Basketball:Aufregung um  Theis

ratiopharm ulm vs. brose baskets bamberg, Basketball, Testspiel, 30.08.2015

Umstrittener Auftritt: Bambergs Nationalspieler Daniel Theis am Sonntag vor dem Ulmer Münster.

(Foto: Eibner)

Der Bamberger Profi hat wegen einer Verletzung für die die EM abgesagt. Sein Auftritt bei einem Klub-Testspiel in Ulm schlägt nun Wellen.

Von Joachim Mölter

5500 Basketballfreunde erlebten am Sonntag auf dem Ulmer Münsterplatz einen schönen Nachmittag: Erst sahen sie auf drei Leinwänden die Live-Übertragung des letzten EM-Testspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (63:68), dann bekamen sie ein Benefizspiel zwischen ihrem heimischen Klub Ratiopharm Ulm und dem deutschen Meister Brose Baskets Bamberg zu sehen. Unter freiem Himmel und auf einem 125 Zentimeter hohen Podest sammelten die Teams aus Anlass des 125-jährigen Bestehens des höchsten Kirchturms der Welt Spenden zum Erhalt des Bauwerks ein. Nur für einen Basketballfreund verlief der Nachmittag nicht so erfreulich - für Bambergs Nationalspieler Daniel Theis.

Dass der 23-Jährige für seinen Klub auf dem Ulmer Podest aufgelaufen war und nicht kurz vorher in der Kölnarena für die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB), sorgte jedenfalls für einen Sturm der Entrüstung in den sozialen Netzwerken. Der Satz, "eine Watschn für den @DBB_Basketball in Sachen#Eurobasket2015", gehörte noch zu den harmloseren Äußerungen. Dazu muss man wissen, dass Theis seine EM-Teilnahme wegen den Folgen einer Schulter-Operation abgesagt hatte; dass der 2,04 Meter große Flügelspieler nun aber sogar in der Startformation seines Klubs stand, erzürnte die Fans, die ihn lieber im ohnehin von Verletzungsabsagen geplagten DBB-Team gesehen hätten.

"Eine Watschn für den DBB", heißt es in den sozialen Medien

Am Montag sahen sich die Brose Baskets Bamberg daher zu einer Reaktion gezwungen; auf ihrem Twitter-Kanal erinnerten sie daran, dass nach Theis' Schulter-Operation am 23. Juni acht bis zwölf Wochen Pause prognostiziert wurden, ehe er wieder ins Training einsteigen könne. "Vor dem gestrigen Spiel hat er genau eine Einheit mit der Mannschaft absolviert", teilte der Klub mit: "Jeder bei den Brose Baskets und beim Deutschen Basketball Bund wusste, wie sich die Situation darstellt. Anfang August, als das Trainingslager der Nationalmannschaft war, hatte Daniel noch nicht einmal mit dem Werfen begonnen."

Beim DBB wussten sie zwar, dass Theis wieder mit dem Training angefangen hat, wie der für Leistungssport zuständige Vizepräsident Armin Andres bestätigt, nicht aber, dass er auch schon wieder würde spielen können. "Wir werden dem nachgehen", versicherte Andres, "uns die Sache aber gelassen anschauen." Für einen EM-Einsatz, das räumt der ehemalige Nationalspieler ein, "wäre Daniel wahrscheinlich sowieso nicht rechtzeitig fit geworden". Und dagegen, dass sich Theis "konditionell auf die kommende Saison vorbereitet", sei ja nichts einzuwenden. Dennoch sei die Situation "natürlich ärgerlich", gibt Andres zu.

Womöglich hätte man der entstandenen Debatte die Schärfe nehmen können, wenn der Klub dem Verband vor dem Einsatz von Theis Bescheid gesagt hätte; die Wege sind ja kurz, weil der DBB-Vize Andres in Bamberg wohnt. Vielleicht wäre es auch klüger von Theis gewesen, auf den Auftritt an seiner früheren Wirkungsstätte in Ulm zu verzichten. Oder den Fans hierzulande von vornherein keine Hoffnung auf eine EM-Teilnahme zu machen, wie Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer findet.

Der sieht seinen Spieler jedenfalls ungerechtfertigt in der Kritik. "Seinen guten Willen legt man jetzt so aus, als ob er sich für die Brose Baskets schonen wollte", sagt Beyer. Dabei habe Theis nach seiner Operation bloß gesagt, er wolle alles tun, um schnellstmöglich wieder fit zu werden, und vielleicht, nur vielleicht, würde es ja noch für die EM reichen. "Uns war von vornherein klar, dass es so lange dauert", sagt Beyer, "seine Fortschritte sind so, wie man es erwarten konnte." Er ist jedenfalls sicher, dass sein Profi "auf dem Leistungsniveau, auf dem er sich jetzt befindet, keine Stütze für die Nationalmannschaft ist". Augenzeugen des Ulmer Spektakels sehen das im Übrigen auch so.

Beyer glaubt jedenfalls, dass es die Aufregung nicht gäbe, wenn Theis seine EM-Teilnahme ohne Wenn und Aber abgesagt hätte. Über den Ulmer Per Günther und den Neu-Bamberger Lucca Staiger, die am Sonntag ebenfalls mitspielten, obwohl sie aus mehr oder weniger einleuchtenden Gründen für die EM absagten, habe ja auch keiner geschimpft.

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