Bahnrad:Titel Nummer elf

Bahnrad WM - Teamsprint

Erfolgreiches Trio: Miriam Welte, Rekord-Weltmeisterin Kristina Vogel und Pauline Sophie Grabosch (von links) mit ihren Goldmedaillen.

(Foto: Michael Deines/dpa)

Die Erfurterin Kristina Vogel avanciert bei der Weltmeisterschaft in Apeldoorn zur erfolgreichsten Athletin. Und widmet ihre jüngste Medaille einer speziellen Person.

Kristina Vogel konnte ihre Emotionen nicht mehr zurückhalten: Mit Tränen im Gesicht setzte sich die Erfurterin auf die Holzpiste, die deutsche Fahne um die Schultern drapiert. Später beim Interview-Marathon hatte die elfmalige Weltmeisterin im Bahnradfahren erneut feuchte Augen: "Diese Medaille widme ich Jochen Wilhelm. Ohne ihn würde ich hier nicht stehen", sagte Vogel nach dem Einzel-Sprint-Finale mit stockender Stimme. Der in der Szene als "Sprintprofessor" bekannte Wilhelm starb im vorigen Jahr, er gilt als Entdecker und erster Förderer Vogels.

Die kleine Sprinterin, sonst gern ein Party-Biest, ließ es nach dem elften WM-Titel ihrer Karriere erstaunlich ruhig angehen. "Es hat mich alles gekostet, diese Goldmedaille zu gewinnen. Es war sehr hart", sagte die 27-Jährige. Im Finale von Apeldoorn musste sie erst den Angriff aus dem eigenen Lager abwehren und dann in einer Neuauflage des Finales 2017 die Australierin Stephanie Morton 2:1 niederringen. "Kristina hat noch einmal alles in die Waagschale geworfen - wie immer, wenn es brenzlig wird", sagte Bundestrainer Detlef Uibel.

Mit dem Sieg im Sprint, durch den sie nun seit dem WM-Halbfinale 2016 ungeschlagen ist, schloss Vogel zur Australierin Anna Meares auf, die ebenfalls zwei Olympiasiege und elf WM-Titel in ihrer Vita hat. Niemand sonst hat mehr erreicht. "Daran denke ich jetzt nicht. Das muss noch sacken - dann schicke ich der Anna eine kleine Nachricht", sagte Vogel, die Meares zum WM-Finale bereits überholen könnte. Im Keirin tritt sie als Titelverteidigerin an.

Miriam Welte, seit Jahren im Schatten von Vogel, gelang wie 2014 in Cali das Double mit Gold im Teamsprint und im 500-Meter-Zeitfahren. "Ich habe mich nach den Olympischen Spielen von Rio vom Druck befreit, fahre nur noch aus Spaß, habe schon alles erreicht", sagte die 31-Jährige aus Kaiserslautern. Während das Erfolgsduo wie gewünscht lieferte, kamen Gold im Teamsprint und Platz drei im Sprint für Pauline Grabosch überraschend. "Pauline hat ein tolles Grundniveau. Technisch-taktisch braucht sie aber noch Zeit", sagte Uibel, der seine jüngste Fahrerin im Keirin schonte.

Neben den Sprinterinnen überzeugte auch der Cottbuser Maximilian Levy mit Bronze im Keirin und Platz vier im Sprint. Im Ausdauerbereich glänzten Männer- und Frauen-Vierer sowie Lisa Brennauer (Durach) in der 3000-Meter-Einerverfolgung mit deutschen Rekorden - Medaillen waren aber außer Reichweite. In den Massenwettbewerben wie dem olympischen Omnium und dem Madison der Frauen ist die Weltelite zurzeit ein großes Stück entfernt.

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