Dru Joyce und LeBron James:Der General und der Überflieger

Dru Joyce und LeBron James: Dru Joyce (links) und sein Kumpel LeBron James

Dru Joyce (links) und sein Kumpel LeBron James

(Foto: Getty Images)

Dass sich LeBron James für die Würzburger Basketballer interessiert, liegt an deren Spielmacher Dru Joyce. Die beiden spielten einst gemeinsam so erfolgreich an der High School, das ihre Geschichte verfilmt wurde.

Von Matthias Schmid

LeBron James ist bestens vertraut mit der Basketball-Bundesliga. Er weiß, dass die s.Oliver Baskets Würzburg gerade aufgestiegen sind und dass Bamberg die Meisterschaft gewann. Es ist jetzt nicht so, dass sich der beste Basketballer des Planeten auf ein Engagement in Deutschland vorbereiten würde, aber sein Informant, sein bester Freund, ja sogar sein Trauzeuge läuft in der BBL auf. Dru Joyce III ist sein Name, er spielt für Würzburg. "LeBron hat alle seine Kenntnisse von mir", sagt der Amerikaner, der gemeinsam mit James an der St. Vincent-St. Mary High School in Akron/Ohio drei Meisterschaften errang. Die beiden telefonieren oft miteinander und tauschen sich auch gerne über Basketball aus. "Und wenn ich nicht gut gespielt habe, muss ich mir das auch gleich anhören", sagt Joyce.

Am ersten Auftritt seines Freundes hatte James aber nichts auszusetzen. Wie gut Dru Joyce, 30, schon die Chefrolle seiner Mannschaft inne hat, durften die Würzburger am ersten Spieltag beim Auswärtsspiel in Ulm erleben. Fünf Minuten vor dem Ende führte der Gastgeber 78:72, alles sah nach dem erwarteten Heimsieg des Favoriten aus, bis Dru Joyce zurück aufs Parkett kam, weil er mit vier schnellen Fouls von Baskets-Cheftrainer Douglas Spradley für die Schlussphase geschont wurde. Dieser weiß, dass er in der sogenannten Crunch Time, also dann, wenn jede Aktion über Sieg und Niederlage entscheiden kann, sich auf Joyce verlassen kann.

Dru Joyce prahlt nicht mit seinem berühmten Freund

"Ich will dann der Leader sein, der der Mannschaft hilft und die Dinge tut, die nötig sind, damit wir das Spiel gewinnen", sagt der Spielmacher. Mit zwei verwandelten Freiwürfen stellte er am Ende dann tatsächlich den überraschenden 86:78-Endstand her. 14:0 Punkte gelangen den Würzburgern nach der Einwechslung von Joyce, der am Ende auf 14 Zähler kam. Er macht daraus keine große Sache und hebt die Stärke der Mannschaft hervor: "Wir haben die Rebounds geholt und die Ulmer Angriffe gestoppt."

Der 30-Jährige ist niemand, der mit seiner formidablen Leistung oder seinem berühmten Kumpel prahlen müsste. Dru Joyce ist ein ziemlich unprätentiöser Typ, der am liebsten Basketball spielt und sich aus dem ganzen Drumherum nicht viel macht. "Floor General" nennt ihn sein Trainer Doug Spradley. Er ist der bestimmende Spieler, der das Tempo variiert, die Spielsysteme ansagt, eben der General auf dem Parkett, zu dem die Mitspieler aufschauen, obwohl er mit 1,82 Metern körperlich der Kleinste ist. "Dru ist einer der besten und erfahrensten Spielgestalter in der Bundesliga", lobt ihn Würzburgs Trainer vor dem ersten Heimspiel an diesem Mittwoch gegen Mitaufsteiger Gießen (20 Uhr).

"LeBron und ich sind wie Brüder"

Joyce geht in Deutschland schon in seine achte Spielzeit in der BBL. Seit seinem College-Abschluss an der University of Akron im Jahre 2007 spielt er in der Bundesliga. Seine erste Station in Europa führte ihn für zwei Jahre nach Ulm, nach einem einjährigen Gastspiel in Polen spielte er in Trier weiter, ehe er über Oldenburg und zuletzt Braunschweig schließlich nach Würzburg kam. "Ich spiele sehr gerne hier, weil das Niveau in der Liga jedes Jahr ansteigt und auch immer bessere Basketballer verpflichtet werden", sagt Joyce. An Würzburg schätzt er vor allem die Begeisterung der Menschen für seine Lieblingsportart. "Diese Energie und Leidenschaft habe ich bisher nirgendwo anders erlebt", sagt er.

Es begeistert ihn, dass er morgens beim Bäcker schon auf Basketball angesprochen wird. Deshalb passe auch der aufregende Run-and-Gun-Basketball von Spradley sehr gut zu den Fans. "Ich liebe dieses schnelle, aggressive Spiel mit hoher Intensität", sagt Joyce. Diese Spielweise ist sehr kraftraubend, weil die Würzburger mit ihrer harten Verteidigung versuchen, viele Kontersituationen, sogenannte Fast Breaks, zu kreieren. "Mit diesem Stil haben wir aber die größte Aussicht auf Erfolg", findet Dru Joyce.

Mit seinen Anspielen will er das Niveau seiner Mannschaft anheben und dafür sorgen, dass die Unterfranken nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Sieben seiner Pässe führten in Ulm zu direkten Punkten, in der vergangenen Saison war er mit durchschnittlich sechs Assists pro Spiel der zweitbeste Vorlagengeber der Liga. "Aber Dru hat nicht nur ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler, sondern kann auch selbst punkten, wenn es darauf ankommt", sagt Trainer Spradley.

Davon hat an der High School auch schon LeBron James profitiert. Damals war schon so ein Hype um den heutigen Spieler der Cleveland Cavaliers entstanden, dass der US-Sportsender ESPN erstmals in seiner Geschichte High-School-Spiele übertrug und dafür eigens NBA-Partien aus dem Programm nahm. Verfilmt wurde die Geschichte der "Fab Five", der Fabelhaften Fünf, um James und Dru Joyce später sogar im Kino-Film "More than a game". Joyces Vater war Trainer des Teams, und Dru Joyce sagt heute: "Seitdem sind LeBron und ich wie Brüder."

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