Basketball-Bundesliga:Den Fuß im Kopf

Demond Greene ist wieder da. Der Nationalspieler von Alba Berlin hatte sich im Dezember einen gräßlichen Verrenkungsbruch zugezogen. Pünktlich zu den Playoffs spielt er wieder - mit zwölf Schrauben im Bein.

Andreas Burkert

Vor ein paar Tagen hat sich Demond Greene die Fotos noch einmal angesehen, ihm ist aber nicht schlecht geworden. Vielen anderen dagegen wurde und wird immer noch übel, wenn sie jene Bilder sehen, auf denen sein rechter Fuß zu erkennen ist, nachdem Greene erst den Basketball durch den Ring gestopft hat im Europacup gegen Siena und dann auf das Parkett der Schmelinghalle gestürzt ist. ,,Mein Fuß stand auf drei Uhr'', hat Greene damals im Dezember tapfer geflachst über seinen fürchterlich anmutenden Verrenkungsbruch. Die Fotos von Greenes abgeknicktem Fuß sind derart entsetzlich gewesen, dass sogar die Bild-Zeitung einmal großflächig aus der Basketball-Bundesliga berichten konnte.

Demond Greene

Wieder fit: Demond Greene von Alba Berlin.

(Foto: Foto: AFP)

Demond Greene, 27, hat das schmerzverbreitende Dokument auf seinem Handy gespeichert. Er hat das Foto selbst geschossen. Im Krankenwagen. Greene ist kein Masochist, das nicht, ,,ich habe das alles archiviert und gucke es mir nur an, um mit der Sache fertig zu werden'', sagt er. Offenbar gelingt ihm das bisher gut, denn der deutsche Nationalspieler ist am Samstagabend auf das Parkett der Schmelinghalle zurückgekehrt. 16 Minuten hat er mitgespielt beim 87:82 des Tabellenersten Alba Berlin gegen den TBB Trier, und der Rückkehrer entschied im Grunde die überraschend enge Partie mit einem Dreier in der Schlussminute zum 85:80. 8223 Zuschauer bildeten gegen den Tabellen-16. eine Berliner Rekordkulisse für diese Saison, und alle haben sich sehr mit Greene gefreut.

Nicht an den Fuß denken, das ist jetzt die Aufgabe

Dem Fuß gehe es ganz gut, sagt Greene am Tag danach, ,,er ist halt ein bisschen fest'', wie zurzeit ständig nach Belastungen. Doch es ist ja auch wirklich alles kaputt gewesen: Bruch des Wadenbeins, dazu das Innenband des Sprunggelenks gerissen, das vordere Syndesmoseband, das Deltaband. Viele weinten damals in der Halle, als sie Greene in diesem Zustand sahen; andere kippten einfach um, ihnen war schlecht geworden. In Berlin haben sie schließlich schon einmal ähnliche Bilder verarbeiten müssen, im November 2005. Damals hatte sich ihr Kapitän, der Kroate Matej Mamic, bei einem Sturz unter dem Korb eine Rückenmarksquetschung zugezogen. Alba spielte übrigens gegen Trier. Mamic war einige Zeit gelähmt, inzwischen geht es ihm jedoch viel besser. Seine Karriere indes hat Mamic beenden müssen, er wird nächste Saison Albas Farmteam Lichterfelde trainieren.

Bilder zu verdrängen aus den Gedanken, das ist vermutlich das Komplizierteste an Greenes Verletzung. Ein monatelanges Reha-Programm bereitet ihm jedenfalls die wenigsten Probleme, denn Greene ist ein herausragender Athlet, ein imposantes Muskelpaket und ein kleines Sprungwunder trotz nur 1,85 Metern. Und wer an Greene denkt, denkt ja nicht nur an seinen Fuß, sondern auch an viele Dunks und vor allem an seinen spektakulärsten Block: Vergangenen Sommer bei der WM in Japan, im Trikot der Deutschen gegen Dwyane Wade. Den Dwyane Wade, USA. Das Fachmagazin Five verewigte die Szene enthusiastisch auf einem Poster. Greenes Block. Nicht seinen Fuß.

Nicht an den Fuß denken, das ist jetzt die Aufgabe. Greene weiß, dass ihm diese Ignoranz demnächst doch einmal schwer fallen dürfte - ,,wenn ich auf den Korb zugehe und rechts oder links einer mitläuft''. Wie vor fünf Monaten gegen Siena. Im Training hat er denn Ball schon bald wieder durch den Ring gejagt, ,,damit das aus meinem System rauskommt''. Der Drang zum Ring gilt neben seiner Deckung als Markenzeichen des spektakulärsten deutschen Guards. ,,Seine Aggressivität und Athletik sind seine Stärken'', sagt Berlins Manager Henning Harnisch, ,,und diese Qualitäten brauchen wir jetzt wieder von ihm.''

Gegen Trier kam Greene schon nach sieben Minuten, vier Minuten später hatte er drei Dreier versenkt. Am Ende waren es vier bei fünf Versuchen, zwölf Punkte insgesamt und ein Rebound. Eine gute Nachricht ist das auch fürs Nationalteam, das im September bei der EM in Spanien um die Olympia-Teilnahme kämpft. Greene will dabei sein, trotz der Platte und den zwölf Schrauben auf seinem Wadenbein. ,,Und seit Samstag sieht es sehr gut aus'', sagt er.

Auch die Berliner sind natürlich froh, ,,ihn als Typ zurück zu haben, ist gut'', sagt Harnisch. Denn sie wollen nach vier Jahren mal wieder Meister werden. Demond Greene würde dann die Fotos machen.

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