Basketball-Bundesliga:Eine Möhre für die Spieler

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Rangeln um die beste Position: Münchens John Bryant (am Ball) und Bambergs Trevor Mbakwe, am Sonntag die Besten ihres Teams. (Foto: Rauchensteiner)

In der Finalserie geht es auch um die Euroleague-Qualifikation für nächste Saison: Die mit 2:1 Siegen führenden Bamberger könnten da einige Pläne durchkreuzen.

Von Joachim Mölter, Bamberg

Sogar in Barcelona verfolgen sie mit Interesse die Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft, und das liegt nicht nur am sportlichen Niveau, auf dem sich der Titelverteidiger FC Bayern München und sein Herausforderer Brose Baskets Bamberg bewegen. "So eine spielerische Qualität hat man vor vier, fünf Jahren hierzulande noch nicht gesehen", bescheinigte Jan Pommer, der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), den Teams angesichts ihres zumindest eine Halbzeit lang offenen Schlagabtausches im dritten Spiel der Best-of-five-Serie. Das gewannen die gastgebenden Bamberger am Sonntagabend 91:79 (44:44), und das haben auch die Verantwortlichen in der Euroleague-Zentrale in Barcelona registriert.

Es ist kein Geheimnis, dass die Euroleague am liebsten Alba und den FC Bayern dabei hat

Die Bamberger führen jetzt 2:1 in diesem Vergleich und haben nun zwei Gelegenheiten, mit einem weiteren Sieg ihren siebten Titel seit 2005 zu holen - am Mittwoch (20 Uhr/Sport 1) beim Auswärtsspiel in München oder am kommenden Sonntag (15 Uhr) in heimischer Arena. Sollten die Oberfranken tatsächlich wieder Meister werden, bringen sie die entscheidungsberechtigten Teilhaber der Euroleague in die Bredouille, wenn diese Anfang Juli zusammenkommen und über die Saison 2015/16 beraten. Denn auch in dieser Spielzeit dürfen den Statuten zufolge höchstens zwei deutsche Teams in der Königsklasse des Basketballs mitmachen, vergleichbar der Champions League im Fußball - der Meister sowie ein sogenanntes Wildcard-Team. Es ist kein Geheimnis, dass die Euroleague am liebsten den FC Bayern sowie den im Halbfinale ausgeschiedenen Klub Alba Berlin in seinen Reihen sähe. Also drücken sie in Barcelona wohl den Münchnern die Daumen, damit ihnen noch die Titelverteidigung gelingt - dann könnten sie die Wildcard nämlich nach Berlin geben.

Dabei hat die Euroleague grundsätzlich gar nichts gegen die Bamberger. "Die Baskets sind eine der professionellsten Organisationen in Europa. Wir haben es genossen, dass sie viele Jahre ein Teil der Euroleague waren", sagte Euroleague-Präsident Jordi Bertomeu unlängst in einem Interview mit dem Internetportal spox.com: "Aber wir haben Kriterien wie Einwohnerzahl und Arenagröße, die immer berücksichtigt werden." Um Popularität und Attraktivität zu mehren und damit auch Einnahmen, ist die Euroleague lieber in medien-, wirtschafts- und finanzstarken Millionen-Metropolen vertreten wie Berlin (3,5 Millionen Einwohner) und München (1,5 Millionen) und eher nicht so gern in Kleinstädten wie Bamberg (72 000).

Baskets-Geschäftsführer Rolf Beyer kann das sogar verstehen: "Wenn der FC Bayern Meister wird, ist Alba bei der Wildcard-Vergabe uns gegenüber im Vorteil wegen seiner größeren Halle und seiner Metropol-Situation." Nun haben Bambergs Verantwortliche im ersten Jahr des Neuaufbaus nach der Ära von Manager Heyder und Trainer Fleming die Euroleague-Teilnahme klugerweise nicht als Saisonziel ausgegeben, sie können das Ende der Finalserie also relativ gelassen erwarten. "Wir verfolgen den langfristigen Plan, uns unter den Top 25 in Europa zu etablieren", sagt Beyer. Aber er weiß auch: "Wenn man Spieler verpflichten will, ist die Euroleague schon eine Möhre." Sprich: ein Anreiz.

Für Berlin spricht einiges bei der Wildcard-Vergabe - vor allem der Zuschlag fürs Final Four 2016

Unter Druck steht vor dem vierten Finalspiel am Mittwoch eher der FC Bayern München. Geschäftsführer Marko Pesic sagt zum Thema Wildcard: "Damit haben wir uns bisher nicht beschäftigt, das würden wir nach der Saison tun." Sein Klub kann sich aber nicht sicher sein, wie vor zwei Jahren erneut eine Wildcard zu bekommen, wenn sich die Euroleague zwischen Bayern und Berlin entscheiden muss. In der abgelaufenen Saison hat jedenfalls Alba den besseren Eindruck hinterlassen: Während die Münchner mit nur zwei Siegen in zehn Spielen nach der Gruppenphase ausgeschieden sind, haben die Berliner in der Zwischenrunde die bislang beste Bilanz eines deutschen Klubs erzielt und das Viertelfinale nur knapp verpasst. Für Alba spricht zudem die mit 14 500 Plätzen doppelt so große Halle - und der Zuschlag für das Final Four 2016. Dass Liga-Chef Bertomeu und seine Kollegen den Gastgeber des Saisonhöhepunkts einfach übergehen, erscheint unwahrscheinlich.

Albas Sportdirektor Mithat Demirel ist sich seiner Sache trotzdem nicht sicher. "Es ist sehr schwer vorauszusagen, was die Euroleague macht", sagt er, "ihre Kriterien ändern sich häufig, und es gibt unterschiedliche Parameter, die sie für die jeweilige Situation nutzt." Dabei gibt es auch Überraschungen, vor ein paar Jahren luden sie ein ukrainisches Team ein. Die einfachste Lösung wäre also auch aus Alba-Sicht, dass der FC Bayern wieder Meister wird. Aber dem Erzrivalen die Daumen zu drücken, fällt Demirel schwer. Dafür ist die schmerzhafte 2:3-Niederlage im Halb- finale noch zu frisch.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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