Basketball-Bundesliga:40 Minuten langer Lernprozess

Im Bild Nick JOHNSON FC Bayern München 13 Trey LEWIS medi Bayreuth 12 Basketball easyCredit

Neu in der Stadt: Trey Lewis verstärkt Ulm.

(Foto: Foto2press/Imago)

Schneller, routinierter und raffinierter: Die Bayern beenden den Bayreuther Höhenflug.

Von Matthias Schmid

Lange nach Spielende standen Anton Gavel und Andreas Seiferth am Rande des Spielfelds und umarmten sich. Sie taten das ausdauernd und herzlich, wie zwei Freunde, die sich nach vielen Jahren das erste Mal wiedersehen. "Es war schön, dich wieder getroffen zu haben", sagte Bayern-Spielmacher Gavel Seiferth zum Abschied, der den Klub vor einem Jahr verlassen hatte und sich seitdem das Trikot von Medi Bayreuth überstreift. Am Samstag kehrte Seiferth nun erstmals nach München zurück, es sollte der vorläufige Höhepunkt werden für die Bayreuther, die zehn Spiele in Serie gewonnen hatten in der Basketball-Bundesliga und den dritten Tabellenplatz vor dem FC Bayern unbedingt verteidigen wollten. Doch es wurde eine Vorführung in doppeltem Sinne, "ein 40-minütiger Lernprozess", wie Bayreuths Cheftrainer Raoul Korner nach der 86:100 (35:51)-Niederlage zugeben musste. "Es war von Anfang an schwierig, uns an der Physis der Bayern zu orientieren."

Es war in der Tat schon nach wenigen Minuten zu erkennen, dass die Münchner in einem Spitzenspiel erfahrener sind, routinierter und raffinierter. Sie spielen fast jede Woche im Eurocup auf dem Niveau, dem sich die Bayreuther gerade erst langsam annähern. Spitzenspiele kannten die meisten Spieler aus Oberfranken bisher nur aus dem Fernsehen, wenn sie sich dort die Euroleague anschauten oder die Partien zwischen Bamberg und München, nun waren sie erstmals selber ein Teil davon. Für die Bayreuther war das alles neu und aufregend. "Die Münchner haben alles einen Tick schneller gemacht als wir", bekannte Seiferth, "sie haben schneller gepasst, schneller geworfen und kamen schneller an die Rebounds."

Nur bis zum Beginn des zweiten Viertels konnten die Bayreuther das Spiel irgendwie ausgeglichen gestalten, als Nationalspieler Robin Amaize auf 27:28 verkürzte. Doch danach führten die Münchner anschaulich vor, wie man als Mannschaft zusammenspielt, energisch verteidigt, den Ball wunderbar laufen lässt und den besser postierten Mitspieler findet. Die Münchner spielten, wie es die Bayreuther in den zehn Spielen in Serie gemacht hatten, die sie allesamt gewonnen hatten.

"Wir haben es endlich geschafft, unsere Konzentration über 40 Minuten hochzuhalten", sagte Bayern-Cheftrainer Aleksandar Djordjevic. Besonders hervor tat sich dabei Anton Gavel, der am Ende als bester Münchner 20 Punkte sammelte. Nach dem Abschied von Alex Renfroe zum FC Barcelona stehen der Deutsch-Slowake Gavel und der NBA-erprobte Nick Johnson nun häufiger gemeinsam auf dem Parkett, vor allem Gavel profitiert in der Offensive davon, da er sich nun wieder ausgeruhter seinen Würfen widmen kann, wenn der Amerikaner den Ballvortrag und die Passverteilung übernimmt. "Wir sind immer einen Schritt hinterhergerannt", stellte Seiferth fest.

Mit Einzelaktionen versuchten die Bayreuther ihre Unterlegenheit im Kollektiv zu kompensieren. Mit den besten Vorsätzen, wie Korner später meinte, "ich will da niemanden Egoismus unterstellen, sondern das war einfach der Tatsache geschuldet, dass viele unserer Schlüsselspieler noch nie gegen einen Gegner auf diesem Niveau gespielt haben."

Der Österreicher hat in Bayreuth schon viel erreicht, seit er seinen Job im Sommer angetreten hat, sein Verdienst ist vor allem, dass er das Bewusstsein veränderte, das Selbstverständnis im Klub. Alle glauben mittlerweile daran, dass es kein göttliches Naturgesetz ist, dass Bayreuth immer gegen den Abstieg spielen muss, sondern dass sich Medi auch durchaus für die Meisterrunde qualifizieren kann. Daher nahm Korner die Niederlage auch fast schon vergnügt zur Kenntnis, weil er merkte, dass alle niedergeschlagen sind. "Es ist doch schon ein Erfolg für Bayreuth, wenn ich sehe, dass sich alle über eine Niederlage in München ärgern", sagte Korner, der von einer "heilsamen Erfahrung" sprach.

Für ihn war besonders wichtig zu beobachten, dass die Mannschaft "den Frust besiegt hat", wie er es ausdrückte. Nach dem hohen Rückstand zur Pause gaben sich die Spieler nicht auf, sie wehrten sich und entschieden das Schlussviertel sogar für sich. "Wir können viel aus diesem Spiel lernen", bekannte Andreas Seiferth, als er sich von Gavel verabschiedet hatte. "Und dann starten wir einfach eine neue Serie." Sein Trainer Korner wird diese Aussage gerne hören.

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