Basketball:Bayern verlieren die Nerven

ALBA Berlin - Bayern München

Der beste Berliner Werfer, hier in der Defensive: Reggie Redding (links, 20 Punkte) verteidigt gegen Nihad Djedovic vom FC Bayern München.

(Foto: Annegret Hilse/dpa)

Dank einer ruhigeren Schlussphase gewinnt Alba Berlin das dritte Playoff-Halbfinale in eigener Halle mit 101:88 deutlich gegen den FC Bayern München.

Von Joachim Mölter, Berlin/München

Für die Basketball-Trainer Sasa Obradovic von Alba Berlin und Svetislav Pesic vom FC Bayern München war es nicht gerade das schönste Spiel, dieses dritte im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Beide Coaches sind extrem abwehrorientiert, sie haben ihre Teams zu den defensivstärksten der Bundesliga geformt. Und dann mussten sie am Sonntagnachmittag mitansehen, wie der Ball nur so durch die Netze rauschte, da wie dort, hüben wie drüben. Obradovic wird es leichter verschmerzen als sein einstiger Lehrmeister Pesic, sein Team gewann 101:88 (50:44) und führt in der Best-of-five-Serie nun 2:1. Das nächste Spiel findet am Dienstag in München statt (20 Uhr); falls der FC Bayern gewinnt, gibt es am Donnerstag eine weitere Begegnung, die dann entscheidende, wieder in Berlin. Die Brose Baskets Bamberg müssen also noch warten, ehe sie wissen, wer ihr Endspiel-Gegner sein wird. Der Tabellenerste nach der Hauptrunde setzte sich am Samstag 90:70 gegen Ratiopharm Ulm durch - und damit 3:0 in seiner Halbfinalserie. Dadurch verdienten sich die Bamberger auch ein paar Tage Erholung, was möglicherweise ein Vorteil sein könnte im Finale. Denn egal, wer der Gegner sein wird - er wird in jedem Fall viel Kraft gelassen haben.

Die Basketballer aus Berlin und München schenkten sich wie gewohnt nichts, sie lieferten sich einen Schlagabtausch von höchster Intensität, sehr zur Unterhaltung der 13 133 Zuschauer in der Arena am Ostbahnhof. Denn im Gegensatz zum schwer errungenen Münchner 85:73-Erfolg am Donnerstag entwickelte sich diesmal auch ein höchst ansehnliches Spiel, temporeich und spannend dazu.

"Das waren 35 Minuten sehr guter Basketball, von beiden Seiten, natürlich mit Emotionen, aber die gehören dazu", resümierte FC-Bayern-Coach Pesic. Wenn es das letzte Spiel der Saison gewesen wäre, hätte er das Bedürfnis, noch "etwas zu den letzten Minuten zu sagen", ließ Pesic abschließend wissen. Aber seine Meinung zu den letzten fünf Minuten und die darin übergelaufenen Emotionen seiner Akteure behielt er fürs erste lieber für sich: "Ich werde mich darauf konzentrieren, mich mit der Mannschaft auf das Spiel am Dienstag vorzubereiten." Obradovic konzentrierte sich bei seiner Spielanalyse komplett auf das Sportliche, der Serbe lobte seine Mannschaft: "Das war eine Präsentation von Teamgeist." Zahlenmäßig lässt sich das sogar belegen: 26 Assists (gegenüber zwölf der Münchner) zeugen von der Uneigennützigkeit seiner Akteure, 37 Rebounds (gegenüber 32 der größer gewachsenen Münchner) von enormer Einsatzbereitschaft. Die deutlich bessere Trefferquote bei den Distanzwürfen ist ein Beleg von Selbstvertrauen.

Basketball wird für gewöhnlich Fünf gegen Fünf gespielt, an diesem Sonntagnachmittag hatte man phasenweise jedoch das Gefühl, es agierten nur Zwei gegen Zwei: Da setzten Reggie Redding und Alex Renfroe die Akzente für Alba, und Nihad Djedovic sowie Bryce Taylor hielten für die Bayern dagegen. Letzteres war vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit der Fall, als die beiden Flügelspieler maßgeblich dafür sorgten, dass ihr Team einen zwischenzeitlichen Zwölf-Punkte-Rückstand (24:36/ 13. Minute) aufholte (66:66/27.). Bayern-Kapitän Taylor schien die Partie wenig später sogar zum Kippen zu bringen mit seinem Korb zur ersten Bayern-Führung seit den Anfangsminuten - 72:71 (29.).

Die Berliner wackelten in dieser Phase bedenklich, sie hatten schon in der ersten Halbzeit Probleme, wenn Bayern-Coach Pesic seine Abwehr neu formierte und von Mann- auf Zonen- oder eine gemischte Mann-/Raum-Deckung umstellte. Am meisten machte ihnen jedoch die Sicherheit der Münchner von der Freiwurflinie zu schaffen. Nicht nur, dass die Gäste mehr Freiwürfe zugesprochen bekamen - sie verwandelten sie auch schlafwandlerisch sicher: mit 96-prozentiger Genauigkeit, 23 von 24. Die Berliner hingegen hatten vor dem Schlussviertel sieben ihrer bis dahin 18 Freiwürfe vergeben, in einem engen Spiel wird so was leicht zum Verhängnis. Für die Alba-Profis drohte das letzte Viertel jedenfalls zum Zitterspiel zu werden, ehe Reggie Redding - mit 20 Punkten, sieben Rebounds und sechs Assists bester Spieler der Partie - eingriff und mit fünf schnellen Zählern in Serie zum 85:79 (35.) seinem Team wieder etwas Spielraum verschaffte. Danach verloren erstaunlicherweise die routinierten FC-Bayern-Profis etwas die Nerven. Erst leistete sich Center John Bryant ein unsportliches Foul, wenig später erhielt Flügelspieler Dusko Savanovic wegen Meckerns zwei Technische Fouls nacheinander - die jeweils fälligen Freiwürfe nutzten die Berliner dann hundertprozentig sicher. "Dieses Spiel hatte eine riesige Bedeutung", bilanzierte Redding: "Wenn wir verloren hätten, wären wir am Dienstag in München am Abgrund gestanden."

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