teenager ins Spiel kommen, ist die Partie für gewöhnlich gelaufen; die Talente werden immer erst dann aufs Feld gelassen, wenn sie dort keinen Unfug mehr anstellen können. In den letzten ein, zwei, drei Minuten, wenn der Vorsprung groß genug ist, um ihn nicht mehr zu verdaddeln.

Am Sonntag kam Louis Olinde schon recht früh ins Spiel. Im ersten Viertel.

Für die 6150 Zuschauer in der vollbesetzten Bamberger Arena war es das Zeichen, dass die Spannung raus war aus dem ersten Endspiel um die deutsche Meisterschaft gegen die EWE Baskets Oldenburg. Die Bamberger führten da bereits mit zwanzig Zählern Vorsprung (24:4), und nicht nur für ihren Trainer Andrea Trinchieri war abzusehen, dass dieses Spiel nicht mehr verloren gehen konnte. Am Ende gewann der Titelverteidiger 96:60 (43:22), obwohl die Stammkräfte Fabien Causeur, Darius Miller, Janis Strelnieks sowie Kapitän Elias Harris das gesamte vierte Viertel auf der Bank verbrachten und dafür Ergänzungsspieler wie Maodo Lo und Lucca Staiger durchmachten. Selten war ein Finalspiel in der Basketball-Bundesliga (BBL) so einseitig gewesen. Als Louis Olinde Mitte des letzten Viertels noch mal zu einem längeren Einsatz kam (und zu seinem ersten Playoff-Punkt), war im Grunde jegliche Spannung aus der Best-of-five-Serie raus. Zumindest fürs Publikum.

Bambergs Trainer Trinchieri wollte sich von dem deutlichen Ergebnis allerdings nicht blenden lassen. "Ich bin nicht beeindruckt von der Höhe des Sieges", sagte er. Er wusste ja, wie die Machtdemonstration des Meisters zustande gekommen war: Die Bamberger hatten nach ihrem zügigen 3:0 im Halbfinale über Bayern München eine Woche Pause gehabt, zur Regeneration und zur Vorbereitung. Die Oldenburger hingegen hatten sich erst am Donnerstagabend beim Hauptrundenersten Ratiopharm Ulm durchgesetzt. Das von fünf umkämpften Spielen geschlauchte Team kam dann am Freitagmorgen um sechs Uhr mit dem Bus daheim an und reiste am Samstag schon wieder nach Bamberg. "Wir waren platt", sagte ihr Center Jannik Freese.

Das war nicht zu übersehen. So sehr sich die von Spielmacher Frantz Massenat (13 Punkte), Center Brian Qvale (zwölf, dazu acht Rebounds) und Altmeister Rickey Paulding (zehn) angeführten Oldenburger auch bemühten, sie waren meistens einen Tick zu langsam, einen Schritt zu spät. So ließen die Bamberger den Ball laufen, ein paar Pässe reichten, um jemanden zu finden, der unbedrängt werfen konnte. Am Anfang waren es Miller (14 Punkte), Causeur und Regisseur Nikos Zisis (je 10), welche die Freiräume nutzten; am Ende legten Lo und Staiger (neun/alles Dreier) nach. "Bei uns ist jeder in der Lage, etwas beizutragen", sagte Lo, mit 17 Zählern und hundertprozentiger Trefferquote bester Werfer.

Am Sonntag nutzte Trainer Trinchieri die Tiefe seines Kaders und setzte alle zwölf zur Verfügung stehenden Profis ein. So einfach wird es nicht mehr werden im zweiten Spiel am Mittwoch (20.30 Uhr) in Oldenburg, orakelt der Italiener: "Ich weiß genau, was passieren wird: Oldenburg wird Würfe aus der Umkleide treffen und ein völlig anderes Energieniveau haben. Wie wir heute gespielt haben, wird dann nicht reichen." Er erinnerte an die Serie gegen den FC Bayern, wo dem souveränen Auftaktsieg (82:59) zwei knappe Duelle folgten (80:76, 76:67). Oldenburgs Manager Hermann Schüller erwartet ebenfalls, dass sich seine Profis ausgeruhter, frischer präsentieren: "In der Mannschaft steckt noch eine Menge Energie und Willenskraft." Dabei könnten es die Oldenburger auch ruhiger angehen lassen, sie haben ja schon mehr erreicht als erwartet, wie ihr Trainer Mladen Drijencic erinnerte: "Drei Teams mit höherem Budget sind nicht im Finale, und im April war noch gar nicht sicher, ob wir überhaupt in die Playoffs kommen." In Oldenburg war die Begeisterung über den dritten Finaleinzug der Klubgeschichte nach 2009 und 2013 jedenfalls so groß, dass die 6000 Karten fürs Heimspiel innerhalb von 20 Minuten weg waren.

In Bamberg möchten sie die Serie freilich schnellstmöglich beenden und mit dem Feiern anfangen: Es wäre der dritte Titel in Serie, der neunte insgesamt, womit die Franken in der Meisterliste Alba Berlin hinter sich und nur noch Rekordchampion Bayer Leverkusen (14) vor sich hätten. Zudem könnten sie auch die Planungen für die kommende Saison vorantreiben. Aufsichtsratschef Michael Stoschek sprach am Sonntag bereits davon, dass es im Sommer einige Abgänge geben wird und mit jüngeren Spielern ein neues Team aufgebaut werden soll. Das könnte dann auch einem Talent wie Louis Olinde mehr Einsatzzeit bescheren.

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