Basketball:Bis sich der Rauch verzieht

Im Streit um Europas Klub-Wettbewerbe beugen sich 13 der 14 suspendierten Verbände dem Druck der Fiba. Die Bundesliga will sich noch nicht positionieren, sie wartet die weitere Entwicklung ab.

Von Joachim Mölter

Der Deutsche Basketball Bund (DBB) hat sich am Donnerstag bereit erklärt, mit seiner Männer-Nationalmannschaft für ein olympisches Qualifikationsturnier nachzurücken, falls es bei der Suspendierung einiger europäischer Verbände durch den kontinentalen Dachverband Fiba Europe bleiben sollte. Dass die DBB-Auswahl tatsächlich eine weitere Olympia-Chance erhält, ist nach den jüngsten Entwicklungen allerdings eher gering. Die Fiba Europe hatte am Wochenende acht Länder vorläufig von der Teilnahme an seinen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen und sechs weiteren mit dieser Maßnahme gedroht, falls sie sich im Machtkampf mit der von Klubs und Ligen organisierten Euroleague nicht auf die Seite des Verbandes stellen und dessen Forderungen nachkommen. Dem Vernehmen nach haben sich bis zum Donnerstagabend 13 der 14 betroffenen Länder dem Druck der Fiba Europe gebeugt. Von deren Sanktionsdrohung sind unter anderem Europameister Spanien und der EM-Zweite Litauen betroffen, die sich sportlich bereits für Olympia in Rio qualifiziert haben, aber auch der WM-Zweite Serbien und Italien, die Anfang Juli zwei der drei letzten Qualifikationsturniere ausrichten sollen. Die Fiba hatte vorsichtshalber schon in anderen Mitgliedsnationen angefragt, ob sie für die Suspendierten einspringen würden. "Wir haben mitgeteilt, dass wir als Teilnehmer zur Verfügung stehen, sollten wir gemäß des sportlichen Rankings als Ersatz vorgesehen sein", sagte DBB-Generalsekretär Wolfgang Brenscheidt der Deutschen Presse-Agentur. Durch die Eskalation des seit längerem schwelenden Streits mit der Euroleague hat die Fiba Europe die kontinentale Basketball-Szene in Aufruhr versetzt. In dem Konflikt zwischen Verband auf der einen Seite und Vereinen auf der anderen geht es im Kern darum, wer die Hoheit über die lukrativen Klub-Wettbewerbe hat. Die Fiba stellt dabei nicht die Euroleague an sich in Frage, den höchsten und leistungsstärksten Wettbewerb. Aber dessen bisherigen Unterbau, den ebenfalls vom Privatunternehmen Euroleague organisierten Eurocup, will sie offensichtlich mit allen Mitteln verhindern und durch einen eigenen Wettbewerb ersetzen, die sogenannte Champions League. Im Werben um die besten Mannschaften und damit das attraktivste Teilnehmerfeld übte die Fiba über die nationalen Verbände nun zunehmend Druck auf diejenigen Klubs aus, die ihr Mitmachen im Eurocup bereits zugesagt haben: Sie sollen dazu gezwungen werden, sich doch noch dem Fiba-Wettbewerb anzuschließen. Bei einer Weigerung droht ihnen der Rauswurf aus der nationalen Liga.

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