Augsburg gegen Gladbach:Engagement und Effizienz trennen sich Unentschieden

FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach

Mönchengladbachs Torwart Marc-Andre ter Stegen kann dem Ball von Arkadiusz Milik nur noch hinterherschauen.

(Foto: dpa)

Viele haben den FC Augsburg in dieser Saison auf der Rechnung: als sicheren Abstiegskandidaten. Nun zeigen die Schwaben jedoch, dass sie mittlerweile auch mit einer Mannschaft wie Borussia Mönchengladbach mithalten können. Beim 2:2 im eigenen Stadion wäre sogar noch mehr drin gewesen.

Von Lisa Sonnabend, Augsburg

Erst sechs Bundesligaeinsätze hat er absolviert, doch dafür ist er ganz schön forsch. Borussia Mönchengladbach könne nicht nur schönen Fußball spielen, befand der junge Mittelfeldspieler Christoph Kramer vor der Partie am Freitagabend. "Sondern wir können auch kratzen, beißen, rennen. Und das wollen wir in Augsburg zeigen."

Dass Gladbach schöne Spielzüge beherrscht, hat der Verein in dieser Saison tatsächlich schon bewiesen - zumindest im eigenen Stadion. Alle drei Heimspiele gewann das Team von Lucien Favre, auswärts gingen allerdings alle Partien verloren. Da fehlten manchmal Biss und Laufbereitschaft. Gegen Augsburg hat es nun für keinen Sieg, aber immerhin für ein 2:2 (1:1) gereicht. Augsburg war dabei die engagiertere Mannschaft, Gladbach die effizientere.

Favre musste am Freitagabend auf den angeschlagenen Kapitän Filip Daems und den erkälteten Amin Younes verzichten. Granit Xhaka fehlte gesperrt, da er die reife Leistung vollbracht hatte, bereits im sechsten Bundesliga-Spiel seine fünfte gelbe Karte gezeigt zu bekommen. Augsburgs Trainer Markus Weinzierl setzte wieder auf Mittelfeldspieler Tobias Werner statt auf Raphael Holzhauser, der zwei Tore beim Erfolg im DFB-Pokal gegen Münster beisteuerte - obwohl er am Ohr blutete und einen Kopfverband umgebunden bekam.

Gladbach zeigte sich tatsächlich bereits in der fünften Minuten von einer wenig schönen Seite: Martin Stranzl biss und kratzte Sascha Mölders zwar nicht, er holte ihn jedoch so rüde von den Beinen, dass er dafür Gelb sah. Der Freistoß von Jan-Ingwer Callsen-Bracker kam dann allerdings nicht durch die Gladbacher Mauer hindurch. Besser machte es nur drei Minuten später der Neu-Augsburger Halil Altintop, der sich in zweiter Reihe unbedrängt den Ball zurechtlegte und scharf abzog - allerdings Zentimeter zu ungenau, der Ball kratzte am rechten Außenpfosten entlang. Der FC Augsburg war in der Anfangsphase offensiver, zwingende Torchancen konnten jedoch auch die Schwaben sich nicht erspielen, zu ungenau waren sie im entscheidenden Moment, zu dicht stand die Gladbacher Defensive.

Austänzeln und verwandeln

In der 23. Minute gelangte der Ball allerdings plötzlich auch einmal in den Augsburger Strafraum - und zwar nach einem trickreichen Zuspiel von Favre-Liebling Raffael direkt vor die Füße von Juan Arango. Der Venezolaner hämmerte den Ball aus kurzer Distanz allerdings nur an die Latte. Die Augsburger ließen sich davon nicht beeindrucken, sie machten weiter Druck. Tobias Werner bewies, dass er auch ohne Verband auf dem Kopf Fußball spielen kann: Er legte steil auf für André Hahn. Der 23-Jährige musste nur noch Torwart Marc-André ter Stegen überwinden und traf ins lange Eck (27.). Sein erstes Bundesliga-Tor.

Die Führung für Augsburg war verdient, doch sie bestand nicht lange. Raffael entwischte in der 33. Minute mit einer Drehung dem Gegner, passte zu Havard Nordtveit, der wiederum schnell an Max Kruse weitergab. Der 25-Jährige tänzelte Ragnar Kavan aus und verwandelte ins linke Toreck - so abgeklärt, wie es ein Nationalmannschaftsstürmer eben macht.

Es ging munter weiter

Die erste Halbzeit endete schwach, in der zweiten ging es dann wieder munterer weiter. Augsburg gab wieder den Ton an: Torschütze Hahn rutschte ganz knapp an einer Flanke von Matthias Ostrzolek vorbei (49.), Altintop und Werner kamen im Strafraum mehrmals zum Schuss. Allerdings stets zu harmlos.

Gladbach probierte es dagegen eigentlich nur noch einmal, dafür erfolgreich. In der 67. Minute kam Branimir Hrgota für Herrmann. Die Augsburger Defensive schien noch darüber zu diskutieren, wer für den Neuen auf dem Platz zuständig sei, da flankte Kruse auf Hrogata und der traf unbedrängt aus 14 Meter in Ruhe ins Tor (71.).

Der FC Augsburg, den viele zu Saisonbeginn noch als sicheren Abstiegskandidaten eingeschätzt hatten, mimte jedoch daraufhin ein Spitzenteam - und schaffte kurz vor Schluss den Ausgleich. Verheagh flankte flach in den Strafraum, Hahn kam nur mit der Fußspitze dran, ter Stegen konnte den Ball auch nicht fassen. Dafür stand Arakdiusz Milik am langen Eck und brauchte den Ball nur noch hineinzustupsen (88.) Auch bei Augsburg war also ein Einwechselspieler erfolgreich, Milik war erst in der 76. Minute erst auf den Platz gekommen. Ein alles andere als unverdienter Treffer für die Schwaben.

Nach dem Spiel sagte Torschütze Hahn: "Wir haben die Sache gut gemacht, ich denke der Punkte ist verdient." Die Gladbacher ärgerten sich über das späte Gegentor. "Wenn man so kurz vor Schluss den Ausgleich kriegt, ist man nicht ganz zufrieden", sagte Stranzl. Kruse urteilte: "Wenn du da hin willst, wo wir hinwollen, musst du solche Dinger gewinnen."

Der junge Christoph Kramer fiel in der Partie übrigens nicht besonders auf - immerhin auch nicht, indem er die Gegner biss und kratzte.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: