Basketball:Bayern wirft Trainer Djordjevic raus

FC Bayern München - ALBA Berlin

Trainer Sasa Djordjevic bleibt immer noch ein Job: Er ist weiterhin auch Coach der serbischen Nationalmannschaft.

(Foto: dpa)
  • Schwerwiegende Entscheidung bei den Bayern-Basketballern: Trainer Sasa Djordjevic muss mitten in der Saison gehen.
  • Und das, obwohl die Bilanz des Serben in der Liga und im Europapokal sehr gut ist.
  • Offenbar gab es Meinungsverschiedenheiten im Verein.

Von Jonas Beckenkamp

Diese Nachricht kommt so überraschend, dass viele Beobachter des Basketballs hierzulande sich wohl am Mittagessen verschlucken. Der FC Bayern, der seit mehreren Jahren wieder eine höchst ambitionierte Basketball-Abteilung betreibt, trennt sich mitten in der Saison von seinem Trainer Sasa Djordjevic. Dies teilte der Bundesliga-Tabellenführer an diesem Donnerstag in einer nüchtern gehaltenen Presse-Meldung mit.

Es ist ein Rauswurf, der sich von außen betrachtet kaum nachvollziehen lässt, schließlich liegen die Münchner kurz vor Beginn der Playoffs nicht nur einfach so auf Platz eins der Liga - sie haben den deutschen Basketball mit 23:2 Siegen in den vergangenen Monaten regelrecht dominiert. Der 50 Jahre alte Serbe Djordjevic hatte das Team im Sommer 2016 von Svetislav Pesic übernommen, sein Vertrag war bis Ende der aktuellen Saison gültig. Vor allem aber hatte Djordjevic in dieser Spielzeit eine Mannschaft geformt, die nach 50 Jahren Wartezeit wieder im deutschen Basketball-Pokal erfolgreich war: Erst im Februar holte man den Cup, auch auf europäischer Bühne lief es ordentlich: bis ins Halbfinale des Eurocups waren die Bayern vorgedrungen.

Im zweithöchsten europäischen Klubwettbewerb schieden die Münchner vergangene Woche zwar gegen das türkische Spitzenteam Darüssafaka Istanbul aus, aber in der Gesamtbetrachtung schien Djordjevic immer noch einen guten Job zu machen. Doch nun endet seine Ära aprupt. Die Vorbereitung auf die nächste Partie am Samstag bei den EWE Baskets Oldenburg sowie das Coaching im Duell mit dem Tabellenvierten übernimmt Assistenztrainer Emir Mutapcic, der schon einmal eingesprungen war.

"Nach den Eindrücken und Entwicklungen, die wir über einen längeren Zeitraum hinweg registriert haben, sind wir jetzt zum Entschluss gekommen, unserem hoch veranlagten Team einen neuen Impuls und Führungsansatz geben zu müssen", sagte Geschäftsführer Marko Pesic. So lang kann dieser Zeitraum aber kaum gegangen sein, denn außer dem Aus gegen Istanbul leisteten sich Djordjevics Männer im Grunde nur ein richtig chaotisches Spiel: Jenes deutliche 72:91 am vergangenen Sonntag im BBL-Spitzenduell gegen Alba Berlin, bei dem es nach Handgemengen drei Hinausstellungen gegeben hatte (und eine Drei-Spiele-Sperre gegen Bayerns Reggie Redding).

Jeder könne davon ausgehen, ergänzte Pesic, "dass diese nicht einfache Entscheidung nach intensiven Überlegungen aller Beteiligten und Gremien allein im Sinne des Teams und der Ziele unseres ambitionierten Projekts fiel." Die Chancen auf die Meisterschaft stehen aber nach wie vor bestens, selbst bei einem möglichen Erstrundenduell mit Brose Bamberg in der ersten Playoffrunde würden die Münchner als Favorit gelten. Doch die Trainer-Entlassung hatte offenbar andere Hintergründe als nur das Sportliche.

Schon länger wurde gemunkelt, dass es zwischen Pesic und Djordjevic atmosphärische Schwierigkeiten gab. Das Portal Basketball.de berichtete gar von "mangelnder Kommunikation seitens Djordjevic gegenüber Management und Mannschaft". Auch in seine Personalführung wollte er sich nicht reinreden lassen. Dass die Mannschaft gegen physisch auftretende Gegner (wie etwa Kazan im Eurocup-Viertelfinale) immer wieder mal Probleme hatte, schien der Vereinsführung ebenso zu missfallen. Womöglich waren all diese Faktoren nun ausschlaggebend für diesen radikalen Schritt der Bayern.

Über eine mögliche Neubesetzung der Position des Cheftrainers soll voraussichtlich in den kommenden Tagen entschieden werden. Auf dem Markt befände sich etwa der kürzlich in Bamberg entlassene Italiener Andrea Trinchieri, der mit den Oberfranken die letzten Jahre in der Bundesliga nachhaltig geprägt und Meisterschaften gefeiert hatte. Eine Verbindung zwischen München und Trinchieri könnte sich über Daniele Baiesi ergeben - der italienische Sportdirektor der Bayern hatte mit Trinchieri einst in Bamberg zusammengearbeitet, ehe er zu Beginn der aktuellen Saison in den Süden wechselte.

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