Augsburg sieht sich im Aufwind -:3:3 gewonnen

Ein 0:2 aufgeholt, ein 3:2 verspielt. Dennoch weigern sich die Augsburger, das Remis als Rückschlag zu werten. Stattdessen erkennen sie im turbulenten Spiel lieber Parallelen zur starken Vorsaison.

Von Maik Rosner, Augsburg

Mucksmäuschenstill war es geworden, mitten hinein in die Feierlichkeiten eines Großteils der 27.200 Zuschauer in der Augsburger Arena. Die dritte Minute der Nachspielzeit hatte das abrupte Verstimmen der Freudengesänge ausgelöst. Jene letzte Aktion, mit der Yoshinori Muto sein drittes Tor in diesem Spiel erzielt hatte. Die Pointe dieser hin und her wogenden Partie hatte dem FC Augsburg also einen ähnlich betrüblichen Ausgang eingebracht wie schon viele Auftritte in dieser Saison zuvor. Doch die Augsburger weigerten sich nach dem 3:3 (1:2) gegen den FSV Mainz 05 beharrlich, den in letzter Sekunde verpassten zweiten Heimsieg als Rückschlag zu werten.

"Das ist natürlich unheimlich ärgerlich, aber wir können darauf aufbauen", sagte Trainer Markus Weinzierl. Schließlich sei ja zu erkennen gewesen, "dass die Mannschaft will und intakt ist". Und auch seine Spieler deuteten das späte Unentschieden und den Verbleib auf dem letzten Tabellenplatz nicht als Fortsetzung der bisher so wenig zufriedenstellenden Saison. Sondern vielmehr als Fortschritt, trotz des Schlussakkords in Moll. "Wir haben solche Spiele auch schon verloren. Jetzt haben wir immerhin einen Punkt geholt", befand der eingewechselte Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker.

FC Augsburg v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Schnell und wuchtig im Spiel: Raul Bobadilla belebt das Augsburger Spiel nach seiner Einwechslung und jubelt über den vermeintlichen Siegtreffer.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Mit Willen und Wucht das Spiel gedreht

Die auf den ersten Blick erstaunliche Auslegung des unglücklichen Ausklangs eines turbulenten Spiels war durchaus nachvollziehbar. Denn Augsburg hatte durch Paul Verhaegh per Foulelfmeter (42.) und Ja-Cheol Koo (50.) ja nicht nur den Rückstand durch die ersten beiden Tore Mutos (18./30.) ausgeglichen, sondern die Partie zwischenzeitlich gar komplett gedreht, weil Raul Bobadilla auch noch das 3:2 (81.) gelungen war. Vor allem aber hatte das Auftreten von Weinzierls Mannschaft endlich wieder an den Willen und die Wucht der Vorsaison erinnert, die der FCA mit dem fünften Tabellenplatz und dem Einzug in die Europa League gekrönt hatte.

"Ein glücklicher Punkt hinten raus", räumte der Mainzer Trainer Martin Schmidt ein und stellte umgehend einen Antrag auf ein künftig weniger nervenaufreibendes Spiel seiner Mannschaft in Augsburg nach einer "emotionalen Berg- und Talfahrt", wie er sie nun zum wiederholten Male erlebt hatte. "Nächstes Mal bitte weniger turbulent", bat Schmidt. Der Schweizer geht offenbar davon aus, dass man sich in der kommenden Saison wieder in der ersten Liga begegnet. "Wir haben nicht gespielt wie ein Tabellenletzter", stimmte Augsburgs Linksverteidiger Markus Feulner zu, "ich denke, dass man über 90 Minuten die Augsburger gesehen hat, die man aus der letzten Saison kennt."

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Augsburg macht das Spiel, Mainz die ersten Tore

Es hatte sich in der Tat eine Begegnung entwickelt, in der zunächst alles für den FC Augsburg sprach. Mit einer Ausnahme, und da es sich dabei um die Tore handelte, steuerte Weinzierls Elf rasch auf die wohl unnötigste ihrer ohnehin schon zahlreichen unnötigen Niederlagen dieser Saison zu. Nahezu 80 Prozent Ballbesitz und einigen guten Chancen, darunter Feulners Lattentreffer, standen ja die beiden ersten Mainzer Tore durch den Japaner Muto gegenüber. Ein grotesker 0:2-Rückstand also, der allerdings auch deshalb zustande gekommen war, weil Augsburg vorne wie hinten wieder einmal dem Phänomen der mangelnden Konsequenz erlegen war. "Wir haben uns vorgenommen, Augsburg den Ball zu überlassen und auf Konter zu setzen", erklärte Niko Bungert die Mainzer Taktik, "das hat perfekt geklappt."

Es passte zu diesem kuriosen Spielverlauf, dass Augsburg ein wenig Unterstützung durch den Schiedsrichter Marco Fritz benötigte, um trotz der klaren Überlegenheit zu einem Tor zu kommen. Die Hilfe kam in Form eines fragwürdigen Handelfmeters daher, nachdem der Mainzer de Blasis den Ball bei abgewandtem Körper an der Strafraumgrenze unabsichtlich mit der Hand abgelenkt hatte. Augsburgs Kapitän Verhaegh scherte sich nicht darum und verwandelte sicher.

Es war, als wecke dies die alten Augsburger Lebensgeister und Qualitäten, zu denen ja die regelkonforme Rauflust in den Erfolgsjahren zweifelsohne zählte. Mit der Folge, dass der FCA nach der Pause rasch das 2:2 durch Koos Direktabnahme nach Caiubys Flanke nachlegte. Und weil Bobadilla nach Caiubys Zuspiel auch noch das 3:2 folgen ließ, schienen sich die Augsburger einen doppelt wichtigen Sieg zu landen. Doch dann kam Mutos dritter Streich, und der FCA war durch die letzte Aktion wieder mittendrin in seiner schwierigen aktuellen Saison.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: