Autokorsos, Feuerwerk und Heiner-Brand-Bärte:Handballer und Fans feiern den WM-Sieg

Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft bis in den frühen Morgen gefeiert. Zuvor bejubelten tausende Fans die siegreichen Sportler auf dem Kölner Rathaushausmarkt.

Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft hat die deutsche Handball-Nationalmannschaft bis in den frühen Montagmorgen in ihrem Quartier im oberbergischen Wiehl gefeiert.

Zuvor waren die neuen Handball-Helden auf dem Kölner Rathausmarkt von rund 10.000 Fans begeistert empfangen worden. Mit schwarz-rot-goldenen Flaggen und Sprechchören jubelten sie dem Team von Bundestrainer Heiner Brand zu.

Frauen und Männer mit aufgeklebten Heiner-Brand-Bärten, ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer und zahlreiche Karnevalhits sorgten schon zwei Wochen vor dem Rosenmontagszug für Karnevalstimmung in Köln. Dementsprechend wurde auf den Weltmeister auch ein dreifaches "Kölle Alaaf" angestimmt. Gemeinsam mit den Fans machten die Weltmeister die La-Ola-Welle.

Stunden zuvor hatte die Mannschaft durch das 29:24 im Finale gegen Polen in der Kölnarena zum dritten Mal nach 1938 und 1978 den WM- Titel nach Deutschland geholt. 19.000 entfesselte Zuschauer feierten das Team in der Halle, als Kapitän Markus Baur die 30 Kilogramm schwere Trophäe in Empfang nahm.

Bevor die WM-Helden auf dem Kölner Rathausmarkt gegen 21.40 Uhr endlich den Balkon betraten, wurden die in der Kälte ausharrenden Fans mit immer neuen Wasserstandsmeldungen bei Laune gehalten. "Die Jungs sind in der Dusche", hieß es, dann wurde gesagt: "Jetzt sitzen sie im Bus." Die Fans antworten mit: "Wir wollen die Weltmeister sehen". Die Kölner Kultband Höhner versüßte den Fans die Wartezeit mit "Hey Kölle". Sänger Henning Krautmacher rief: "Das ist Wahnsinn, man hat das Gefühl, der Papst ist wieder in Köln."

"Wir werden feiern wie die Weltmeister"

Auf dem Rathausplatz hatten sich vor allem junge Fans versammelt, einige hielten Liebesbotschaften an Torwart Henning Fritz und Spielmacher Michael Kraus hoch. Köln erlebte mit der Jubelfeier für die Handball-Weltmeister den größten Empfang auf dem Rathausplatz seit 1978. Im gleichen Jahr, als auch die Handballer ihren bis Sonntag letzten Titel geholt hatten, war hier die die bisher letzte deutsche Meisterschaft der Fußballer des 1 FC Köln bejubelt worden.

"Es ist unglaublich, was hier mit unserer kleinen Sportart Handball passiert. Ich brauche noch einige Wochen, um das zu begreifen", meinte Trainer Brand, der beim letzten Titelgewinn 1978 als Spieler dabei war. Abwehrspezialist Oliver Roggisch kündigte nach dem Coup an: "Wir werden jetzt feiern wie die Weltmeister. Das ist nicht nur mit 24 Stunden getan. Dafür brauchen wir zwei Tage."

Nachdem sich die Spieler ins Goldene Buch der Stadt eingetragen hatten, machte sich die Mannschaft auf zum privaten Jubelmarathon im Mannschaftshotel in Wiehl. Auf einen Ausflug zu einem Fast-Food-Restaurant wie nach dem Viertelfinalsieg gegen Spanien wollte man verzichten. "Da sind wir abergläubisch, das wird seit 2002 nur nach Halbfinal-Einzügen gemacht", sagte ein Sprecher des Deutschen Handball-Bundes.

Merkel: "Beispiellose Hingabe und Leidenschaft"

Nicht nur in Köln auch in anderen deutschen Städten wurde der Titel mit Autokorsos und Feuerwerk gefeiert. Tausende Fans beim Public Viewing in ganz Deutschland zelebrierten eine Handball-Party nie gekannten Ausmaßes. Die Stimmung erinnerte an die Fußball-Weltmeisterschaft vor einem halben Jahr. "Die Fußball-WM war ein Sommermärchen, das ist nun ein Wintermärchen", sagte Fußball-"Kaiser" Franz Beckenbauer.

Von allen Seiten erhielt die deutsche Mannschaft Glückwünsche. "Sie und Ihre Jungs haben Millionen Deutschen mit einer beispiellosen Hingabe und Leidenschaft große Freude bereitet", schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel an Brand.

"Die deutsche Mannschaft hat eine fantastische Leistung in diesem Turnier geboten", sagte Bundestrainer Joachim Löw im Quartier der deutschen Fußball- Nationalmannschaft in Düsseldorf. "Das ist eine tolle Leistung. Ich habe das sogar aus London verfolgt", schickte auch Kapitän Michael Ballack Glückwünsche nach Köln.

Viel Zeit zum Ausruhen bleibt den deutschen Handball-Spielern nicht. Schon in wenigen Tagen stehen die nächsten Bundesliga-Spiele an.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: