Basketball-Bundesliga startet in die neue Saison:Und wieder steigt die Qualität

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Noch vor ein paar Jahren war das undenkbar: Zum Start gibt es in der Basketball-Bundesliga Spieler, die eigentlich NBA-Format haben. Das liegt nicht nur am Geld, wie das Beispiel Bostjan Nachbar von den Baskets Bamberg zeigt. Die Qualität der Zugänge ist weiter gestiegen im Konkurrenzkampf, den nicht zuletzt der FC Bayern schürt.

Andreas Burkert

Bostjan Nachbar (links) verteidigte einst in der NBA gegen Kevin Garnett. Zur neuen Saison spielt er in Bamberg. (Foto: REUTERS)

Am Ende fielen seine Würfe in Serie, auf 26 Punkte kam Bostjan Nachbar am Sonntagabend für die Bamberger Basketballer. Die Oberfranken veredelten durch ein 102:98 nach Verlängerung gegen den Finalgegner aus dem Juni, das Über- raschungsteam Ulm, einen bislang einmaligen Zyklus aus drei Meistertiteln, drei Pokalsiegen und jetzt drei Erfolgen im Champions Cup in Serie zum Triple-Triple.

Der slowenische Volksheld Nachbar, 32, soll nun das Gesicht der umformierten Brose Baskets werden, die fünf Leistungsträger verloren; zwei von ihnen, Brian Roberts (New Orleans) und der Liga- MVP P.J. Tucker (Phoenix), erhielten Verträge in der NBA. Doch Nachbars Wechsel in die Basketball-Bundesliga ist zugleich Beleg für den Aufstieg der BBL im europäischen Wettbewerb. Ein Mann mit seiner Reputation hat in Deutschland noch nicht gespielt.

Nachbar erzählt zwar, dass ihn nicht allein die gesteigerte Anziehungskraft der BBL zum Euroleague-Starter Bamberg zog. "In fünf Stunden kann ich mit dem Auto in Maribor sein", sagt er, "so nah an der Heimat war ich lang nicht mehr." Von 2002 bis 2008 spielte der Power Forward in der NBA (Karriere-Schnitt: 7,1 Punkte), für Houston, New Orleans und die New Jersey Nets - ehe ihn Dynamo Moskau mit einer Rekordofferte lockte, "die du einmal im Leben kriegst".

Efes Istanbul und zuletzt Unics Kasan in Russland hießen die weiteren Stationen, "und eigentlich wollte ich nun wieder in die NBA". Doch dann kamen die Baskets, deren Kapitän Casey Jacobsen er kennt, "und er hat mich überzeugt": von der guten Organisation der BBL, der wirtschaftlichen Solidität - "und den Kindergärten". In Russland, sagt Nachbar, hätte er mehr Geld verdient. "Aber es gab oft Visa-Probleme bei meiner Frau und der Tochter, der Verkehr in Moskau ist die Hölle und der russische Winter sehr, sehr lang."

Nachbar mag persönliche Gründe für seinen Schritt in die BBL vorgeben, doch sein Engagement liegt im Trend: Die Qualität der Zugänge ist weiter gestiegen im Konkurrenzkampf, den nicht zuletzt die Ankunft des FC Bayern seit einem Jahr schürt. "München hat in Yotam Halperin (Kapitän von Israels Nationalteam, aus St. Petersburg; d. Red.) und Lawrence Roberts (Vilnius) zwei Spieler geholt, die vor einigen Jahren nicht in die BBL gekommen wären", sagt Bambergs Coach Chris Fleming.

Die Zahl der US-Rookies, früher noch Massenimporte, ist dagegen rückläufig. "Früher kamen ja fast alle Amis vom College", meint Oliver Herkelmann, Manager bei Phoenix Hagen. "Das kannst du bei der Qualität der Transfers gar nicht mehr machen, da müsstest du schon Glück haben." Fast alle Teams hätten erneut den Etat gesteigert, sagt BBL-Chef Jan Pommer, "einige sogar erheblich".

Die Favoriten auf die Meisterschaft bleiben einstweilen die alten, Bamberg und die Bayern ohne Trainer Dirk Bauermann streben ihn offen an. Berlin, das mit einem vergleichbaren Budget von mehr als acht Millionen Euro operiert, nennen laut Alba-Manager Marco Baldi "das Halbfinale" als Ziel.

Doch mit Trainer Sasa Obradovic, 43, der aus der Ukraine in die Liga zurückkehrte, und dem bosnischen Guard Nihad Djedovic, 22, einem der begehrtesten Talente Europas, gelten sie ebenso als Titelanwärter wie die eingespielten Ulmer und die verstärkten Oldenburger und Quakenbrücker. Bostjan Nachbar ist jedoch nicht nur wegen der heilen Bamberger Welt gekommen, wie er versichert: "Ich will Spiele und Titel gewinnen."

© SZ vom 02.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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