Augsburg:Später Ausgleich

Augsburg traut sich jetzt sogar, das Spiel zu machen. Aber weil Hertha BSC in der Nachspielzeit noch das 1:1 gelingt, verpasst der FCA den Sprung auf Rang vier.

Von Sebastian Fischer, Augsburg

20 Minuten waren gespielt, als dem Verteidiger Martin Hinteregger eine verwegene Idee kam. Hinteregger, 25, ist bislang beim FC Augsburg eher als konservativer, rustikaler Verteidiger in Erscheinung getreten. Doch nun lief er durch die gegnerische Hälfte, er hatte den Ball am Fuß, er musste gestalten. Und als er sah, dass vor ihm der Stürmer Alfred Finnbogason einen Laufweg in die Spitze startete, da holte Hinteregger mit dem linken Bein aus und schlug: einen Außenristpass. Dieses Stilmittel ist im Fußball eigentlich den Künstlern vorbehalten. Man durfte es durchaus als Anzeichen eines neuen Selbstverständnisses interpretieren, dass beim FC Augsburg jetzt auch die Hintereggers zu zaubern versuchen.

Hintereggers Pass landete beim Gegner. Und weil noch ein paar weitere Kleinigkeiten fehlschlugen am Sonntagabend, trennte sich der FCA nur 1:1 von Hertha BSC. Die Mannschaft von Trainer Manuel Baum, als Abstiegskandidat gestartet, ist als Siebter trotzdem weiter das Überraschungsteam der Hinrunde. Mit einem Sieg wäre Augsburg allerdings Vierter gewesen. Baum thematisiert es nicht so gerne, dass sich sein Team den Europapokal-Rängen nähert. Hinteregger schon. Er bekannte in der Stadion-Zeitschrift, die Tabelle "immer nur von oben" anzuschauen. 2018, sagte er, würde er gerne die Schlagzeile lesen, mit dem FCA den Einzug in die Europa League zu feiern. In der Saison 2014/2015, als Augsburg dies erstmals in der Vereinsgeschichte gelang, hatte der FCA nach der Hinrunde 27 Punkte. Nun sind es nach 15 Spielen 23.

Doch es fehlten nur ein paar Sekunden und es wären 25 gewesen. Gegen Berlin war nicht nur an Hintereggers versuchtem Kunstwerk zu sehen, dass der FCA mit dem Verlust der Außenseiterrolle in eine neue fußballerische Verantwortung hineinwächst: Augsburg war gezwungen, das Spiel zu machen. Eigentlich sind schnelle Konter die Stärke der Mannschaft, kein Team in der Liga ist darin erfolgreicher. Augsburg war besser als die auf Sicherheit bedachten Berliner. Caiuby und Ja-Cheol Koo vergaben in der Anfangsphase beste Chancen, Marcel Heller traf nach 33 Minuten die Latte. Kurz vor der Pause verfehlten Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw und Michael Gregoritsch aus aussichtsreichen Positionen das Tor.

Der überfällige Treffer fiel nach 74 Minuten, Linksverteidiger Philipp Max schlug einen Eckball in den Strafraum, es sollte seine achte Torvorlage der Saison werden. Herthas Torwart Rune Jarstein sprang unter dem Ball hindurch, am langen Pfosten wartete Caiuby. Der Angreifer hatte zuvor bereits mehrere Chancen vergeben, nun wuchtete er den Ball ins Netz. Durchs Stadion ging kurz ein Schrei, der nach Champions League klang. Doch in der Nachspielzeit traf der eingewechselte Salomon Kalou nach einem Eckball zum Ausgleich für die Hertha. Martin Hinteregger, der berüchtigte Zweikämpfer, konnte es auch nicht verhindern. "Wenn du die Wurst schon vor der Nase hast, und dann wird sie dir weggezogen, das ist schon blöd", sagte der Trainer Baum.

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