Basketball-Bundesliga:Geben und Nehmen

Bewegung im Würzburger Profisport: Bernd Freiers Bekleidungsfirma wird bei Thorsten Fischers Fußballern Sponsor, Fischer verkauft seine Basketballer-Anteile für einen Euro an Freier.

Von  Matthias Schmid

Maurice Stuckey spielt und schaut Fußball am liebsten auf der Konsole. "Das Gegröle im Stadion ist mir etwas zu laut an einem freien Tag", bekennt der Basketballer des Bundesligisten s.Oliver Würzburg. Seine bevorzugte Mannschaft beim Computerspiel in der virtuellen Welt ist der FC Chelsea. Die Würzburger Kickers werden nach dem Aufstieg in die zweiten Fußball-Bundesliga erst in der neuesten Ausgabe von "Fifa 17", die im September erscheint, dabei sein. Ob er sich dann zu einem Kickers-Anhänger aufschwingen wird, lässt er lieber offen.

Der 26-Jährige war zuletzt etwas zusammengezuckt, als er vernahm, dass s.Oliver, Hauptsponsor und Namensgeber der Basketballer, von der neuen Saison an die Brust der örtlichen Zweitliga-Fußballer zieren wird. "Ich hatte schon etwas Angst, was nun aus uns werden soll", gibt Stuckey zu. Doch seit einer Woche muss er sich keine Sorgen mehr um seine Zukunft machen, die Basketballer werden nicht in der Bedeutungslosigkeit ihres Sports versinken. Seit Freitag steht nun fest, dass das Modeunternehmen aus Rottendorf sich offiziell und sogar offensiver als bisher zu den Basketballern bekennt.

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Neue Arena geplant: Brendan Lane (r.) und seine Kollegen spielen noch in einer in die Jahre gekommenen Halle.

(Foto: Eibner/imago)

Es hat sein Engagement um drei Jahre verlängert, zu verbesserten Konditionen, wie es heißt. Dem Vernehmen nach zahlt es nun knapp eine Million Euro pro Jahr. Und einen neuen Namen gibt es auch: Künftig firmieren die Basketballer ohne den Zusatz Baskets, sondern nur noch mit dem Namen des Geldgebers. "Das ist schon ein deutliches Signal für uns alle und zeigt, dass man dem Standort die nötige Zeit gibt, um weiter wachsen zu können", wie Stuckey es ausdrückt.

Doch bemerkenswert ist das selbstverständliche Geben und Nehmen im Würzburger Profisport dann schon. Denn mit dem Bekenntnis zum Basketball hat sich auch die rechtliche Struktur beim Tabellenachten der abgelaufenen Spielzeit verändert: Es gibt fortan nur noch einen Gesellschafter bei der vom Verein ausgegliederten Sport und Event Würzburg Baskets GmbH. Nach den finanziellen Turbulenzen vor knapp zweieinhalb Jahren, als der Klub vor der Insolvenz stand und wegen eines Punktabzugs in die zweite Liga absteigen musste, waren s.Oliver-Chef Bernd Freier und Thorsten Fischer, Gründer und Besitzer der Internetdruckerei Flyeralarm, jeweils als Gesellschafter mit frischem Geld eingestiegen, um den Klub zu stabilisieren und ihm wieder eine Perspektive zu geben. Nach dem Aufstieg der Fußballer hat Fischer nun aber seine Anteile an Freier verkauft - für den symbolischen Wert von einem Euro. Kurz nachdem Freiers Firma als Trikotsponsor von Fischers Fußballern unterschrieben hatte.

Mode-Marketing-Preis für Bernd Freier und s.Oliver Group

Bernd Freier, 69, gründete 1969 die Firma s.Oliver, die heute weltweit fast 8000 Mitarbeiter hat. Mit 2,8 Milliarden Euro Gesamtvermögen zählt er laut Manager Magazin zu den zehn reichsten Bayern.

(Foto: van Eick/dpa)

In Würzburg interessiert die Menschen natürlich die Frage, wie viel Freier den Fußballern nun zahlt, bei denen Fischer als großer Mäzen auftritt. Doch Freier ist ein scheuer Mensch, er spricht nicht in der Öffentlichkeit und tritt, wenn überhaupt, nur im Hintergrund auf. Schweigend, meistens. So besuchte er zwar die Präsentation des neuen Logos in der Firmenzentrale am vergangenen Freitag. Doch reden wollte er nicht. Hinterher ließ er sich lediglich in der Pressemitteilung mit folgenden drei Sätzen zitieren: "Der Basketball-Standort Würzburg ist für die nächsten Jahre gesichert. Unser Ziel muss es sein, auf Dauer Bundesliga-Spitzenbasketball in einer neuen Multifunktionsarena zu ermöglichen. Uns ist die Förderung des Sports in der Region ein großes Anliegen, weswegen wir auch die Würzburger Kickers auf ihrem Weg nach oben unterstützen."

Zahlen über die Höhe der Zuwendungen nannte er nicht. Zumindest der Geschäftsführer der Basketballer, Steffen Liebler, gibt an, dass sein Klub in der neuen Saison mit dem Budget ins "obere Mittelfeld" der Bundesliga aufsteigt und die Planungen für eine neue Spielstätte schon "weit fortgeschritten" seien. Eine ständige Teilnahme an der Meisterrunde, die die Würzburger Basketballer in der abgelaufenen Spielzeit als Aufsteiger noch überraschend erreicht hatten, wird damit wahrscheinlicher. "Wir wollen wieder in die Playoffs kommen", sagt Maurice Stuckey. Auf welchem Platz das gelingt, sei ihm dabei ziemlich egal, fügt er hinzu.

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Thorsten Fischer, geboren 1975 in Würzburg, gründete im Jahr 2002 die Online-Druckerei Flyeralarm. Das Unternehmen macht derzeit mit rund 2000 Mitarbeitern 310 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

(Foto: foto2press/imago)

Mit Rang fünf oder sechs würden sie den besten Mannschaften wie dem deutschen Meister Bamberg oder dem FC Bayern aus dem Weg gehen und die Chancen auf eine Halbfinalteilnahme erhöhen. Zuletzt mussten sie in Würzburg einsehen, dass sie in der ersten Runde für Bamberg nur ein lockerer Trainingspartner waren. "Aber auch München sah gegen Bamberg nicht besser aus", stellt Stuckey trocken fest. Er ist übrigens auch kein besonderer Freund der Bayern-Fußballer.

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