Ausrutscher bei Olympia:Das nächste verpatzte Gold

Südkorea bringt sich mit einem Wechselfehler um den Olympiasieg in der Short-Track-Staffel, ein Niederländer verfehlt Gold, weil ihn der Trainer in die falsche Bahn schickt.

F. Heckenberger

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Ungläubig starrten Südkorea Shorttracklerinnen hinüber zu den Konkurrentinnen aus China. Seit 1994 hatten nach jedem olympischen Staffelrennen über 3000 Meter die Südkoreaner über Gold gejubelt - doch nun gingen sie leer aus. Dabei hatten sie als Erste die Ziellinie überfahren, doch wegen eines Fehlers beim Wechseln wurden sie disqualifiziert. Aber der Fauxpas der Asiaten war nicht die erste "Panne" bei diesen Spielen.Foto: Reuters

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Einen Tag zuvor hatte der niederländische Eisschnellläufer Sven Kramer, Spitzname "Sven the Man", im olympischen 10.000-Meter-Rennen durch einen Wechsel-Fehler nicht nur sein zweites Olympia-Gold, sondern auch seine guten Manieren verloren. Unter Schimpfworten schubste er seinen Coach vom Eis: "Alles Scheiße. Jeder kann mal einen Fehler machen, aber das ist ein sehr teurer", polterte er. Was war passiert?

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Trainer Gerard Kemkers hatte Kramer mit einem falschen Wink in der 17. Runde den Weg in die Innenbahn gewiesen, obwohl Kramer außen hätte bleiben müssen. Der Eis-Millionär lief in der Siegerzeit von 12:54,50 Minuten und mit erhobenen Armen durchs Ziel - und wurde wegen des Spurwechsels disqualifiziert. "Es ist meine Schuld. Ich bin verantwortlich. Ich habe Rundenzeiten notiert, und als ich wieder hoch schaute, hatte ich einen Blackout", räumte der Coach nach dem bei Olympia bislang einmaligen Fall kleinlaut ein.Foto: AFP

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Das konnte seinen Schützling allerdings nicht trösten. "Das war der schlimmste Moment in meinem Leben, meine Welt ist zusammengebrochen", sagte der Trainer und sprach vom "größten Unglück in der Geschichte des niederländischen Eisschnelllaufs". Der niederländische TV-Sender NOS sah das ähnlich und sendete den Bericht über den Vorfall unter der Schlagzeile "Drama des Jahres" hinaus in die geschockte Eislaufnation.Foto: dpa

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Doch auch Deutschland blieb von Missgeschicken rund um das 10.000-Meter-Rennen auf dem olympische Eisoval in Richmond nicht verschont: Eisschnellläufer Patrick Beckert verpasste einen Start als Nachrücker - angeblich weil er sein Handy nicht eingeschaltet hatte und dewegen nicht informiert werden konnte. "Soll ich nicht vorsichtshalber doch zum 10.000-Meter-Rennen ins Oval fahren?", habe er morgens noch gefragt, erzählt Beckert der dpa. Die Antwort der Organisatoren: "Nein, nicht nötig. Du bist vierter Nachrücker, die Chance ist gleich null." Wenig später meldete sich der Italiener Enrico Fabris wegen einer angeblichen Erkrankung eine Stunde vor dem Startschuss ab. Die Organisatoren fragten bei den ersten Nachrückern Johan Röjler (Schweden), Mathieu Giroux (Kanada) und Dmitri Babenko (Kasachstan) nach. Alle drei lehnten aus zeitlichen Gründen ab ...Foto: Getty

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... Patrick Beckert machte gerade einen Spaziergang, als der deutsche Teamchef Helge Jasch gefragt wurde, ob Beckert als vierter Nachrücker starten könne. Der Läufer aber war nicht erreichbar: "Ich hatte mein Handy auf lautlos gestellt." Über einen Teamkollegen erreichten die Trainer Beckert schließlich - doch es ist zu spät. Trainer Stephan Gneupel sagt: "Wie hätte er denn so kurzfristig laufen sollen? Er hätte sich die Schlittschuhe im Auto anziehen müssen und wäre ohne eine Einlaufrunde in einen olympischen Wettkampf gegangen. Auf so etwas ist niemand vorbereitet."Foto: dpa

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Andrea Henkel war bei der Biathlon-Staffel der Frauen zwar pünktlich am Start, verlor allerdings auf der Strecke zweitweise die Orientierung. Die Deutsche wurde in der Anfangsphase des Rennens plötzlich langsamer, schaute sich immer wieder irritiert um und fragte schließlich Funktionäre am Streckenrand, ob sie in der richtigen Spur sei. "Simone Hauswald hatte meine Stöcke mit zum Interview genommen, bevor ich auf die Strecke ging", erklärte Henkel später: "Also bin ich losgerannt und habe sie noch geholt. Dann, auf der Strecke, war ich verwirrt." Der deutsche Trainer Uwe Müßiggang fügte hinzu: "Andrea war sich nicht sicher, ob sie noch richtig ist. Sie hat sich umgedreht und geschaut, ob noch jemand kommt und war schon fast dabei umzukehren." Das tat sie zum Glück nicht - und so reichte es den deutschen Frauen noch zu Bronze.Foto: dpa

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Ein Problem mit der olympischen Waage hatte Bobpilot Wolfgang Stampfer: Der Österreicher wurde wegen Übergewichts disqualifiziert. Das Gewicht des Bobs mit Besatzung darf höchstens 390 Kilogramm betragen, die Gewichtsgrenze für das Gefährt allein liegt bei 170 Kilogramm. Bei Stampfer und seinem Anschieber Jürgen Mayer zeigte die Waage 390,5 Kilo. Das Gewichtsproblem trat auf, weil Stampfers eigentlicher Anschieber Martin Lachkovics verletzt ausfiel. Als Ersatzmann sprang Jürgen Mayer ein, der wiegt allerdings 13 Kilogramm mehr.Foto: Getty

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Bei der Panne des Eiskunstläufers Nobunari Oda drückten die Kampfrichter dagegen ein Auge zu. Während seiner Kür riss dem Japaner der Schürsenkel, woraufhin ihm die Jury eine Pause von drei Minuten gestattete. Oda konnte notdürftig die Schnürung seines Schuhs flicken, kam allerdings nicht um den vom Reglement vorgeschriebene Abzug zweier Punkte herum. Dabei passte die Slapstick-Einlage eigentlich gut in sein Programm: Das trug den Namen "Charlie Chaplin".Foto: dpa

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Den Eismaschinen auf dem Olympic Oval war eigentlich nur die Rolle der Pausenfüller und Lückenbüßer zugedacht. Doch als die Maschinen mit den lustigen Maskottchen auf der Seite in der ersten Woche der Spiele konstant Wasser verloren und die Eisoberfläche in eine Kraterlandschaft verwandelten, standen sie plötzlich im Mittelpunkt und die Wettbewerbe im Eisschnelllauf zwischenzeitlich vor der Absage. Auf einer Bahn, die eher einem zugefrorenen See, denn einem olympischen Oval glich, fanden die Rennen aber schließlich statt.Foto: dpa

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Die lustigen Eismaschinen namens "Olympia" bekommen nun Verstärkung. Aus dem Nachbarland USA wurde eine altbewährte Maschine namens "Zamboni" eingeflogen. Das Publikum nimmt die ganze Aufregung gelassen: Jede Runde der Eismaschinen wird mittlerweile mit Applaus und La Ola begleitet.Foto: AP

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Das Hin und Her brachte auch die ARD etwas aus dem Konzept: Der 500-Meter-Eisschnelllauf der Männer, der wegen des Chaos in der Halle mit 90 Minuten Verspätung begann, wurde als Aufzeichnung gesendet, dennoch mit "Live" in der Bildschirm-Ecke gekennzeichnet. "Ein Mitarbeiter hat auf den falschen Knopf gedrückt", sagte ARD/ZDF-Teamchef Wolf-Dieter Jacobi zu der Panne. Von einem Etikettenschwindel wollte er nicht sprechen: "Wir gehen volles Risiko, zeigen jeden Tag 18 Stunden. Wenn da mal zwei oder drei Fehler passieren, ist das eine Super-Quote."Foto: dpa

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Die Technik sorgte auch am Biathlon-Start für Verwirrung. Anna Carin Olofsson-Zidek wurde bei ihrer Aufholjagd behindert, nachdem sie wegen Problemen mit der Startschranke zu spät auf die Loipe gelassen wurde. Schwedens Verband legte daraufhin beim Weltverband IBU Protest gegen die Wertung des Rennens ein, zog diesen wenig später aber wieder zurück. Die IBU hatte noch während des Wettkampfes mit einer Zeitgutschrift von 15 Sekunden reagiert und sich zudem entschuldigt.Foto: AP

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Bei den Männern dagegen sorgte das Wetterchaos in Whistler für fragwürdige Verhältnisse. Die Loipe wurde durch den Schnee fast unbegehbar, der Wind machte kontrolliertes Schießen unmöglich. Christoph Stephan landete als bester Deutscher auf Platz 19, der dreimalige Olympiasieger Michael Greis wurde 21. "Das Rennen wurde über die Startnummern entschieden", sagen Experten in so einem Fall gerne.Foto: AP

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Die unendliche Geschichte dieser Spiele wird in den Alpindisziplinen geschrieben und trägt den Namen: "Verregnet, verschneit, verschoben". Verlegt wurden bislang: die Abfahrt der Männer und der Frauen, die Super-Kombination (bei den Männern von Samstag auf Dienstag und von dort auf Sonntag, bei den Frauen von Dienstag auf Donnerstag), der Riesenslalom der Männer von Sonntag auf Dienstag, diverse Trainings- und Qualifikationsläufe wurden verlegt, aufgeteilt oder gestrichen.Foto: dpa

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Für viele Sportler der Höhepunkt ihrer Karriere, ist Olympia für Lindsey Jacobellis keine Veranstaltung, an die sich aus sportlicher Sicht gerne erinnert: 2006 in Turin vergab die US-Amerikanerin im Snowboard-Cross den Sieg, als sie am letzten Sprung der Strecke einen Trick zeigte und stürzte, statt direkt ins Ziel zu fahren. In Vancouver wiederholte sich die Geschichte beinahe: Bis zum Halbfinale dominierte die Favoritin die Konkurrenz, leistete sich dann aber einen Fahrfehler und schied aus. Ihr Selbsvertrauen hat Jacobellis nicht verloren. "Wenn Leute an Snowboarden denken, dann denken sie an mich", sagte sie im Ziel.Foto: Reuters

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Wenn Leute an Robin Szolkowy denken, dann denken sie derzeit leider als Erstes an einen Sturz. Der Chemnitzer stürzte während der Kür beim Doppel-Axel, was ihn und seiner Partnerin Aljona Savchenko wohl den Sieg kostete.Foto: Reuters

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Ein wenig sah auch der vogelwilde Abfahrtslauf von Robbie Dixon nach Eiskunstlauf aus. Der Kanadier, der in Whistler wohnt, überschätzte sich auf seiner Hausstrecke ein wenig und wirbelte mit fliegenden Stöcken und Skiern die Piste hinab. Das konnte nicht gutgehen. Ging es auch nicht. Nun soll an der gefährlichen Strecke nachgebessert werden.Foto: ap

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Versprecher (I): Oberbürgermeister Christian Ude sagte bei der Vorstellung des Münchner Konzepts vor der Weltpresse in Vancouver, beim Oktoberfest habe es "niemals" einen ernsthaften Vorfall gegeben. Am 26. September 1980 waren bei einer Bombenexplosion direkt am Eingang der Wiesn allerdings 13 Menschen ums Leben gekommen und 211 zum Teil schwer verletzt worden. Ude entschuldigte sich anschließend für den Fehler. Eine Änderung im Manuskript soll Schuld gewesen sein.Sport: dpa

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Versprecher (II): Der schwedische Biathlet Björn Ferry, Olympiasieger in der Verfolgung, sagte vor dem ersten Rennen: "Von mir aus könnte es bei allen Dopingurteilen gerne die Todesstrafe geben oder mindestens wiederholte Schläge auf die Eier." Ferry, der 2009 Morddrohungen erhalten hatte, weil er russische Dopingsünder hart kritisiert hatte, ist für sein loses Mundwerk bekannt. Nachdem seine Aussagen für großen Wirbel sorgten, ruderte er zumindest etwas zurück: "Natürlich kann man keinen erschießen, das ist mir klar. Aber wir müssen viel härtere Strafen haben."Foto: dpa

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Fälschungen, Frust und Wucher - das Thema Tickets wird bei den Olympischen Winterspielen zum Dauer-Ärgernis. Der Schwarzmarkt-Handel in Vancouver blüht, auch für die regulären Karten werden bei Internet-Anbietern teilweise astronomische Preise aufgerufen. Zu allem Überfluss haben die Organisatoren schon 28.000 Tickets für Wettbewerbe am Cypress Mountain aus Sicherheitsgründen für ungültig erklärt. Die Tribünen waren nicht sicher.Foto: dpa

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Fast schon wieder vergessen: Bei der Eröffnungsfeier fuhr eine Säule bei der Entzündung des Feuers nicht aus dem Boden. Gute Nachricht: die Flamme, sie brennt trotzdem - immer noch. Und die Sportler, Zuschauer und Funktionäre lassen sich von all den kleinen Missgeschicken nicht - oder nur kurz - die Laune verderben. Sogar das IOC, ansonsten nicht gerade als großer Freund des Humors bekannt, kann sich über die Pannen amüsieren - wenn auch nur in trockenem Funktionärssprech: "Es wird bei Problemen in der Regel binnen 24 Stunden für Abhilfe gesorgt", sagt IOC-Exekutiv-Direktor Gilbert Felli: "Das ist eine sehr hohe Qualität."Foto: dpa

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