Barcelona besiegt Mailand:Messi und die Unwiderstehlichen

Der FC Barcelona lässt sich von einem Treffer durch Antonio Nocerino nicht beunruhigen und gewinnt verdient mit 3:1 gegen den AC Mailand. Lionel Messi hat die erste Chance des Spiels, er erzielt das erste Tor des Spiels, er erzielt das zweite Tor und ist auch am dritten Treffer beteiligt.

Johannes Aumüller

Milan-Angreifer Pato hatte bislang ja wirklich gute Erinnerungen an Barcelona. Er war es in der Vorrunde der laufenden Champions League gewesen, der dort schon nach 24 Sekunden ein Tor erzielte und somit durchaus Anteil am überraschenden 2:2 hatte.

Lionel Messi

Zwei Tore per Elfmeter: Lionel Messi vom FC Barcelona.

(Foto: AP)

Doch an diesem Dienstagabend war der Brasilianer das Symbol für die eindeutige Unterlegenheit gegen den großen Favoriten Barcelona. Nach knapp 70 Minuten wechselte ihn sein Trainer Massimiliano Allegri beim Stand von 1:3 aus Milan-Sicht ein - und bald darauf wieder aus. Pato, nach einer Verletzung erstmals seit Ende Februar wieder eingesetzt, war einfach nichts gelungen. Und weil auch keinem seiner Mitspieler mehr etwas gelang, blieb es beim 1:3 (1:2) - und Barça zog völlig verdient zum fünften Mal in Serie ins Halbfinale ein.

Zu viele Nachlässigkeiten

Barça-Trainer Josep Guardiola hatte mit seiner Aufstellung überrascht, indem er im Sturm den 20-jährigen Isaac Cuenca nominierte, der in dieser Saison erst zwei Tore erzielt hatte. Aber schon bald stellte sich heraus, dass es im Prinzip egal war, wen Guardiola für diese Position nominierte hatte.

Denn erstens spielt Barcelona oftmals ja ohne echten Stürmer, sondern es stößt immer wechselweise einer aus dem offensiven Mittelfeld nach vorne. Und zweitens, und das war noch wichtiger, agierte neben diesem Isaac Cuenca jemand, der mal wieder unter Beweis stellen wollte, warum ihn manche Enthusiasten den Außergalaktischen nennen - Lionel Messi.

Wer hatte die erste Chance des Spiels? Messi, als er in den Strafraum dribbelte und von halblinks mit links abzog (5. Minute). Wer hatte die erste große Chance des Spiels? Messi, als Cesc Fàbregas irre schnell eine Flanke von rechts auf den Argentinier abtropfen ließ und dieser nur knapp am linken Pfosten vorbeischoss (7. Minute). Und wer hatte die erste sehr große Chance des Spiels? Messi, als er völlig alleine auf Torwart Abbiati zustürmte, kurioserweise aber nicht abzog, sondern etwas ungenau auf den mitgelaufenen Xavi zurücklegte (10.).

Und vor allem: Wer schoss das erste Tor des Spiels? Messi, etwas unstandesgemäß zwar per Elfmeter (11.), aber immerhin hatte er den Strafstoß selbst herausgeholt. Nach seinem ungenauen Abspiel auf Xavi hatte er so schnell nachgesetzt, dass Milan-Abwehrspieler Luca Antonini ihm nur noch in die Beine rauschen konnte. Es war Messis 13. Tor dieser Champions-League-Saison - aber kurioserweise erst sein erster Treffer in einem Duell mit einem italienischen Team.

Mailand: Irgendwie ein Tor ergaukeln

Und der AC Mailand? Der näherte sich zwar in der Anfangsphase zweimal dem Barça-Tor, doch im Prinzip operierte er mit der erwarteten Taktik, die im Hinspiel zum 0:0 geführt hatte: tief stehen, erst spät angreifen und sich dann ab und an mal nach vorne wagen. Doch anders als in San Siro leistete sich Milan zunächst ein paar Nachlässigkeiten - und zudem presste Barcelona auch viel früher als im Hinspiel.

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Jubel nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich: Zlatan Ibrahimovic (Mitte) und Antonio Nocerino. Prince Kevin Boateng (rechts) jubelt mit.

(Foto: AFP)

Erst gegen Mitte der ersten Hälfte konsolidierte sich die Hintermannschaft der Italiener langsam, doch nach vorne schob sich die Mannschaft immer noch nicht. Denn sie wusste ja: lange dieses Ergebnis halten, Barça etwas einlullen und dann in der zweiten Hälfte irgendwie ein Tor ergaukeln - das würde schon ausreichen, um an diesem Abend weiterzukommen.

Doch so lange musste der Tabellenführer der italienischen Serie A dann gar nicht warten. Angreifer Zlatan Ibrahimovic, von dem man bisweilen annimmt, dass er das Wort abspielen gar nicht kennt, passte in die Spitze, Barças Mascherano hob das Abseits auf, und Antonio Nocerino markierte mit seinem ersten Champions-League-Treffer überhaupt das 1:1 (32.).

Doch noch ehe Barcelona nervös werden konnte, unterbrach bei einem Eckball der Gastgeber der niederländische Schiedsrichter Björn Kuipers plötzlich das Spiel - obwohl zunächst niemand so recht wusste, warum. Milans Routinier Alessandro Nesta hatte ziemlich kräftig am Trikot seines Gegenspielers Gerard Pique gezogen, weshalb es den zweiten Elfmeter der ersten Hälfte gab. Wieder trat Messi an, wieder schoss er so platziert wie beim ersten Versuch, diesmal allerdings in die andere, die rechte Ecke - und so stand es nach 42 Minuten 2:1.

Iniestas entscheidendes Tor

Doch anders als nach Messis erstem Tor schien es, als sei Barça nun mit Macht auf eine Zwei-Tore-Führung aus. Noch vor der Pause hatte der Argentinier eine sehr gute Gelegenheit zum 3:1, Abbiati konnte jedoch abwehren (44.). Kurz nach dem Seitenwechsel flog ein Freistoß von Xavi nur knapp am Tor vorbei. Und in der 53. Minute durfte Barcelona endlich ein drittes Mal jubeln: Ein abgeblockter Messi-Schuss von knapp außerhalb des Strafraumes landete bei Andres Iniesta, der alleine vor Abbiati stand und den Ball einschob.

Danach zeigte sich, warum Milans Kreativ-Potential als arg begrenzt gilt. Zwar bemühten sich die Italiener und raunte es noch zwei, drei Mal im Nou Camp, aber eine richtige Chance erarbeitet sich Milan nicht mehr. Stattdessen hätte Barcelona - unter anderem durch den eingewechselten Thiago Alcantara und, natürlich, durch Messi - noch mehrfach ein viertes Tor erzielen können.

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