Australian Open:Wie zwei Wochen im andalusischen Steinbruch

Rafael Nadal hat mehr mit Blasen als mit dem Gegner zu kämpfen, Maria Scharapowa glänzt in der Rolle der Nervensäge, Ana Ivanovic feierte eine wundersame Rückkehr in die Weltelite und der beste Imitator des Turniers heißt nicht Novak Djokovic. Ein Zwischenfazit der Australian Open.

Von Matthias Schmid

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Maria Scharapowa

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(Foto: dpa)

Rafael Nadal hat mehr mit Blasen als mit dem Gegner zu kämpfen, Maria Scharapowa glänzt in der Rolle der Nervensäge, Ana Ivanovic feierte eine wundersame Rückkehr in die Weltelite und der beste Imitator des Turniers heißt nicht Novak Djokovic. Ein Zwischenfazit der Australian Open. Von Matthias Schmid Nervensäge: Ans Aufhören hat sie natürlich nicht gedacht. Sie stand schließlich kurz vor ihrem bisher größten Triumph als professionelle Tennisspielerin. "Zum Ende des Matches hin wurde ich aber kurz richtig wütend", bekannte Dominika Cibulkova, "ich habe mit mir selbst gesprochen und mich gefragt: Warum macht sie das?" Vielleicht, weil die andere eben Maria Scharapowa war? Früher hat sich die Slowakin von diversen Spirenzchen beeindrucken lassen. Diesmal war es ihr egal, dass die Russin die Toilette aufsuchte, nachdem sie gerade erst von jener gekommen war. Oder Scharapowa prellte den Ball vor dem Aufschlag fast so lange, bis der Filz ab war. Genutzt hat das der Russin diesmal nichts. Scharapowa unterlag in drei Sätzen.

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Stanislas Wawrinka

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(Foto: AFP)

Der zweite Mann: "Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better." Die Worte des irischen Schriftstellers Samuel Becket stehen auf dem Unterarm von Stanislas Wawrinka. Sie erinnern ihn in jedem Moment an seine Lebensphilosophie: "Lass dich nicht entmutigen, egal, wie oft du scheiterst." Der 28-jährige aus der Schweiz ist ein richtig guter Tennisspieler. Doch aufgefallen ist das bisher kaum einem, weil er in seinem Heimatland der zweite Mann hinter dem Maestro Roger Federer ist. Im Viertelfinale der Australian Open bekommt er es nun mit Novak Djokovic zu tun. Im vergangenen Jahr lieferten sich die beiden ein episches Spiel. Der Serbe verwandelt schließlich nach 5:02 Stunden den Matchball zum 12:10 im fünften Satz. "Es wird wieder länger dauern", glaubt Djokovic' Trainer Boris Becker.

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Ana Ivanovic

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(Foto: REUTERS)

Wieder Weltklasse: Zwanzig Jahre jung war Ana Ivanovic, als sie vor sechs Jahren völlig überraschend die French Open gegen Dinara Safina gewann und zur Nummer eins in der Tenniswelt aufstieg. Seit diesem Triumph hat sie kein einziges Grand-Slam-Turnier verpasst, aber nur einmal noch - 2012 bei den US Open - die Runde der besten Acht erreicht. "Ich würde im Rückblick vieles anders machen", sagt die 26-Jährige. Noch bleibt ihr allerdings genügend Zeit, die vergangenen mageren Jahre vergessen zu machen. Mit einer wuchtigen Vorhand und einem unerschütterlichen Willen hat sie sich in der Weltspitze zurückgemeldet und in Melbourne die Weltranglistenerste Serena Williams in drei Sätzen besiegt. Ihre wundersame Reise muss noch nicht enden. Ivanovic trifft nun auf die Kanadierin Eugenie Bouchard.

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Roger Federer

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(Foto: Getty Images)

Alte Rechnung: 14:13 - so lautet die Bilanz zwischen Stefan Edberg und Ivan Lendl zugunsten des Schweden. Nach dem letzten Duell vor 22 Jahren bei den US Open werden sie sich nun wieder gegenüberstehen - in Gestalt ihrer Pennäler Roger Federer und Andy Murray. Im direkten Aufeinandertreffen führt der Schotte gegen den Schweizer mit 11:9 Siegen. Allerdings spielt Federer bisher in Melbourne, als wäre er nicht 32, sondern 22 Jahre alt. Edberg tut ihm gut und er hat im Achtelfinale gegen Jo-Wilfried Tsonga sogar das eine oder andere Mal nach dem Aufschlag den Punkt direkt am Netz abgeschlossen. Serve-and-volley nennt man das - diesen Spielstil hat Edberg in den achtziger Jahren perfektioniert.

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Grigor Dimitrov

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(Foto: dpa)

Imitator: Im Internet gibt es Filmchen, in denen sich Menschen darüber lustig machen, dass Grigor Dimitrov auf verstörende Art und Weise versucht, die Vorhand seines großen Idols Roger Federer exakt so zu spielen wie er. Auch die Bewegung beim Aufschlag ahmt der 22-jährige Bulgare, der in Melbourne erstmals das Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers erreichte, fast originalgetreu nach. Der Freund von Maria Scharapowa macht das wirklich ernsthaft. Im Unterschied zu Novak Djokovic. Der Serbe parodierte nach seinem Sieg gegen Fabio Fognini den Aufschlag seines Trainers Boris Becker, dass sogar der gedemütigte Leimener darüber lachen konnte.

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Rafael Nadal

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(Foto: AFP)

Fette Blase: Verletzung: Die Hand von Rafael Nadal sieht aus, als ob er mit bloßen Fingern zwei Wochen lang in einem andalusischen Steinbruch gearbeitet hätte. Dabei hat der Spanier nur drei Stunden und 17 Minuten Tennis gespielt. Die Partie gegen den Japaner Kei Nishikori war intensiver und länger als ursprünglich gedacht. 7:6 (7:3), 7:5, 7:6 (7:3) endete die Begegnung und man stellt sich hinterher nun die Frage, welcher Gegner hartnäckiger war: Nishikori oder die Blasen?

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