Augsburg verliert schon wieder:Tief im Abstiegsstrudel

Mainz Markus Weinzierl Trainer FC Augsburg FSV Mainz 05 vs FC Augsburg Fussball 1 Bundesliga

Begehrt: Augsburgs Trainer Markus Weinzierl.

(Foto: Eibner/imago)

Der FCA hilft durch eklatante Fehler in der Defensive kräftig mit, die Partie in Mainz mit 2:4 zu verlieren. Diskussionen um die Zukunft von Trainer Weinzierl sorgen für weitere Unruhe.

Von Tobias Schächter, Mainz

Marwin Hitz wirkte, als müsse er sich zurückhalten. "Gefühlt haben wir heute zehn Riesen-Chancen zugelassen", sagte der Torhüter des FC Augsburg. Der Schweizer war noch einer der besten Augsburger in Mainz gewesen. Auch wenn Hitz die Mehrzahl der Großchancen der zielstrebigen Gastgeber vereiteln konnte - er musste bei der 2:4 (2:2)-Pleite zu oft den Ball an sich vorbei ins Netz lassen. Nur ein Sieg in der Rückrunde und sechs sieglose Spiele hintereinander stehen nun in der Bilanz der bayerischen Schwaben, die immer tiefer in den Abstiegsstrudel geraten. Vor allem die Art und Weise, wie einfach die Augsburger Abwehr es dem Gegner machte, Tore zu erzielen, gibt wenig Anlass zur Hoffnung, dass diese Elf sich schnell stabilisiert. Holt die mit 27 Punkten noch punktgleiche TSG Hoffenheim am Sonntag im Heimspiel gegen den 1. FC Köln einen Zähler, fällt Augsburg auf Relegationsrang 16 zurück.

"Die Situation ist nicht leicht", sagte Hitz. Als Erklärung für den immer größer werdenden Leistungsabfall lässt der Keeper die traumhaften Europapokalspiele und das Aus in der Europa-League gegen den FC Liverpool nicht gelten. "Ich kann das nicht mehr hören", ätzte er, "das ist schon so lange her, ich kann mich gar nicht mehr erinnern." Das war gewiss übertrieben, doch ganz nüchtern musste man am Samstag einfach konstatieren: "So gewinnt die Mannschaft keine Spiele." Diesen Satz sagte Trainer Markus Weinzierl, der die vielen "individuellen Fehler" bei den Gegentreffern anprangerte. "Wir gehen in Führung und bekommen trotzdem keine Sicherheit, weil wir schlecht verteidigen. Wir haben kräftig mitgeholfen, dieses Spiel zu verlieren."

Naive Verteidigung der Augsburger

Sorgen bereiten den Augsburgern aber nicht nur groteske Fehlleistungen einzelner, wie die von Innenverteidiger Jeong-Ho Hong beim 1:2 von Pablo de Blasis (24.). Der Südkoreaner fiel einfach um und passte den Ball im Fallen wie zu einer Vorlage zum Torschützen. Viel mehr noch ist auffällig, dass der Mannschaft immer mehr jene Kompaktheit abgeht, die sie noch in der Vorsaison und auch lange in der Vorrunde auszeichnete. Viel zu groß waren die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen und viel zu einfach konnten sich die Mainzer ohne Gegenwehr bis zum Torabschluss durchkombinieren. Beim 1:1 durch Christian Clemens (13.) spielte der Mainzer Rechtsaußen Doppelpass mit Yunus Malli wie im Training. Und beim entscheidenden 4:2 (76.) nutzten die Mainzer einen Konter nach einem Eckball für den Gegner in einer 3:1-Überzahlsituation gnadenlos aus.

Gegen die in der Abwehr nicht sattelfesten Mainzer nahmen sich die Augsburger durch ihre naive Verteidigung relativ früh die Chance auf einen Auswärtspunkt. Im kommenden Heimspiel bei Kellerkonkurrent Werder Bremen muss Augsburg zudem wichtige Ausfälle verkraften. Neben dem verletzten Kapitän Paul Verhaegh, der wegen einer Muskelverletzung schon in Mainz fehlte, werden gegen Bremen auch Markus Feulner - Verhaeghs Vertreter auf der Rechtsverteidiger-Position - und Offensivspieler Ja-Cheol Koo fehlen: Beide kassierten ihre fünfte gelbe Karte und sind so für die nächste Partie gesperrt.

Posse um Weinzierl: Wer sagte wem ab?

Für Unruhe sorgen in Augsburg auch Spekulationen um einen möglichen Abgang Weinzierls. In der Leipziger Volkszeitung wurde der Vorstandsvorsitzende des Zweitligaaufstiegsfavoriten RB Leipzig, Oliver Mintzlaff, am Samstag mit folgenden Worten zitiert: "Ich habe gestern Abend mit Roman Grill, dem Berater von Markus Weinzierl, telefoniert und abgesagt." Ob das so stimmt? Zuvor hatte Sport1 berichtet, dass vielmehr Weinzierl den Leipzigern abgesagt habe, weil er nicht unter dem fordernden RB-Manager Ralf Rangnick, derzeit in Personalunion auch Trainer, arbeiten wolle. Weinzierl selbst erklärte am Samstag, er "habe sich nicht mit Leipzig beschäftigt".

Wie auch immer: Gut tun dem FCA solche Gerüchte und Spekulationen nicht, zumal Weinzierl, 41, immer wieder auch mit Gladbach und Schalke in Verbindung gebracht wird. Weinzierl selbst will sich auf die kommenden Aufgaben mit seiner Mannschaft konzentrieren, er sagt: "Wir werden in Ruhe weiterarbeiten, dann werden wir das auch hinkriegen." Er meinte den Klassenerhalt, an dem seit Samstag immer größere Zweifel bestehen.

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