Basketball:Bremerhavener Funke

GER Buko BBL Eisbaeren Bremerhaven vs FC Bayern Muenchen 22 11 2015 Stadthalle Bremerhaven GER; Basketball

Mit letzter Kraft: Alex Renfroe (rechts) und die Bayern-Basketballer setzten sich nach fünf Niederlagen in Serie nach Verlängerung gegen Bremerhaven durch.

(Foto: Imago)

Die Basketballer des FC Bayern gewinnen, spielen dabei aber miserabel. Die Saisonziele sind in Gefahr - vorerst plant Sportdirektor Pesic aber keine personellen Veränderungen.

Von Ralf Tögel

Marko Pesic hat schon gemütlichere Zeiten beim FC Bayern erlebt. Es ist seine fünfte Saison beim Münchner Großklub, vor einem Jahr erlebte der 38-Jährige mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft den ersten großen Erfolg in verantwortlicher Position. Auch in der laufenden Spielzeit zählt der Vorjahreszweite zu den Titelfavoriten. Der Verein hat den Kader so veredelt, dass auch in der Euroleague ein Schritt nach vorne gemacht werden soll, nachdem die Bayern zuletzt die zweite Runde im höchsten kontinentalen Wettbewerb verpasst hatten. Doch derzeit ist der Sportdirektor des FC Bayern vornehmlich damit befasst, Erklärungen für die anhaltend schwächelnde Mannschaft zu liefern.

Die Saisonziele - erster Platz nach der Bundesliga-Hauptrunde sowie das Erreichen der Top 16 in der Euroleague - geraten zunehmend in Gefahr. Immerhin konnten die Münchner die Serie von fünf Pflichtspielniederlagen in Bremerhaven mit einem 86:80 beenden, die Leistung allerdings war für eine Entwarnung nicht geeignet. Der Vorjahresfinalist steckt in einem Tief und kann sich so recht keinen Reim auf die Ursachen machen.

Denn es ist gerade mal drei Wochen her, dass die Bayern in beiden Wettbewerben ansehnlich und erfolgreich auftraten, was also ist passiert? Marko Pesic hat als Aktiver sechs deutsche Titel und fünfmal den Pokal gewonnen, holte mit Deutschland WM-Bronze und EM-Silber, er hat also auf den Spielfeldern dieser Welt so einiges erlebt. Wenn er aber die jüngste Leistung seiner Spieler in Bremerhaven erklären soll, holt der Sportdirektor erst einmal tief Luft. Dort hatten Akteure wie Alex Renfroe oder Nihad Djedovic, die zweifellos zu den besten der Liga zählen, Ballverluste und Fehlwürfe produziert, die man gewöhnlich nur in der Regionalliga sieht.

Pesic weiß, dass seine Spieler in der Nacht von Samstag auf Sonntag das Basketballspielen nicht verlernt haben: "Natürlich kann man solche Fehler in diesem Moment angesichts ihrer Qualität und der Erfahrung nicht erklären", sagt Pesic. Schuldzuweisungen seien nun aber nicht zielführend, vielmehr müsse man versuchen, Positives aus dem Geschehenen zu ziehen. Das klingt angesichts der schlechten Leistung einigermaßen atemberaubend, ist aber möglich, glaubt Pesic, denn die Bayern haben das Spiel ja nach Verlängerung gewonnen. "Wichtig ist, wie diese Spieler reagiert haben, sie haben am Schluss der Verlängerung wichtige Punkte gemacht. Es ist auch wichtig, dass wir nie aufgegeben haben. Die Mannschaft hat in dieser schwierigen Situation Charakter gezeigt", sagt er. In der Tat, drei Viertel lang sah der Favorit wie der sichere Verlierer aus, erst in den letzten zehn Minuten offenbarten die Münchner ihre Möglichkeiten.

Pesic will das Tief aber nicht beschönigen: "Natürlich haben wir uns das so nicht vorgestellt", sagt er, die Verantwortlichen hätten den Ernst der Lage erkannt, vorschnelle Aktionen will man aber vermeiden. "Wir vertrauen den Spielern, die wir geholt haben", sagt Pesic. Zumal die Münchner noch Reserven haben. Maxi Kleber fehlt seit Saisonbeginn, wird aber demnächst ins Teamtraining einsteigen. Dusko Savanovic, der bislang eine überragende Saison gespielt hat, kehrt in den Kader zurück. Und bei Paul Zipser, der im Bremerhavenspiel kurz vor der Pause umgeknickt war, hofft Pesic auf Entwarnung: "Er wird noch untersucht, aber ich denke, er wird nicht länger ausfallen." Pesic erwartet auch vom gesunden Personal eine Steigerung, Anton Gavel oder Center John Bryant etwa agieren derzeit nicht gerade in Bestform.

Das gelte im Übrigen für die gesamte Mannschaft, fügt Pesic an. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir so eine Phase erleben", sagt der Sportdirektor ruhig, und "es ist auch in Ordnung, dass alles hinterfragt wird." Handlungsbedarf sieht er aber in keinem Bereich, Pesic bekräftigt vielmehr, dass man auch nicht an Verstärkungen für den aktuellen Kader denke. Offen bleibt aber die Zukunft von K.C. Rivers, dem Zugang von Real Madrid, der den Bayern mit seinem grandiosem Auftritt in der Schlussphase in Bremerhaven die Verlängerung und den Sieg ermöglicht hat. Sein Vertrag läuft Ende Dezember aus, die Bayern wollen ihn aber halten. Pesic sagt: "Ich habe den Eindruck, dass er in München angekommen ist."

Ein gutes Argument wäre das Weiterkommen in der Euroleague, die Bayern haben zuletzt die Heimspiele gegen Belgrad und Istanbul verloren. Auch das macht dem Sportdirektor keine Angst: "In der vergangenen Saison waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits chancenlos, diesmal glaube ich, dass es bis zum letzten Spieltag um alles gehen wird." Für das Spiel am kommenden Donnerstag bei Khimki Moskau ist er optimistisch: "Warum sollen wir dort nicht gewinnen?" In der Verfassung von Bremerhaven ist das utopisch, doch im Basketball kann sich die Situation sehr schnell ändern. Das Hinspiel gegen den russischen Euroleague-Titelanwärter haben die Bayern gewonnen. Und das ist gerade mal vier Wochen her.

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