Basketball-Bundesliga:Sieg für die Bayern-Seele

Telekom Baskets Bonn v FC Bayern Muenchen - BBL

Der Bonner Jamel McLean (links) blockt Boris Savovic

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Basketballer des FC Bayern sind vor der Saison noch einmal verstärkt worden, doch bei ihrem ersten Saisonspiel in der Bundesliga tun sie sich lange schwer. Erst ein Endspurt sichert den Erfolg in Bonn. Um die Erwartungen zu erfüllen, müssen sich die Münchner steigern. Doch viel Zeit bleibt nicht.

Von Ulrich Hartmann, Bonn

Das Spiel war soeben zu Ende. Marko Pesic stand im Kabinengang der Bonner Basketball-Arena und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht, als sei er knapp einem Unfall entgangen. "Hauptsache gewonnen", riefen ihm vorbeilaufende Trostspender zu, und etwa so äußerte sich der Manager der Münchner Basketballer dann auch, als er den 87:82 (43:46)-Auftaktsieg seines FC Bayern am Donnerstagnachmittag bei den Baskets Bonn bewerten sollte.

Während sein Vater Svetislav Pesic, Trainer dieser Mannschaft, die Münchner Defensive als "Katastrophe" scholt, machte Marko Pesic der Mannschaft "ein Riesenkompliment" für die vorangegangene Willensleistung. Nur durch ihre höhere individuelle Klasse und einen Konzentrationsschub im letzten Viertel entgingen die ambitioniert zusammengestellten Bayern zum Saisonstart einer Niederlage.

Bis auf Deon Thompson, der wegen einer Fraktur in der Hand noch voraussichtlich drei Wochen ausfällt, war das neue Team der Bayern am "Tag der deutschen Einheit" vollständig angetreten. "Mit Stars gespickt", pries der Hallensprecher die Münchner Mannschaft, allerdings deutete sich die Stärke dieser Spieler in der ersten Saisonpartie wie erwartet mehr aus ihrer individuellen Qualität heraus an als aus dem noch fragilen Zusammenspiel.

Die Neuerwerbe Malcolm Delaney (aus Kiew), Nihad Djedovic (Berlin), Bryce Taylor (Quakenbrück), Boris Savovic (Belgrad) und John Bryant (Ulm) bildeten die erste Startfünf in einer Saison, die dieser neuen Generation des FC-Bayern-Basketballs den ersten Meistertitel seit einem Doppelschlag in den Jahren 1954 und 1955 bescheren soll.

Doch man kann binnen weniger Wochen in der Saisonvorbereitung nicht zu einer Verfassung finden, die ohnehin erst im kommenden Juni in der Finalserie um die Meisterschaft ultimativ geprüft werden soll. Jeder Münchner suchte auf dem Bonner Parkett mit weit aufgerissenen Augen den Kontakt des unbekannten Nebenmanns, was phasenweise nicht gelang. Ihre 26:20-Führung nach dem ersten Viertel bauten die Bayern zwar auf 34:21 aus, verspielten diesen Vorsprung allerdings und sahen sich kurz vor der Pause mit 37:41 im Hintertreffen.

Es gibt für diese Mannschaft noch viel zu tun, um dereinst die Erwartungen zu erfüllen. Die Branche rechnet ja in etwa acht Monaten mit einer Finalserie zwischen München und Bamberg, umso spannender wird zu sehen sein, wie am Sonntag das erste Duell dieser beiden Teams bereits am zweiten Spieltag in München (17 Uhr) verläuft. Die Bamberger haben ihr Auftaktspiel gegen den Mitteldeutschen BC ungefährdet mit 86:70 gewonnen. "Wir sind jetzt noch nicht auf dem Level der Bamberger", sagt Marko Pesic.

Konzentration entscheidet

Im Bonner Stadtteil Hardtberg, in dem früher das Verteidigungsministerium beheimatet war, bekamen vor 6000 Zuschauern auch Steffen Hamann, Robin Benzing, Heiko Schaffartzik, Chevon Troutman und Yassin Idbihi in der Rotation der Münchner Mannschaft Spielanteile, aber eine teils schwache Wurfquote (nur 20 Prozent bei Dreiern) und viele Ballverluste (19 Turnovers in den ersten drei Vierteln) zogen sich gegen flinke Bonner quer durch alle Konstellationen.

53:66 lagen die Bayern nach 27 Minuten hinten, wendeten allerdings mit einem starken letzten Viertel einen Fehlstart ab, in dem sie keinen einzigen Turnover mehr zuließen und vier Minuten vor Schluss beim 79:78 wieder in Führung gingen. 28 Sekunden vor Schluss brachte Troutman die Münchner mit 84:82 in Führung, 14 Sekunden vor Schluss erhöhte Schaffartzik mit zwei sicher verwandelten Freiwürfen auf 86:82, sieben Sekunden vor dem Ende setzte Troutman mit dem 87:82 per Freiwurf den Schlusspunkt.

"Am Ende war entscheidend, dass wir die Rebounds geholt und im letzten Viertel keinen Turnover mehr zugelassen haben", sagte Robin Benzing. "Einen tollen Kampf" habe man da abgeliefert, fand Benzing, der bereits in der vergangenen Saison wie Troutman, Steffen Hamann und Demond Greene für die Bayern gespielt hat. Trainer Pesic hatte schon vor diesem Auftaktspiel nicht zu viel erwartet.

"Wir sind in einer Phase, in der wir noch versuchen, uns zu integrieren", sagte er hinterher noch einmal und kritisierte die Defensivarbeit seiner Mannschaft. "Der Sieg ist wichtig für unsere Seele", räumte er ein und nannte bloß "die bessere Konzentration im letzten Viertel" entscheidend für die Wende am Ende. "Das Spiel ist gewonnen, und wir fragen nicht mehr, wie wir das geschafft haben." Es gelte hart zu arbeiten. Viel Zeit bleibt bis Sonntag nicht.

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