Augsburg:Zwei Jahre Wartezeit

FC Augsburg v Borussia Moenchengladbach - Bundesliga

Im Sommer gehört Alfred Finnbogason, 27, zur ersten isländischen Nationalelf, die bei einer Europameisterschaft antritt. Bis dahin "will ich mich hier durchsetzen".

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Alfred Finnbogason überzeugt beim 2:2 gegen Gladbach. Im Sommer gehört der 27-Jährige zur ersten isländischen Nationalelf, die bei einer Europameisterschaft antritt.

Von Kathrin Steinbichler

Diese wenigen Zentimeter, die ihm kurz vor dem Abpfiff zum perfekten Heimdebüt gefehlt hatten, ärgerten Alfred Finnbogason am Sonntag nicht lange. Hätte sich der isländische Nationalstürmer jedes Mal in seiner Karriere über eine vergebene Chance aufgeregt, er hätte wohl keinen Spaß mehr an seinem Beruf. Schließlich ist der Mann aus Reykjavik mit 27 im besten Fußballeralter - den richtigen Verein aber, zu dem er passt und der zu ihm hält, den hatte er bisher nicht gefunden. Vielleicht hätte er sich vor zwei Jahren in dieser sommerhellen Nacht von Reykjavik besser für das unbedarfte Augsburg entscheiden sollen, anstatt dem Lockruf Spaniens zu erliegen.

"Ich wollte ihn damals schon haben", sagt Markus Weinzierl über den neuen Angreifer des FC Augsburg, der am Sonntag beim 2:2 (0:1) gegen Mönchengladbach per Kopf zum 1:1-Ausgleich traf und in der Nachspielzeit noch einen Pfostentreffer landete. Es war Finnbogasons erstes Tor im zweiten Spiel für den FCA, und Mittelfeldspieler Dominik Kohr hatte den Eindruck: "Das funktioniert richtig gut mit den dreien da vorne." Endlich hat der FCA neben Raul Bobadilla und Caiuby - dem das zwischenzeitliche 2:1 gelang - wieder einen ernst zu nehmenden Angreifer in vorderster Front.

Schon 2014 war Weinzierl mit FCA-Manager Stefan Reuter nach Island geflogen, um Finnbogason persönlich vom Wechsel zu überzeugen. Nach zwei mühevollen Jahren in Belgien lief der Stürmer damals für den niederländischen SC Heerenveen auf, für den er in zwei Spielzeiten 53 Tore schoss. Prompt warb neben dem FCA auch Real Sociedad San Sebastian um ihm, und "gegen die Spanier hatten wir damals keine Chance", erzählt Weinzierl.

Finanziell nicht, vom Wohlklang des Vereinsnamens her nicht, auch das Wetter spielte wohl eine Rolle. Seit diesem Sonntag aber sind das für Finnbogason Nebensächlichkeiten, und der FCA hat sich durch seine Europa-League-Auftritte international einen Namen gemacht. Finnbogason wittert die Chance, die sich ihm in dieser Rückrunde bietet, nachdem er sich im Winter zu einer Ausleihe zu den Schwaben entschlossen hatte.

Denn nachdem es bei San Sebastian nicht wie gewünscht lief, verliehen die Spanier ihn zu Champions-League-Teilnehmer Olympiakos Piräus. Die griechische Liga aber, findet Finnbogason, bringt ihn vor der ersten Europameisterschafts-Teilnahme mit Island nicht weiter: "Wenn du in Griechenland bei einem der Topklubs spielst, gewinnst du 3:0, 4:0, es geht nur um die Höhe. Die Bundesliga hat mehr Tempo und viel mehr gute Spieler, hier musst du um die Erfolge kämpfen. Es ist eine Umstellung, aber ich will mich hier durchsetzen."

In der Europa League war Finnbogason nicht spielberechtigt, schon beim Kellerduell in Hoffenheim am Mittwoch (20 Uhr) aber wird Weinzierl wieder auf ihn setzen. Die zwei Jahre des Wartens haben sich offenbar gelohnt. Für beide Seiten.

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