Basketball:Der 6. Mann

Bayern München - Brose Baskets Bamberg

Obenauf? Der psychologische Vorteil liegt nach dem Auswärtssieg in München jedenfalls bei Bamberg und Trevor Mbakwe (oben).

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der FC Bayern war den Bambergern schon fast enteilt, doch vor dem dritten Spiel der Finalserie ist wieder alles offen.

Eine Auszeichnung ist den Basketballern des FC Bayern München schon jetzt sicher, vor dem dritten Spiel der Finalserie um die deutsche Meisterschaft gegen die Brose Baskets Bamberg: die Trophäe für den 6. Mann. Der 6. Mann sitzt erst einmal auf der Bank, weil im Basketball nur fünf Spieler gleichzeitig aufs Parkett dürfen. Aber irgendwann kommt seine Zeit. Dann betritt er das Feld, verleiht seiner Mannschaft Impulse, lenkt die Partie vielleicht sogar zugunsten seiner Auswahl. Der 6. Mann erhält in der deutschen Liga keine Trophäe, es ist ein inoffizieller Titel, es wäre aber zu schade, ihn für die aktuelle Laufzeit der Playoffs verfallen zu lassen. Der beste 6. Mann in diesen Tagen ist, ganz klar, Svetislav Pesic, Trainer des FC Bayern. Pesic gestikuliert, dirigiert an der Seitenlinie, wobei, diese Umschreibung trifft auf ihn ja selten zu. Er übertritt die Seitenlinie immer wieder, er erteilt seine Kommandos oft auf dem Spielfeld, in den Datenbänken der Sportfotografen kann man allerlei Beweismaterial zusammentragen.

Es ist nicht immer so ganz klar, inwieweit Pesic seine Mannschaft mit diesen Manövern beeinflusst, ob zum Besseren oder zum Schlechteren. Zieht man die Playoff-Halbfinalspiele gegen Berlin sowie die ersten beiden Finals gegen Bamberg heran, lässt sich festhalten: Den Münchnern hat es zumindest nicht geschadet. In Berlin gewannen sie, obwohl ihr Trainer die Schiedsrichter irgendwann so sehr reizte, dass sie Pesic aus dem Innenraum verbannten. Gegen Bamberg übernahmen die Bayern sofort das Kommando, das erste Spiel gewannen sie, das zweite ebenfalls, naja, fast. Bamberg lag streckenweise mit 20 Punkten hinten, sie schafften es irgendwie, die Partie kurz vor Schluss auszugleichen. Einmal rissen sie die Führung dann an sich, einmal in der gesamten Partie: 0,1 Sekunden vor Spielende. Dank Dawan Robinson. Das reichte, um das Spiel zu gewinnen.

NBA-Profi Schröder drückt Bamberg die Daumen

Am Sonntag (19 Uhr, live auf Sport1) sind beide Mannschaften zum dritten Mal verabredet. In welche Richtung die Serie nun kippt? Das kann derzeit niemand seriös vorhersagen. "Wir haben schon häufiger solche Erlebnisse weggesteckt. Wir müssen uns jetzt selbst beweisen, dass wir Charakter haben", sagte Pesic senior nach Spiel zwei. "Wir waren ziemlich platt", gab Sohn und Geschäftsführer Marko Pesic allerdings zu Bedenken. Elf Mal mussten die Bayern zuletzt in den Playoffs ran, die Bamberger waren im gleichen Zeitraum acht Mal im Einsatz. Bayerns Anton Gavel verletzte sich zudem an der Hüfte, ob er Sonntag wieder gefechtsbereit ist, ist unsicher. Bambergs Trainer Andrea Trinchieri machte zuletzt dann auch leichte Vorteile für seine Mannschaft geltend, warnte allerdings: "Wenn wir jetzt an mehr als das nächste Spiel denken, machen wir einen großen Fehler."

Wer am Sonntag gewinnt, benötigt noch einen Erfolg, um sich den deutschen Meistertitel zu sichern. In den vergangenen fünf Jahren gingen die Titel stets nach Bamberg oder München, die Bamberger triumphierten in den Jahren 2010 bis 2013, die Münchner unterbrachen diese Serie im Vorjahr.

Bamberg hat sich für Spiel drei noch Verstärkung aus der nordamerikanischen Profiliga NBA gesichert, wenn auch nur passive. Nationalspieler Dennis Schröder, angestellt bei den Atlanta Hawks, wird das Spiel am Sonntag in der Halle verfolgen, er bekannte zuvor auf der Seite des deutschen Verbands: "Ich hoffe, dass am Ende Bamberg den Titel holt." Mit Daniel Theis, dem Bamberger, verbinde ihn halt eine große Freundschaft. Ob sich Schröder auch zum vierten Spiel traut, dann in der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle, ist noch offen.

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