Barcelona gegen Paris in der Champions League:Spektakel für den reichen Wüsten-Onkel

Lionel Messi

Kann er spielen? Lionel Messis Verletzung sorgt den FC Barcelona. 

(Foto: dpa)

Das Duell zwischen Barça und Paris St. Germain gewinnt in jedem Fall Sponsor Katar - zu dessen Wohl beide auch sonst gewinnbringend zusammenarbeiten. Nach dem 2:2 im Hinspiel gelten die Katalanen als favorisiert, auch wenn sie um den Einsatz von Lionel Messi bangen müssen.

Oliver Meiler, Barcelona

Der Sport ist kein natürliches Habitat für nette Verwandtschaften. Der Fußball schon gar nicht. Und so ist es doch ein merkwürdiger Moment, wenn an diesem Mittwochabend im Camp Nou zu Barcelona zwei Mannschaften um den Einzug ins Halbfinale der Champions League spielen, der FC Barcelona und Paris Saint-Germain, von denen man sagt, sie seien Cousins; enge Vettern mit einem gemeinsamen und unerhört generösen Onkel in einem kleinen Emirat im Persischen Golf. Der Emir aus Katar kann nur gewinnen.

Natürlich gewänne der Onkel noch etwas mehr, wenn es ihm gelänge, seinen verwöhnten Neffen aus Paris durchzubringen, dieses favorisierte Vehikel zur eigenen Promotion, diese Marketingmaschine sondergleichen, die man mit obszön hohen Millionenbeträgen ölt. Damit Katar hell erstrahle, überall auf der Welt. Sportlich wäre das ein kleines Wunder, kaum zwei Jahre nach dem Kauf des einst bescheidenen Vereins, nach der Retortengeburt eines Teams mit vielen teuren Stars.

Doch der Emir wäre auch über eine Qualifikation von Barça, wie sie sich nach dem 2:2 im Hinspiel ja eher anbahnt, nicht wirklich unglücklich. Denn auch die Katalanen strahlen für Katar, und zwar gut sichtbar. Für 30 Millionen Euro im Jahr verkaufte man die Trikotbrust von Messi, Xavi & Iniesta - eine Premiere in der Geschichte dieses stolzen Vereins. Barça wollte sich davor nie von einem Sponsor vereinnahmen lassen. Nur Unicef durfte dort werben. Aber das war natürlich etwas ganz anderes, eine gemeinnützige Tat.

Nun tragen die Spieler auf ihren Herzen den geschwungenen Schriftzug der Qatar Foundation. Als Vereinspräsident Sandro Rosell diese Neuerung einst bekannt gab, fühlte er sich zur Beteuerung gedrängt, die katarische Stiftung investiere in Bildung und Kultur, sie helfe den Menschen. Ob er damit die Nasenrümpfer zu besänftigen vermochte, die das nicht eben demokratische Regime in Katar für einen problematischen Mäzen halten, ist unwahrscheinlich.

Doch Rosell hatte schlagendere Argumente, solche, die den vielen Mitgliedern des Vereins, seinen Wählern, noch eine Spur wichtiger erschienen: Er sagte nämlich, dass Barça ohne die Millionen aus dem Sponsoring seine billigen Jahresabonnements fürs Stadion nicht mehr leisten könne oder eben, alternativ, die eine oder andere Perle im Kader verkaufen müsse.

Da waren die Zweifel schnell verflogen. Der Wandel gilt als historisch und für manche immer noch als Sakrileg. In der Wirtschaftskrise, die auch den spanischen Fußball schröpft, schlägt nun mal niemand leicht Geld aus. Und da Barça trotz aller sportlicher Erfolge und trotz breiter Popularität noch immer große Schuldenberge vor sich herschiebt, waren moralische Überlegungen offenbar ein Luxus.

Barças Sorgen wegen der Schulden

Ab diesem Sommer gibt man nun auch die Fassade auf: Statt der Qatar Foundation wird dann Qatar Airways, die Fluggesellschaft des Emirats, ein durch und durch kommerzieller Sponsor also, auf den Trikots werben dürfen. Vorerst mal bis 2016.

Die verwandtschaftlichen Bande zwischen Barcelona und Paris sind so eng, dass man sich auch schon mal ein paar Gefallen tut. Im vergangenen Sommer etwa war Barça bereit, ohne Millionengage in Paris ein Freundschaftsspiel gegen den PSG auszutragen, wie die französische Sportzeitung L'Équipe berichtete, was sonst nicht die katalanische Art sei. Übertragen wurde das Spiel von BeIn Sport, dem Sportkanal von Al-Jazeera, der panarabischen Fernsehanstalt aus Katar. Da fließt also vieles gar wundersam zusammen.

Kleine Sticheleien gibt es aber selbst unter guten Verwandten. So glaubt man zum Beispiel in Paris, dass die Verletzung von Leo Messi am rechten Oberschenkel, die er sich im Hinspiel im Parc des Princes zugezogen hatte, in Wahrheit ein "großer Bluff" gewesen sei, wie es die Zeitung Le Parisien schrieb, um den PSG aus dem Konzept zu bringen. Ist es das tatsächlich?

Erst kurz vor Spielbeginn wollen Barcelonas Ärzte entscheiden, ob der Argentinier mitspielen kann. Offenbar besteht die Gefahr, dass sich Messis Blessur ohne Schonung in eine längere Verletzungsgeschichte verwandeln könnte, was man natürlich dringend verhindern möchte.

Verhandelt wird auch die These, wonach Messi zunächst auf der Bank Platz nehmen wird und nur dann eingewechselt würde, wenn es der Spielverlauf erforderte; wenn zum Beispiel PSG-Angreifer Zlatan Ibrahimovic seinen früheren Kollegen arg zusetzte, wenn das Weiterkommen in Gefahr geriete. Sonst spielt der jüngst gescholtene Cesc Fabregas die Rolle Messis als "falscher Neuner", als hängende Spitze.

Es ist seine Lieblingsposition. Im Meisterschaftsspiel am Samstag gegen Mallorca nutzte Fabregas Messis Absenz für den ersten Hattrick in seiner Karriere. Man gewann 5:0. Cesc gab sich trotzig triumphierend. Und bereit für den Showdown mit den Vettern aus Paris.

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